Provence-Alpes-Côte d’Azur
Frankreich
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Im Meer vor Marseille, nur zwei Kilometer von der Stadt entfernt, liegt der Archipel von Frioul mit 4 Inseln aus Kalksteinfelsen, die zum Nationalpark Calanques gehören. Mit ihrer strategischen Lage sind sie ein natürlicher Schutz für die Stadt Marseille. Unter ihnen ist die Insel If, bevölkert von Möwen. Nicht weil sie mit der Eibe (l’if) bewachsen war, sondern weil „hypos“ „kleine Insel“ bedeutet, hat sie diesen Namen.
Eine Überfahrt mit dem schönsten Panoramablick auf Marseille
Die Insel hat eine Fläche von 33.125 Quadratmetern mit einer maximalen Breite von 180 Meter und einer maximalen Länge von 300 Metern. Die Fahrt zum Château d’If ist an sich schon eine sehr schöne Spazierfahrt. Sie können auf dem Seeweg mit Croisières Marseille Calanques oder Frioul Express dorthin gelangen. Beide Shuttles stehen am Vieux-Port zur Verfügung, und die Überfahrt dauert etwa 15 Minuten und man kann den schönste Panoramablick auf Marseille genießen.
König François I braucht eine Seefestung
1516
machte François I, König von Frankreich, nach dem Sieg von Marignan in Marseille Station. Von der Insel If aus studierte er die Verteidigungsanlagen der Stadt und stellte fest, dass nichts sie vor einer Invasion schützte. Marseille galt als „das schönste Fenster des Königreichs Frankreich im nördlichen Mittelmeer“. Daraufhin ordnete er den Bau einer Festung auf der Insel an.Schutz für die neue königliche Galeerenflotte
Erst 1524, nach einem Angriff von Karl V., wurden die ersten Mauern des Schlosses errichtet, um den Zugang zum Hafen von Marseille endgültig zu schützen. Der Bau des Schlosses wurde im Juli 1531 abgeschlossen. Die Festung sollte aber noch weitere Zwecke erfüllen: Sie sollte der neuen königlichen Galeerenflotte Deckung bieten und das 1480 an Frankreich angegliederte Marseille bewachen. Der Grundriss ist der eines Quadrats mit 28 m Seitenlänge mit 3 flankierenden, zylindrischen Türmen, so verfügte das Château d’If über eine beachtliche Feuerkraft. Es war so gefürchtet, dass es nie angegriffen wurde.
Ein ideales Gefängnis
So begann die Zeit als Staatsgefängnis nur wenige Jahre nach seiner Fertigstellung, in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die geografische Lage des Schlosses und seine Architektur machten es zu einem idealen Gefängnis, aus dem es unmöglich schien, zu entkommen. Wer sich der Obrigkeit widersetzte, wurde hier von 1580 bis 1871 eingekerkert, vor allem Protestanten und Republikaner. Der erste Gefangene war wahrscheinlich der Ritter Anselme im Jahr 1580 wegen Verschwörung gegen die Monarchie, dann Mirabeau, der 1774 mit einem lettre de cachet (Haftbefehl des Könige ohne richterliches Urteil) eingesperrt wurde.
Napoleons General Jean-Baptiste Kléber
Die Lebenserwartung der Häftlinge in den Zellen im Erdgeschoss mit beklagenswerten Haftbedingungen wurde auf 9 Monate geschätzt. Im Obergeschoss waren größere Zellen für wohlhabende oder prestigeträchtige Gefangene reserviert. General Jean-Baptiste Kléber – General der französischen Revolutionsarmeen. Napoleon hatte ihm bei seiner Abreise aus Ägypten das Oberkommando überlassen- war der letzte berühmte Gefangene, aber erst nach seinem Tod – er wurde 1800 in Kairo ermordet – und seine sterblichen Überreste wurden 1801 nach Marseille überführt. Sein Sarg blieb 18 Jahre lang vergessen im Château d’If.
Haus des souveränen Volkes
Nach den Unruhen vom Juni 1848 wurden 120 Personen im Château d’If inhaftiert. Aus dieser Zeit stammt auch die Inschrift „Hôtel du peuple souverain“ (Haus des souveränen Volkes), die über dem alten Tor zum Innenhof zu sehen ist. 304 Gefangene wurden nach dem Staatsstreich vom 2. Dezember 1852 in If eingepfercht, bis sie nach Algier und Französisch-Guayana deportiert wurden.
Gaston Crémieux war im Jahr 1871 Chef der Kommune von Marseille. Dieser Aufstand (in Verbindung mit der Pariser Kommune) wurde von General Espivent blutig niedergeschlagen. Gaston Cremieux wurde von einem Militärgericht zum Tode verurteilt und starb im Alter von fünfunddreißig Jahren, nachdem ein Gnadengesuch abgelehnt worden war. Auch er war „Gast“ in If.
Seit 1890 ist das Château d’If für die Öffentlichkeit zugänglich.
Zwei Legenden machen das Château d’If in der ganzen Welt berühmt
Schon vor dem Bau des Schlosses war der erste vermeintliche Gefangene das einzige asiatische Nashorn, das zu dieser Zeit europäischen Boden berührt hatte. Es wird erzählt, dass das Geschenk von König Emanuel von Portugal an Papst Leo X. auf seiner langen Reise auf der Insel If Halt machte. Der Anekdote nach erhielt der Papst sein Geschenk nicht lebendig, sondern ausgestopft, da das Schiff, das es transportierte, in der Bucht von Genua Schiffbruch erlitten hatte.
