Loirereise – Etappe II: von Villandry nach Chinon

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Dieses Jahr ist es also die große Tour ins Tal der Loire, ins Herz der Grande Nation. Neben einer großartigen Landschaft und sehr freundlichen Gastgebern findet sich viel Geschichtsträchtiges in unzähligen Châteaus, Abteien und befestigten Ortschaften.

Für die erste Woche haben wir Saumur als Basis gewählt, da wir von hier aus den westlichen Teil des Loire-Kerngebietes gut erkunden konnten.

Das Gebiet der Loire erstreckt umfasst die alten Provinzen Anjou, Orléanais und Touraine. Im X. und XI. Jahrhundert beharkten sich hier die Grafen von Anjou und die Grafen von Blois. Diesen Zwistigkeiten setzte Philipp-August schliesslich ein Ende durch die Annexion des Anjou – und legte damit die Grundlage für den furchtbaren 100-jährigen Krieg, welcher die Region wesentlich mitprägte.

Und weiter geht’s:

Erste Station: Saumur 

Saumur – wurde den Grafen von Blois durch Foulques Nerra eingenommen (einem Mann, dessen Namen man immer wieder begegnet) und später unter Geoffroy Plantagenet erneut auf- und in der Folge gebaut.

René d’Anjou und Heinrich VI. gehören unter anderem zu den Eigentümern und machten Saumur über die Jahrhunderte ein wundervolles Schloss. Heute gibt es neben der Schlossanlage eine sehr reichhaltige Ausstellung zur Geschichte der Region zu sehen.

Jeden Morgen und jeden Abend konnten wir das Schloss auf unseren Sternfahrten bewundern.

Danach geht es weiter nach Villandry

Villandry ist der Traum jedes Gartenfans: 1189 bat hier Heinrich der II. Plantagenet seinen Widersacher Philipp-August um Frieden, musste aber dann nach Azay und Chinon fliehen. Im XIV. Jahrhundert wurde der Hauptturm umgebaut, 1532 wurde die Anlage von Jean Breton, einem Staatssekretär Franz I., zum Schloss um- und ausgebaut.

Die Gärten bieten reichlich Platz zum Flanieren: Gemüsegärten mit alten Sorten, hängende Weinpassagen, weiße und blaue „Räume“ im gotischen und italienischen Stil – selbst als nicht-ausgesprochener Gartenfan kommt man hier schnell ins Staunen und Schwärmen. Einzig die Menschenmassen waren ein Wermutstropfen: Villandry sollte man nicht unbedingt am Wochenende besuchen.

Nächste Station ist Azay-le-Rideau

Azay-le-Rideau wurde am Anfang des 16. Jahrhunderts in seiner heutigen Form auf einer Insel im Flüsschen Indre erbaut. Ein befestigter Turm befand sich wahrscheinlich an der Stelle, an der auch heute ein Turm zu sehen ist.


1418 belagerte Karl VI. die Anlage. Die damalige Besatzung stand auf Seiten Anglo-Burgunds und verspottet den Dauphin von den Mauern aus. Ein schlechte Idee: Nach Einnahme der Anlage liess Karl die gesamte Garnison erhängen und Dorf und Schloß niederbrennen. Nach diesen Vorkommnissen wurde das Schloss später auch Azay-le-Brulé genannt.

Das Schloss hat eine sehr umfangreiche und schöne Ausstellung, außerdem kann man im Parkcafé sehr gut Pause machen. Der Ort selbst ist mit seinen kleinen Gassen sehr niedlich, wenn auch etwas stark auf Touristen ausgelegt.

Ein Muss für Balzac-Fans: Château de Saché

Ganz in der Nähe von Azay-le-Rideau ist Schloss Saché, Sitz einer alten Baronie und im XVI. Jahrhundert umgebaut zum Renaissanceschloss.

Von außen unspektakulär, ist die Austellung im Haus umso spannender: In Saché schrieb Balzac einige seiner bedeutenden Stücke, hier fand er Inspiration und Vorlagen für zahlreiche seiner Charaktere.

Die Austellung zeigt Manuskripte, Buchausgaben, Korrespondenz und ein umfangreiches Bildverzeichnis. Für Balzac-Fans ein unbedingtes Muß.

Märchenhaftes Château d’Ussé

Schloss Ussé wurde im XV. Jahrhundert von Jean de Bueil auf den Resten einer alten Festung erbaut. Außerhalb des eigentlichen Schlosses findet man eine schöne Kollegialkapelle aus dem 16. Jahrhundert.

1659 lässt der Marquis de Valentinay, neuer Besitzer von Ussé, den kompletten Nordflügel entfernen, damit das Schloss zum Tal des Flüsschen Indre hin geöffnet ist.

Im Schloss gibt es neben der „üblichen“ Ausstellungen (Möbel, Garderobe etc.) eine Dornröschen-Ausstellung – hier auf Ussé soll der geistige Vater Dornröschens Charles Perrault zur Geschichte inspiriert worden sein.

Auf zu den Drachen der Forteresse Royale de Chinon

Château Chinon – durch die Lage auf dem Felsen Chinons war die Anlage schon immer von besonderer Bedeutung. Im X. Jahrhundert gehörte Chinon den Grafen von Blois, wechselte dann später an die Grafen von Anjou (Plantagenet). Henry macht später Chinon zum Zentrum seiner Macht, Henry II. Plantagenet baut die Anlage später weiter zur Festung aus.

Sein Sohn Richard Löwenherz stirbt später in Chinon an den Folgen einer Verwundung, die er in Chalus bekam. Der Festung fällt später während des 100-jährigen Krieges eine besondere Rolle zu.

Chinon war eines der Highlights dieser Reise. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn man im Palas an Stellen steht, auf denen 1.000 Jahre zuvor Henry II, Richard Löwenherz, Charles VII und Jeanne d’Arc schon standen – und damit ist die Liste historischer Persönlichkeiten noch lange nicht am Ende.

Mehr dazu in der Detailbeschreibung zu Chinon.

Der bezaubernde Abschluss einer langen Tour: Château du Rivau

Letzte Station dieser Etappe war Le Riveau, ein Schloss aus dem XIII. Jahrhundert. Neben einer skurril-unterhaltsamen Aussstellung im Schloss haben die heutigen Besitzer die Gartenanlagen in einen Märchenwald mit unendlich vielen, liebevollen Details verwandelt.

Besonders am frühen Abend macht das Licht einen Spaziergang im Park zu einem außergewöhnlichen Erlebnis. Ein toller Abschluss für einen anstrengenden Tag!

Loirereise – Etappe I: Von Fontevraud nach Baugé
Loirereise – Etappe II: von Villandry nach Chinon

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