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Das Zerbster Schloss zählte zu den bedeutendsten Barockbauten Mitteldeutschlands, bis es 1945 zerstört wurde. Vor allem Dank des Förderverein Schloss Zerbst e. V., der es sich seit dem Jahr 2003 zur Aufgabe gemacht hat dieses kulturhistorisch bedeutende Bauwerk zu erhalten und die originalgetreue Wiederherstellung des Äußeren des östlichen Schlossflügels als Ziel vor Augen hat, lohnt es sich wieder Schloss Zerbst zu besuchen. Eng verbunden mit der russischen Zarin Katharina II (die Große) aus dem gleichnamigen Haus, die hier einen Teil ihrer Jugend verbrachte, wandelt man auf historischen Spuren.
Ursprünglich befand sich an dort wo man heute das Schloss findet eine slawische Wasserburg. Die erste Erwähnung einer Burg findet man 1196, die einer Kapelle im Jahr 1215. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Burg immer wieder verändert und erweitert. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts war die Anlage baufällig, die Vernachlässigung während des Dreißigjährigen Krieges tat ein übriges, außerdem entsprachen die
Gebäude im Stil der Renaissance nicht mehr dem Zeitgeschmack.Die finanzielle Situation in der zweiten Hälfte dse 17. Jahrhunderts erlaubte es einen Naubau zu planen. Fürst Carl Wilhelm begann mit dem ehrgeizigen Projekt, das vier Generationen währen sollte. Der niederländische Baumeister Cornelis Ryckwaert entwarf eine barocke Dreiflügelanlage für deren Errichtung mussten die nördlichen Teile der Burganlage abgetragen werden. Das so gewonnene Material bildete die Fundamente des Neubaus. Grundsteinlegung war im Jahr 1681, der Haupbau war schon 8 Jahre später zumindest im Rohbau vollendet. Dann begann der Ausbau der Innenräume unter dem italienischen Baumeister und Stukkateur Giovanni Simonetti. Prächtige Stuckdecken und schöne Kamine entstanden, zu Ostern war das Corps de logis fertiggestellt und konnte im Juni des Jahres offiziell eingeweit werden. Der Geburtstag der Fürstin Sophia bildete den passenden Rahmen.
1703 ließ Hofbaumeister Giovanni Simonetti den Bau des Westflügels beginnen, der 12 Jahre später vollendet wurde. 1717 begann man die Errichtung der Schlosskapelle, die feierliche Einweihung war Oktober 1719.
In der dritten Bauperiode ab 1721 wurde der südliche Mittelrisalit des Corps de logis zu einem Schlossturm mit barocker Haube ausgebaut, im Auftrag von Fürst Johann August. Der 1725 vollendete Turm beherrschte von nun an die Schlossanlage. Der Westflügel wurde um einen Pavillionanbau mit dem Appartement des Fürsten erweitert. Fürst Johanns starb ohne Nachfolger, so dass nacheinander dessen Cousins aus einer anderen Linie des Hauses Anhalt die Regentschaft in Zerbst übernahmen.
Fürst Johann Ludwig und dessen Bruder Fürst Christian August – Vater von Katharina der Großen – wollten die Anlage vollenden. 1743 wurden die noch bestehenden Teile der alten Burg abgetragen, hier sollte der Ostflügel entstehen. Moden und Geschmack hatten sich verändert, der Innenausbau wurde im Stil des friderizianischen Rokokos gestaltet. Doch die zweite Etage wurde zu diesem Zeitpunkt nicht vollendet. Nach diplomatischen Verwicklungen mit dem Preußenkönig Friedrich II. mussten die Witwe des Fürsten mit ihrem Sohn Friedrich August, dem letzten Fürsten von Anhalt- Zerbst im Jahr 1758 fliehen und die Bauvorhaben am Schloss kamen zum Erliegen.
Mit Erlöschen des Zerbster Fürstenhauses 1793 fiel das Schloss an die Linie Anhalt-Dessau. Im Jahr 1918 mussten sie abdanken, es wurde eine Kulturstiftung für die Weiternutzung der Schlösser gegründet. In Zerbst entstand 1921 ein Schlossmuseum, nun wurde auch das obere Geschoss des Ostflügels fertiggestellt.
Am 16. April 1945 wurde das Residenzschloss von Bomben getroffen und brannte vollständig aus. Die nicht ausgelagerten wertvollen Bestände gingen durch Zerstörung und Plünderungen fast völlig verloren. Im Dezember 1947 erfolgte die Übereignung des Schlossgartens inklusive Schlossruine an die Stadt Zerbst, deren Ziel die Vernichtung der barocken Dreiflügelanlage war. Der Corps de logis und der Westflügels wurde zerstört. Nur die immer mehr verfallende Ruine des Ostflügels ließ die einstige Pracht des Residenzschlosses erahnen. Um das Schloss zu retten wurde im März 2003 ein Fördervereins gegründet, der mit einem hohen Eigenanteil die Schlossruine seither Schritt für Schritt gesichert. Unterstützt wird das Projekt von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.
Wir danken den Verantwortlichen des Förderverein Schloss Zerbst e. V. für Texte und Photos. Die Bildrechte liegen dort.
Dienstag bis Samstag: 10:00h bis 12:00h und 13:00h bis 17:00h (letzter Einlass um 11:30h bzw. 16:30h)
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(Stand 2020)
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