Untrennbar ist der Name Edmond Dantès mit dem Gefängnis verbunden. Alexandre Dumas veröffentlichte 1844 „Der Graf von Monte Cristo„. Sein Hauptprotagonist war in If inhaftiert. Der Roman ist sehr populär, wurde in die meisten Sprachen übersetzt und inspirierte dreiundzwanzig Filme. In seiner Kindheit hörte Dumas, wie sein Vater das Château d’If als einen Ort erwähnte, der der Erinnerung an Kleber gewidmet war. Im 19. Jahrhundert war das Gefängnis berüchtigt für seine unwürdigen und verwahrlosten Bedingungen. Er besuchte es zum ersten Mal im Dezember 1834, während einer Reise zum Mittelmeer.
Zu Beginn der Handlung wird der Held Edmond Dantes zu Unrecht der bonapartistischen Verschwörung beschuldigt. Seine Strafe: Einschluss in den unwirtlichen Zellen des Château d’If! Dort wird er seine Rache planen… Nach 14 Jahren gelang ihm mit Hilfe eines Mitgefangenen, des Abtes Faria, die Flucht aus seiner Zelle. Edmond gelingt es, auf dem Seeweg aus dem Gefängnis zu entkommen, woraus heute die berühmte Monte-Christo-Herausforderung resultiert, eine 5 km lange Schwimmstrecke vom Château d’If zum Strand von Prado.
Dies ist der Anfang der Geschichte des Grafen von Monte Cristo. Eine der ersten Zellen, die Sie im Schloss besuchen, ist die von Edmond Dantes. Es gibt sogar das berühmte Loch, das seine Zelle mit der des Abtes verbindet. Vor allem diesem Roman ist es zu verdanken, dass das Schloss weltberühmt ist und 100.000 Besucher pro Jahr empfängt.
Wir danken dem Centre des Monuments Nationaux für Infos und Photos. Die Bildrechte liegen dort.
Kinder bis 18 Jahre sind kostenfrei
Die französischer Führer im Taschenbuchformat begleitet bei der Entdeckung des Denkmals. Sie kosten 7,60€. Es gibt aber auch eine Broschüre auf Deutsch.
Freier Eintritt: Das Denkmal ist während der Europäischen Tage des Denkmals (3. Wochenende im September) frei zugänglich; am 1. Sonntag des Monats (vom 1. Februar bis 31. März), bitte erkundigen Sie sich nach den Bedingungen für freien Eintritt. Freier Eintritt für 18- bis 25-Jährige mit EU-Staatsangehörigkeit und/oder Wohnsitz in der EU, zu zahlen vor Ort am Tag des Besuchs.
Das E-Ticket ist zu Hause auszudrucken oder auf einem Handy (Smartphone oder Tablet) vorzuzeigen; für letzteres laden Sie bitte Ihre E-Tickets vor Ihrem Besuch herunter(das Internet hat am Denkmaleingang keinen guten Empfang).
(Stand 2021)
10:30h bis 18:00h
1. Oktober bis 31.März:
10:30h bis 17:15h
Montags geschlossen
Achtung : Aufgrund der Witterung kann es vorkommen, dass Château d’If nicht geöffnet ist. Die Abfahrten der Fähren sind wetterabhängig. Der Fährpreis ist nicht in der Eintrittskarte enthalten.
Es gibt keine Gepäckaufbewahrung im Denkmal.
(Stand 2021)
Alle Angaben ohne Gewähr. Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
Allgemeine Tipps Für Schlösser- und Burgentouren empfehlen wir das niederschlagsarme Frühjahr und den milden Herbst. Im Süden (z.B. im Katharerland) sollten Sie Touren gut vorbereiten (genug Wasser / Sonnenschutz LF 50) und nicht alleine gehen - die Orte sind zum Teil sehr abgelegen. WICHTIG: Checken Sie vor dem Besuch - gerade bei kleineren Schlössern - die Öffnungszeiten auf deren Website.
Tickets Viele französische Kulturdenkmäler gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Bestellen Sie - sofern möglich - die Karten vorab. Gerade bei vielen Schlössern im Loire-Gebiet oder Orten wie der Abtei Mont Saint Michel haben Sie teils SEHR lange Wartezeiten.
Reiseführer Wir verwenden gerne den Baedeker Reiseführer Frankreich oder Lonely Planet Reiseführer Frankreich (Lonely Planet Reiseführer Deutsch). Als Hosentaschen-Reiseführer nutzen wir außerdem den MARCO POLO Reiseführer Frankreich: Reisen mit Insider-Tipps.
Lese-Tipps
- Mehr auf burgen.de: Unsere Frankreich-Übersicht | Liste der schönsten französischen Burgen & Schlösser | Übersicht Loire-Schlösser
- Die Website des Französischen Fremdenverkehrsamtes (www.france.fr) ist eine schöne Quelle der Inspiration. Merci beaucoup.
- Wer sich auf die Kultur vorbereiten möchte, dem empfehlen wir das Buch "So sind sie, die Franzosen: Die Fremdenversteher von Reise Know-How" (Knapp) - etwas bissig, aber voller humorvoller Einsichten.
- Die Romanreihe Fortune de France von Robert Merle erzählt in 13 (!) Bänden die Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Ordentlicher Lesestoff - eine tolle Vorbereitung auf die Schlösser der Loire und all die Francois', Louis' und Henris, die einem in den Schlössern begegnen.
- Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien. Ihrem Leben kann man sich mit "Die Löwin von Aquitanien: Historischer Roman" von Tanja Kinkel unterhaltsam nähern.