Île-de-France
Frankreich
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Es begann mit „L’État c’est moi“ und endete mit “À Versailles!”. Vom Sonnenkönig zu den 6.000 Frauen, die sich im Oktober 1789 auf den Weg aus der Stadt Paris zum königlichen Schloss in Versailles machten, erstreckt sich die Geschichte einer der größten Schlossanlagen Europas.
Jahrhundertelang hatte der französische Adel die Macht des Königs herausgefordert. Also ließ Louis XIV 23 Km südöstlich der Hauptstadt Paris ein neues Machtzentrum errichten und setzte sich mit seinem Anspruch des absoluten Herrschers in den Mittelpunkt dieses Universums: „Le Roi-Soleil“.
Sein Vater Ludwig XIII hatte hier schon zwischen 1631 und 1634 ein kleines Jagdschloss in eine dreiflügelige Anlage ausbauen lassen. Dieses bildet den Kern für das heutige Schloss. Zum ersten Mal kam der spätere Louis XIV nach Versailles, als er im Alter von 3 Jahren zusammen mit seinem Bruder aus Furcht vor einer Pockenepidemie hierhergeschickt wurde. Als Jugendlicher besuchte er das Anwesen mehrere Male, es war ein beliebtes
Jagdgebiet. Nach seiner Krönung begann er bald den Palast seines Vaters umzubauen. Bis zum Tod Louis XIV sollte dieser Um- und Ausbau andauern, das Versailles seines Todesjahres 1715 sah im Wesentlichen so aus, wie das Schloss welches wir heute kennen.Sehenswertes in der Nähe:
- Château de Fontainebleau (74KM)
- Château de Vaux-le-Vicomte (66KM)
- Palais du Louvre (22 KM)
1661 wurden die Architekten Le Vau und Jules Hardouin-Mansart beauftragt mit dem Projekt zu beginnen. Es entstanden der “Le Vau Envelope” in den Jahren 1668-1670, hierbei wurde der alte Ziegelbau von zwei neuen Trakten ummantelt. Von 1678 bis 1684 wurden die Terrasse des Corps de Logis und die Spiegelgalerie errichtet. Mit seiner Länge von 75 Metern, welcher sich über die gesamte Breite des Mittelbaus erstreckt, und einer Breite von 10 Metern ist er einer der beeindruckendsten Räume der gesamte Anlage. 357 Spiegelflächen und 30 Deckengemälde unterstreichen die große Pracht dieses Saales. Hier fanden nicht nur die Staatsempfänge des Königs statt, im Jahr 1871 wurde hier das Deutsch Reich mit seinem Kaiser Wilhelm I ausgerufen, 1919 nach dem Ende des 1. Weltkriegs kam es hier zur Unterschrift des “Versailler Vertrags”.
Der Mittelpunkt des Schlosses bilden die Gebäude rund um den Marmorhof, hier befinden sich die Prunkgemächer der Familie des Königs und sein Thronsaal, der sogenannte Apollo Saal. Hier befindet sich auch der Spiegelssal, der die Säle des Krieges und des Friedens verbindet. Im Jahr 1710 kam noch die königliche Kapelle dazu, der Südflügel war schon 1678 begonnen worden, der Nordflügel 7 Jahre später.
Um die Hofangestellten unterzubringen wurde 1682 noch das vierflügelige Grand Commun errichtet. Platz und Unterkünfte für die Adeligen im verpflichtenden Hofdienst, die Angestellten und Bediensteten zu finden, war neben der Wasserversorgung stets das größte Problem von Versailles. 36.000 Menschen sollen an der Errichtung des Schlosses gearbeitet haben, später lebten bis zu 9.000 Menschen im Schloss.
Zeitglich mit dem Ausbau des Schlosses wurde der französische Landschaftsarchitekt André Le Nôtre mit der Gestaltung der Gärten beauftragt. Er hatte die Gärten im Schloss Vaux-le-Vicomte des Finanzministers Nicolas Fouquet entworfen und Louis wollte etwas, dass diese Pracht weit übertraf.
Aufgeteilt in den “Petit Parc” mit seinen Parterres, den Bosketten und dem Grand Canal und dem “Grand Parc” auf fast 800 Hektar mit seinen Gärten, Kanälen, kleine Wälder und Fontänen spiegelt sich die Macht und die Pracht des Schlosses in die Außenanlagen. Im Park wurden die Lustschlösser Grand Trianon für Françoise d’Aubigné, Marquise de Maintenon, letzte Mätresse und wohl morganatische Ehefrau Louis XIV und das Petit Trianon für Jeanne-Antoinette Poisson, die Marquise de Pompadour, Mätresse von Louis XV, gebaut. Auch der idealisierte Bauernhof “Hameau de la Reine” der Königin Marie Antoinette liegt im Park von Versailles.
