Pays de la Loire
Frankreich
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Das Château du Plessis-Bourré befindet sich nur 15 Kilometer nördlich von Angers im schlösserreichen Loire-Tal. Umgeben von einem Wassergraben zeigt sich das Château so, wie schon bei seiner Erbauung im 15. Jahrhundert – eine Mischung aus Festung und Märchenschloss am Übergang zwischen der Architektur des Mittelalters und den eleganten Verzierungen der Renaissance.
Tatsächlich zählt es mit seinem bedeutenden Verteidigungssystem, den beeindruckenden doppelten Zugbrücken – eine für Fußgänger, eine für Reiter und Wagen -, den großen Gräben, dem Brüstungsgang und dem Verlies zu den Festungen des Spätmittelalters, aber die offensichtliche Finesse der Fensterkonstruktionen und seines Torbogens sowie der Reichtum der Innendekoration markieren definitiv den Beginn der Renaissance.
In nur fünf Jahren, von 1468 bis 1473, wurde das Schloss von Plessis-Bourré für einen Bürger aus dem Anjou gebaut. Sein Name war Jean Bourré. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Paris trat er um 1442 im Alter von 19 Jahren in den Dienst
des Dauphins Louis, Sohn Charles VII. Er folgte ihm zunächst in die Dauphiné, wohin Louis aus Angst vor seinem Vater geflüchtet war, und dann 1456 nach Flandern, in die Nähe Philipp des Guten, des Herzogs von Burgund, wo er bis zum Tod Charles VII. im Jahr 1461 blieb.In den folgenden Jahren solle er für die Valois-Monarchie unentbehrlich werden. Mit der gleichen Treue war er der Schatzmeister von Charles VIII. und dann von Louis XII. Außerdem war er Hauptmann des Schlosses von Langeais und Gouverneur des Dauphins Charles VIII. in Amboise; unter der Herrschaft des letzteren wurde er dann Hauptmann des Schlosses von Angers. Er starb im Alter von 82 Jahren im Jahre 1506, und sein Herz wurde in der Kapelle von Plessis-Bourré beigesetzt.
Louis XI. besuchte Jean häufig auf dem neu errichteten Château du Plessis-Bourré. Nach der Besichtigung des Schlosses ernannte er Jean Bourré zum Minister für königliche Bauten. Louis XI. gründete auch einen Ritterorden, die Ritter des Ordens von Saint Michel, der aus sechsunddreißig Rittern bestand, darunter Jean Bourré. Jedes Jahr findet im September das „Tournoi de l’Ordre de Saint-Michel“ in Plessis-Bourré statt. Hier lassen Ritter in Rüstungen die große Tradition des französischen Mittelalters, das Ritterturnier, wieder aufleben.
Le Plessis-Bourré ist das einzige der Schlösser die Jean Bourré baute, das unversehrt erhalten geblieben ist und auch das innovativste. Es ist auf einer von einem Graben umgebenen Plattform gebaut und wird von drei Zugbrücken, einem befestigten Tor und einem Bergfried verteidigt. Die umgebende Terrasse erlaubt es, die Kanonen in der Batterie niedrig zu feuern. Die Artillerie steckte damals noch in den Kinderschuhen.
Seine Eleganz, der herrschaftliche Hof, die Arkadengalerie, die großen, von hohen Sprossenfenstern erhellten Räume, die reiche Dekoration und der Komfort der Innenräume, die von verschiedenen Königen Frankreichs geschätzt wurden, führten die Renaissance ein. Jean Bourré, der sich sehr für die Alchemie interessierte, hinterließ uns bedeutende und geheimnisvolle Dekorationen, die wahrscheinlich zu den schönsten in Frankreich gehören und voller esoterischer Symbolik sind. Die Verzierungen des Gardesaals in Le Plessis-Bourré, die „dem raffinierten und universellen Geschmack der mittelalterlichen Gesellschaft für die Symbolik von Bildern“ folgt, scheint von Jean Bourrés okkulten Beschäftigungen zu zeugen. Diese Ikonographie wird durch andere Dekorationen vervollständigt, die im ganzen Schloss verstreut sind, vor allem an der Fassade des Grand Logis und der Escalier de France.
Der Ehrensaal ist seit dem 15. Jahrhundert nahezu identisch geblieben und enthält einen schönen flämischen Wandteppich. Der Empire-Saal umfasst Möbel aus der napoleonischen Zeit des frühen 19. Jahrhunderts, während die Bibliothek eine Sammlung von über 3.000 Büchern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zeigt.
Im Gegensatz zu vielen anderen berühmten Schlössern gibt es keine historischen Aufzeichnungen über kriegerische Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Château du Plessis-Bourré. Dies mag der Grund für seinen weitgehend unveränderten Zustand seit dem 15. Jahrhundert sein. Das Schloss diente seinen Bewohnern jahrhundertelang vor allem als Wohnsitz. Während des Ersten Weltkriegs diente es als Lazarett, in dem verwundete Soldaten in dem Raum, der heute als Bibliothek genutzt wird, medizinisch versorgt wurden.
