Waadt
Schweiz
Lesezeit: 5 min
Das Château de Chillon ist ein mittelalterliches Meisterwerk in einer atemberaubenden Umgebung zwischen dem Genfer See und den Schweizer Bergen. Am anderen Ende der Ziehbrücke erwartet Sie ein unvergessliches Erlebnis an einem Ort, der schon die größten Kunstschaffenden inspiriert hat. Nicht umsonst ist die Burg das am meisten besuchte historische Bauwerk in der Schweiz.
Auf dem Rundgang kann man rund dreihundert Objekte -wie Möbelstücken, Waffen und Rüstungen- bewundern. Besonders eindrucksvoll sind die figurativen Wandmalereien in der Camera domini, dem Schlafzimmer der Grafen und späteren Herzöge von Savoyen.
Die Wasserburg steht auf einer einer rund 100 Meter langen und 50 Meter breiten natürlichen Felseninsel Sie bot nicht nur Schutz, sondern sicherte und kontrollierte auch diesen Abschnitt der Via Francigena, der Weg, der den Norden und den Süden Europas verband und einen Teil des Pilgerroute nach Rom über den Großen St. Bernhard darstellte. Erstmals schriftlich erwähnt wird Chillon im Jahr 1150 als Besitz der
Gräfinnen und Grafen von Savoyen. Sie garantierten die Sicherheit und den Unterhalt der Straße und erhoben dafür Wegzoll.Das Gebäude ist über eine Brücke mit dem Land verbunden (früher eine Zugbrücke). Die Nordfassade durchbrochen von Schießscharten und von Maschikulis gekrönt, bildet die Burg, die Süd- oder Seefassade mit ihren prachtvollen gotischen Fenstern war die fürstliche Residenz. Dazwischen stehen der Bergfried und seine Schatzkammer, die über ein Wohngebäude mit den Wehrgängen verbunden sind. Die Räumlichkeiten von Chillon sind rund um drei Höfe verteilt.
Die ältesten, noch heute sichtbaren Burgteile sind die Fundamente einer mittelalterlichen Kapelle, ein Abschnitt der inneren Umfassungsmauer, sowie der untere Abschnitt des Hauptturms. Im 13. Jahrhundert dehnte Thomas I. von Savoyen seine Herrschaft nördlich des Genfersees aus, und ließ die Burg Chillon verstärken: Die landseitige Wehrmauer und ein erster Teil der großen Wohngebäude entstanden.
In der Mitte des Jahrhunderts kamen noch drei halbrunde Türme dazu, außerdem ließ Peter II. von Savoyen die Burg zu seiner Sommerresidenz umbauen. Im Untergeschoss von Chillon befinden sich eindrucksvolle gotische Gewölbe, in denen man neben Speisekammer und Weinkeller auch das Gefängnis fand.
Auch der berühmte mittelalterliche Burgenarchitekt James of St. George oder Jacques de Saint-Georges d’Espéranche arbeitete hier, bevor er für den englischen König Edward I in Wales die Burgen von Beaumaris, Conwy und wohl auch Caernarfon Castle entwarf und baute.
Als die Savoyen immer größere Teile der heutigen Westschweiz eroberten, verlor das Château de Chillon als Residenz an Bedeutung und wurde einem Kastellan übergeben. Im 15. Jahrhundert versuchte Amadeus VIII., der spätere Papst Felix V., das Schloss neu zu beleben, die Türme und Mauern werden ausgebaut. Doch der Konflikt zwischen den Herzögen und der eidgenössischen Stadt Bern verschärfte sich und im Jahr 1536 wurde Chillon nach einer dreiwöchigen Belagerung von den Bernern erobert. Der Kastellan und seine Bediensteten waren über den See geflohen.
Da Chillon im Burgunderkrieg in den 80er Jahren des 15. Jahrhunderts keine Schäden erlitten hatte, war es in einem sehr guten Zustand. Die neuen Besitzer ließen an der Seefassade ihr Wappen anbringen. Davon sind heute nur noch der obere Teil und die Ohren des Berner Bären zu sehen. In den nächsten 260 Jahren dient die Burg als Arsenal und Gefängnis. Die Verteidigungsanlagen werden für die Benutzung von Feuerwaffen modernisiert. Im Jahr 1733 verlässt der Landvogt das unkomfortable Schloss und wählt sich eine neue und vor allem moderne Residenz in Vevey. Chillon dient von nun an hauptsächlich als Lagerraum. Im Wappensaal findet man bis heute Wandmalereien, die das Familienwappen jedes einzelnen Landvogts zeigen.
Seit dem Jahr 1803 gehört das Bauwerk dem Kanton Waadt, der es als Gefängnis, Zeughaus, Waffenlager und Invalidenhospital nutzte. Im Hauptturm wurde ein Pulverlager eingerichtet.
Mit dem Beginn der Romantik wächst auch das Interesse an mittelalterlichen Burgen. Immer mehr Reisende besuchen Chillon, der bekannteste war vielleicht der englische Dichter Lord Byron im Jahr 1816. Sein Gedicht “Der Gefangene von Chillon” machte die Burg in der ganzen Welt bekannt. Bonivard, ein Probst aus Genf wurde wegen seiner anti-savoyischen Haltung in Chillon gefangen gehalten und nach Jahren von den Bernern befreit.
Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Château de Chillon restauriert. Seit dem 20. Jahrhundert befindet sich vor der Burg zwischen der Bahnlinie und dem Seeufer ein kleiner Savoyischer Park, sowie eine Promenade und Gärten. Ein moderner Empfangspavillon und das Café Byron sind die letzten Ergänzungen. Seit dem Jahr 2002 verwaltet die Schloss-Chillon-Stiftung das Bauwerk.
Das Schloss bietet maßgeschneiderte Besuchsangebote, gleichzeitig romantisch und historisch authentisch: Ob allein, zu zweit oder in der Gruppe, lassen Sie sich von einer mittelalterlich gewandeten Führperson oder dem Audioguide durchs Schloss begleiten oder entdecken Sie die Burg auf eigene Faust. Ein spannender Rundgang und die Videos auf verschiedenen Touchscreens nehmen Sie mit auf eine Zeitreise bis in die Epoche der Herzogen von Savoyen.
Das Schloss Chillon kann auch für Privatanlässe wie Festessen bei Kerzenlicht, Geburtstagsfeiern oder Führungen mit Weinprobe gemietet werden. Daneben bietet das meistbesuchte historische Monument der Schweiz das ganze Jahr über Ausstellungen, Aufführungen und Konzerte.
Wir danken den Verantwortlichen der Fondation du Château de Chillon für Texte und Photos. Die Bildrechte liegen dort.
täglich von 09:00h bis 18:00h (letzter Einlass um 17:00h)
November bis März (Am 25. Dezember und 1.Januar geschlossen):
täglich von 10:00h bis 17:00h (letzter Einlass um 16:00h)
(Stand 2022)
Alle Angaben ohne Gewähr. Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.