Pays de la Loire
Frankreich
Lesezeit: 4 min
Der charmante Ort Ponts-de-Cé liegt im Herzen des Pays de la Loire, nur wenige Kilometer von Angers entfernt. Er liegt am Ufer der Loire und die vielen Brücken, die den Fluß hier überqueren, haben ihm seinen Namen gegeben. Archäologische Ausgrabungen zeigen, dass die ersten Brücken aus gallo-römischer Zeit stammen. Die lokale Geschichte erzählt, dass Dumnacus, Chef des Stammes der Anden in Ponts-de-Cé bei einem letzten gallischen Aufstand ein Jahr nach der Schlacht von Alesia im Jahr 51 v. Chr. von römischen Legionen besiegt wurde.
Die erste Festung von Ponts-de-Cé wurde um das Jahr 850 unter Charles II (Karl dem Kahlen) – dem Enkel Karls des Großen – erbaut. Sie sollte ein Bollwerk gegen die drohende Invasion der Normannen sein, die die Loire herauffuhren um das Hinterland zu plündern. Diese Burg, deren Standpunkt man heute nicht mehr kennt, bestand wahrscheinlich aus Holz und wurde später von einem feudalen
Steingebäude abgelöst, die den einzigen Übergang über die Loire zwischen Saumur und Nantes verteidigte.Diese Burg wurde von Guillaume des Roches nach kurzer Besetzung durch John Ohneland im Jahr 1206 zerstört und später wiederaufgebaut. Guillaume war ein französischer Adliger und Seneschall von Anjou. In seiner Treue schwankte er zwischen dem englischen König John Ohneland und Philipp II. von Frankreich. Er entschied sich für Frankreich und leitete 1205 die Belagerung und Eroberung des Château de Chinon.
König René von Anjou, – auch René der Gute – war der Sohn von Herzog Ludwig II. von Anjou und Jolanthe von Aragón, Schwager des französischen König Karl VII. Er galt als unkonventioneller Monarch, war ebenso exzentrischer wie gelehrter Liebhaber der Künste. Seine Residenz war das Château de Saumur. Er führte zahllose Titel und besaß viele Ländereien. Heute ruht er in einem Grab in der Kathedrale von Angers. René widmete er sich intensiv der Entwicklung seines Besitzes im Anjou, in Lothringen und der Provence.
Im Jahr 1440 wurde Ponts-de-Cé sein Lieblings-Zweitwohnsitz, umgeben von Gärten und Obstgärten. Hier gründete er die sogenannten „Baillée des filles“ -Festlichkeiten, die bis heute fortbestehen. Am Himmelfahrtstag versammelten sich die jungen Mädchen von 18 bis 20 Jahren im Hafen von Grand Large. Dort stiegen sie in Boote und fuhren zur Ile des Aireaux. Dort warfen die Mädchen Netze aus. Als das Fischen vorbei war, überreichte eines der jungen Mädchen dem Monarchen den schönsten Fisch und wurde im Gegenzug vom König geküsst. Letzterer sagte ihr dann, dass er sich um ihre Mitgift kümmern würde, wenn sie einen Fischer heiratete. Nach dem Tod von König René wurde die Feier jedes Jahr bis zur Revolution fortgesetzt, allerdings ohne das Versprechen einer Mitgift.
Louis XI traf hier im Jahr 1472 Philippe Commynes, einen flandrischen Adligen der seinen Herzog Karl den Kühnen von Burgund verraten hatte und zu dessen Feind – dem französischen König wechselte. Als Belohnung erhält er unter anderem eine Salzfarm in Ponts-de-Cé.
Unter der direkten Autorität des Königs von Frankreich oder seiner Cousins der Herzöge von Anjou ist die Burg ein Zwischenstopp für viele Herrscher. Henri IV macht hier Station auf dem Weg nach Angers, wo er das Edikt schrieb, das er 1598 in Nantes unterzeichnete.
Im 17. Jahrhundert war Les Ponts-de-Cé die Szene einer berühmten Schlacht zwischen Louis XIII. und seiner Mutter, Marie de Medici. Die Schlacht am 7. August 1620 wurde auch bekannt unter dem Namen Drôlerie des Ponts-de-Cé. Louis hatte die Regentin drei Jahre zuvor aus der Regentschaft entfernt und nun versuchte sie an die Macht zurückzukehren. Die „Drôlerie “ beschreibt die Flucht und Zerstreuung der Truppen der Königinmutter durch die königliche Armee. Die Niederlage war für Marie de Medici total. Am 10. August wurde der Frieden von Angers zwischen Louis XIII. und Marie de Médicis unterzeichnet.
Ab dem 17. Jahrhundert zeugen Graffiti an den Wänden von der Anwesenheit von Gefangenen. Unter dem Terror die Republikaner wurden hier die Vendée-Aufständischen eingesperrt.
1862 wird Château des Ponts-de-Céals als historisches Denkmal unter Denkmalschutz gestellt,1891 wird es Eigentum der Stadt. Heute beherbergt das Château ein Museum. Im Erdgeschoss findet man über 250 Kopfbedeckungen, Hüte und Kostüme aus dem Anjou des 19. Jahrhunderts. Außerdem stellt das Museum eine Sammlung von 500 Puppen in regionaler Kleidung aus. Das Museum bietet auch viele Wechselausstellungen hochwertiger zeitgenössischer Künstler.
Allgemeine Tipps Für Schlösser- und Burgentouren empfehlen wir das niederschlagsarme Frühjahr und den milden Herbst. Im Süden (z.B. im Katharerland) sollten Sie Touren gut vorbereiten (genug Wasser / Sonnenschutz LF 50) und nicht alleine gehen - die Orte sind zum Teil sehr abgelegen. WICHTIG: Checken Sie vor dem Besuch - gerade bei kleineren Schlössern - die Öffnungszeiten auf deren Website.
Tickets Viele französische Kulturdenkmäler gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Bestellen Sie - sofern möglich - die Karten vorab. Gerade bei vielen Schlössern im Loire-Gebiet oder Orten wie der Abtei Mont Saint Michel haben Sie teils SEHR lange Wartezeiten.
Reiseführer Wir verwenden gerne den Baedeker Reiseführer Frankreich oder Lonely Planet Reiseführer Frankreich (Lonely Planet Reiseführer Deutsch). Als Hosentaschen-Reiseführer nutzen wir außerdem den MARCO POLO Reiseführer Frankreich: Reisen mit Insider-Tipps.
Lese-Tipps
- Mehr auf burgen.de: Unsere Frankreich-Übersicht | Liste der schönsten französischen Burgen & Schlösser | Übersicht Loire-Schlösser
- Die Website des Französischen Fremdenverkehrsamtes (www.france.fr) ist eine schöne Quelle der Inspiration. Merci beaucoup.
- Wer sich auf die Kultur vorbereiten möchte, dem empfehlen wir das Buch "So sind sie, die Franzosen: Die Fremdenversteher von Reise Know-How" (Knapp) - etwas bissig, aber voller humorvoller Einsichten.
- Die Romanreihe Fortune de France von Robert Merle erzählt in 13 (!) Bänden die Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Ordentlicher Lesestoff - eine tolle Vorbereitung auf die Schlösser der Loire und all die Francois', Louis' und Henris, die einem in den Schlössern begegnen.
- Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien. Ihrem Leben kann man sich mit "Die Löwin von Aquitanien: Historischer Roman" von Tanja Kinkel unterhaltsam nähern.