Nach verschiedenen aufeinanderfolgenden Besitzern wurde es 1911 von Herrn Vaïsse, dem Großonkel des heutigen Besitzers, gekauft. Als großer Kunstliebhaber trug er zur Restaurierung und Verschönerung des Schlosses bei. Im Jahr 1931 wurde das Schloss von Plessis-Bourré unter Denkmalschutz gestellt. Nach dem Tod von Herrn Vaïsse öffnete sein Nachfolger und Neffe, der Herzog von Dalmatien, das Schloss 1955 für die Öffentlichkeit.
Heute kümmern sich seine Nachkommen um die Erhaltung des authentischen und familiären Charakters. Als Nachkommen dreier Marschälle haben sie es mit Andenken an das kaiserliche Epos bereichert. Auf einem geschützten Naturgelände von 400 Hektar können die Besucher bei der Besichtigung dieses privaten historischen Denkmals, das möbliert und bewohnt ist, ein Schloss entdecken, das sowohl eine Festung als auch ein Lustschloss ist. Das ganze Jahr über (oder fast das ganze Jahr über) gibt es viele Veranstaltungen, die an die großen Stunden der französischen Geschichte erinnern.
Wir danken den Verantwortlichen des Château du Plessis-Bourré für Texte und Photos. Die Bildrechte liegen dort.
Kinder (7-16): 7,00€ // mit Führung 9,00€
Familie (2 Erwachsene + 2 Kinder(7-18 Jahre alt.) :30,00€ & 5,00€ pro weiteres Kind // mit Führung 35,00€ & 5,00€ pro weiteres Kind
Die Führungen werden auf Französisch durchgeführt. Für Führungen in anderen Sprachen ist eine Reservierung erforderlich.
Übersetzungsblätter für Führungen sind in 5 Sprachen verfügbar: Englisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Russisch.
(Stand 2021)
Selbstgeführte Tour: 14:00h bis 17:00h (täglich außer montags) (letzter Einlass um 16:15h)
Geführte Tour: 15:00h (nur an Wochenenden)
April, Mai, Juni
Selbstgeführte Tour: 10:00h bis 18:00h Dienstag bis Sonntag (letzter Einlass um 17:15h)
Dienstag nur 14:00 bis 18:00h
Geführte Tour: um 11:00h (täglich außer montags,dienstags) // um 15:00h (jeden Tag außer montags)
Vom 1. Juli bis 29. August
Selbstgeführte Besichtigung: Täglich von 10:00h bis 18:00h (letzter Einlass um 17:15h)
Geführte Besichtigung: täglich um 11:00h und um 15:00h
September
Selbstgeführte Tour: 10:00h bis 18:00h Dienstag bis Sonntag (letzter Einlass um 17:15h)
Dienstag nur 14:00 bis 18:00h
Geführte Tour: um 11:00h (täglich außer montags,dienstags) // um 15:00h (jeden Tag außer montags)
Das Château du Plessis-Bourré bleibt am 3. September 2021 ausnahmsweise geschlossen, um das jährliche St. Michael-Turnier am 4. und 5. September 2021 vorzubereiten.
Oktober, November
Selbstgeführte Tour: 14:00h bis 17:00h (täglich außer montags) (letzter Einlass um 16:15h)
Geführte Tour: 15:00h (nur an Wochenenden)
(Stand 2021)
Alle Angaben ohne Gewähr. Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
Die Schlösser des Loire-Tals sind ein unvergessliches Erlebnis - vermeiden Sie lange Wartezeiten an der Kasse, indem Sie die Eintrittskarten online kaufen. Ist Ihr Schloss hier nicht dabei? Hier gibt's viele weitere Tickets.
- Reiseführer - wir haben für unsere Vorbereitung 2 Favoriten: Michelin: Schlösser an der Loire und der Kulturreiseführer "Tal der Loire (Dumont)". Als leichte Kost haben wir den "Vis-a-Vis Loire-Tal (Dorling Kindersley)" griffbereit.
- Reisezeit - Burgen, Schlösser & Gärten besucht man am besten zwischen Mai und Ende August. Öffnungszeiten für die Objekte sollte man IMMER separat recherchieren, da jedes Objekt ein eigenes „Süppchen kocht“. Wir standen Mitte September vor etlichen verschlossenen Türen.
- Unterkünfte - für eine Schlösserreise an die Loire empfehlen wir 2-3 zentrale Hotels, von denen aus man sternförmig die Gegend erkundet. Im Westen z.B. das Loire & Sens (etwas südlich von Angers gelegen), zentral gelegen das traumhafte Fontevraud L'Hôtel - hier wohnt auch Eleonore von Aquitanien ;) - und im Osten z.B. das "A la Fleur de Lys" in Langeais. Damit haben Sie sehr gute Ausgangspositionen zu über 400 Schlössern.
- Franz. Fremdenverkehrsamt
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