Ab 1682 war Versailles offizieller Regierungssitz und blieb es bis König Louis XVI und Königin Marie Antoinette am 5. Oktober 1789 das Schloss für immer verlassen mussten. Obwohl der Palast von den Revolutionären in den folgenden Jahren zum Teil geplündert wurde und weitgehend leer stand, hat die Anlage die Revolution relativ unbeschadet überstanden. Der Hof kehrte aber nie wieder ins Schloss zurück. Napoleon wählte das bescheidenere Trianon als Sitz und der sogenannte Bürgerkönig Louis-Philippe I „König der Franzosen“ aus dem Haus Orléans ließ hier ein Museum einrichten, welches 1837 für die Allgemeinheit eröffnete.
Heute ist Versailles mit seinen Gartenanlagen, Museen und Parkschlössern für Besucher geöffnet.
Wir danken dem Château de Versailles für die Bilder, die Bildrechte liegen dort. (© EPV / T.Garnier)
Spannende Unterhaltung
Wer sich für eine höchst amüsante Beschreibung des Lebens in Versailles interessiert, dem sei dieses detailreiche Buch von William Ritchey Newton empfohlen:
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Der Film [amazon link=”B010R0BIVC” link_icon=”amazon” /] ist empfehlenswert für alle, die gerne einen Einblick in die Entstehung der Gärten nehmen möchten, auch wenn es die Liebesgeschichte zwischen Sabine De Barra und André Le Nôtre nie gegeben hat.
Ein Ticket für den Palast mit einer gebuchten Zugangszeit und die Gärten kostet 18,00€, ein Tagespass für alle Teile des Anwesens 30,00€.
Achtung: Es dürfen keine grossen Gegenstände (maximale Größe: 55cm x 35cm x 20cm) wie Rucksäcke oder Kinderwagen in das Schloss gebracht werden, eine Aufbewahrungsmöglichkeit gibt es hinter der Eintrittskartenkontrolle.
Jeden 1. Sonntag des Monats in den Monaten von November bis März ist eine Besichtigung der folgenden Räume kostenlos: die königlichen Gemächer und der Spiegelsaal, die Gemächer des Kronprinzenpaares und der Kinder, die historische Galerie, der Krönungssaal, die Jagdgalerie, Trianon und die Domaine von Marie-Antoinette.
1. April - 31. Oktober:
Dienstag - Sonntag von 09:00h bis 18:30h
01. November bis 31. März
Dienstag - Sonntag von 09:00 bis 17:30h
geschlossen am : 1. Januar, 1. Mai und 25. Dezember (der Park ist jedoch geöffnet)
Trianon
Dienstag - Sonntag von 12:00h bis 18:30h
Die Gärten schließen um 19:30h
Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
(Stand 2020)
Allgemeine Tipps Für Schlösser- und Burgentouren empfehlen wir das niederschlagsarme Frühjahr und den milden Herbst. Im Süden (z.B. im Katharerland) sollten Sie Touren gut vorbereiten (genug Wasser / Sonnenschutz LF 50) und nicht alleine gehen - die Orte sind zum Teil sehr abgelegen. WICHTIG: Checken Sie vor dem Besuch - gerade bei kleineren Schlössern - die Öffnungszeiten auf deren Website.
Tickets Viele französische Kulturdenkmäler gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Bestellen Sie - sofern möglich - die Karten vorab. Gerade bei vielen Schlössern im Loire-Gebiet oder Orten wie der Abtei Mont Saint Michel haben Sie teils SEHR lange Wartezeiten.
Reiseführer Wir verwenden gerne den Baedeker Reiseführer Frankreich oder Lonely Planet Reiseführer Frankreich (Lonely Planet Reiseführer Deutsch). Als Hosentaschen-Reiseführer nutzen wir außerdem den MARCO POLO Reiseführer Frankreich: Reisen mit Insider-Tipps.
Lese-Tipps
- Mehr auf burgen.de: Unsere Frankreich-Übersicht | Liste der schönsten französischen Burgen & Schlösser | Übersicht Loire-Schlösser
- Die Website des Französischen Fremdenverkehrsamtes (www.france.fr) ist eine schöne Quelle der Inspiration. Merci beaucoup.
- Wer sich auf die Kultur vorbereiten möchte, dem empfehlen wir das Buch "So sind sie, die Franzosen: Die Fremdenversteher von Reise Know-How" (Knapp) - etwas bissig, aber voller humorvoller Einsichten.
- Die Romanreihe Fortune de France von Robert Merle erzählt in 13 (!) Bänden die Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Ordentlicher Lesestoff - eine tolle Vorbereitung auf die Schlösser der Loire und all die Francois', Louis' und Henris, die einem in den Schlössern begegnen.
- Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien. Ihrem Leben kann man sich mit "Die Löwin von Aquitanien: Historischer Roman" von Tanja Kinkel unterhaltsam nähern.