South West England
GB - England
Lesezeit: 6 min
Dartmouth Castle ist eine der am schönsten gelegenen Festungen in ganz England. Seit über 600 Jahren bewacht es den schmalen Eingang zur Mündung des Flusses Dart und den geschäftigen, pulsierenden Hafen von Dartmouth
Das erste Castle wurde 1388 gebaut von John Hawley, dem Bürgermeister von Dartmouth. John Hawley war ein erfolgreicher und wohlhabender Kaufmann, der zweimal als Abgeordneter der Stadt fungierte. Er war auch ein berühmter Freibeuter, während der Kriege mit Frankreich und wurde sogar kurzzeitig im Tower of London inhaftiert, weil er bei der Auswahl der Schiffe, die er auf See kaperte, nicht allzu wählerisch war. Trotzdem blieb er Zeit seines Lebens ein geachteter Bürger und abenteuerlustiger Kaufmann.
Der Krieg mit Frankreich
Zu dieser Zeit befand sich England im Krieg mit Frankreich. Doch während die Länder im 100-jährigen Krieg kämpften, tauschten die Seeleute von Dartmouth weiterhin Wolle, Zinn und Trockenfisch gegen europäischen Wein und Leinen. In Ermangelung einer eigenen Marine bediente sich
Schiffe neutraler Länder sollten in Ruhe gelassen werden und auch die französischen Schiffe während der verschiedenen Waffenstillstände. Doch den Seeleuten aus Dartmouth ging es mehr um Profit als um Diplomatie. Ihre zweifelhaften Aktivitäten führten dazu, dass sich die königlichen Behörden häufig einschalten mussten, um Beschwerden aus dem Ausland zu schlichten.
Freibeuter und angesehener Bürger
John Hawley war einer der reichsten und erfolgreichsten dieser “Freibeuter” und galt als skrupellosen Charakter. Noch in seinem letzten Lebensjahr, mit fast 60 Jahren, wurde er als einer von mehreren Schiffern angeklagt, 17 fremde Schiffe illegal beschlagnahmt zu haben. Er wurde in Dartmouths prächtigster Kirche beigesetzt und gilt als einer der Prototypen des Schiffsherrn aus dem 7. Fragment der Canterbury Tales von Geoffrey Chaucer gilt.
Es war nicht verwunderlich, dass die Franzosen Vergeltung übten, und Dartmouth war ein natürliches Ziel für ihre Überfälle. Richard II. war nicht bereit, königliche Gelder für die Verteidigung der Stadt auszugeben, aber er drängte den Bürgermeister der Stadt, John Hawley, die Verteidigung von Dartmouth gegen Angriffe zu stärken.
Die Festung steht auf einer felsigen Halbinsel an der engsten Stelle der Dart-Mündung mit einer Reihe von mit Zinnen versehenen Türmen, die durch eine hohe Umfassungsmauer miteinander verbunden waren. Von dieser “Festung” aus konnten mit Katapulten und Handfeuerwaffen bewaffnete Männer die Flussmündung gegen feindliche Schiffe verteidigen.
Die erste Anlage wurde erst um 1403 fertiggestellt. Nur ein Rundturm, ein Teil der Mauer und ein tiefer Graben sind davon erhalten geblieben.
Zwei mächtige Geschütztürme und eine Kette
Auch nach dem Ende des Krieges 1453 fürchtete man weiter eine französische Invasion. 1462 forderte Edward IV. die wohlhabenden Kaufleute von Dartmouth auf die Verteidigungsanlagen zu verstärken. Fast 20 Jahre später – ab ca. 1481 – wurde der imposante Gun Tower aus Kalkstein gebaut, und der Square Tower aus Schiefer ergänzt. Wahrscheinlich war dies die erste Befestigung in England die errichtet wurde, um mächtige Geschütze aufzustellen. Mit den sieben Geschützpforten in den Mauern des Square Towers, welche zur Seeseite liegen und den drei Pforten im Gun Tower war die Burg eine mächtiger Schutz.
Jetzt hatte man eine stark Artilleriestellung mit einer schweren Eisenkette, die sich über die Flussmündung bis zum Kingswear Castle am Ostufer erstreckte. Die Arbeiten am Bollwerk wurden aber erst 1493 endgültig abgeschlossen.
Wem gehört das Castle?
Dartmouth Castle wurde von der Stadt Dartmouth erbaut und befand sich in ihrem Besitz. Das änderte sich im Jahr 1552, als die Familie Carew – typischer Tudor-Landadel – verärgert war über die Macht der hiesigen Kaufleute. Er behauptete, die Burg sei auf seinem Land errichtet worden.
Im Jahr 1547 wurde Lord Peter Carew zum Lord of the Borough of Dartmouth und zum Abgeordneten der Stadt. Er nutzte seine Position, um Dartmouth Castle zu besetzen, die Schlösser auszutauschen, die Garnison zu vertreiben, und seine eigenen Männer an deren Stelle zu setzen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1575 verwaltete er die Burg als seinen eigenen Besitz, obwohl die Stadt ihn vor Gericht brachte.
Der englische Bürgerkrieg und danach
Die Verteidigungsanlagen wurden über die Jahrhunderte immer an die neuesten Militärentwicklungen angepasst. Während des Bürgerkrieges wurde die Burg von den Royalisten nach einmonatiger Schlacht eingenommen, sie hielten die Anlage für 3 Jahre, bis im Jahr 1646 die parlamentarischen Truppen unter Sir Thomas Fairfax Dartmouth Castle attackierten und eroberten.
Nach 1646 wurden die Verteidigungsanlagen von Dartmouth in der Regel von der Regierung und nicht mehr von der Stadt kontrolliert. Am Ende des 17. Jahrhunderts begann die Instandhaltung jedoch nachgelassen zu haben – man sprach um 1715 bereits von einem “ruinösen Zustand” und von der Kette waren nur noch 6 Meter übrig. Erst im 19. Jahrhundert begann man zu renovieren. Die letzte Ergänzung der Anlage ist die Victorian Point Battery, die 1861 eröffnet wurde, um den Fluss Dart zu verteidigen. Hier befindet sich eine Ausstellung mit den alten Waffen und es wird ein Film über einen Angriff gezeigt. Überall im Castle gibt es Schilder zur Geschichte.
Es ist ein Komplex von miteinander verbundenen Gebäuden mit Geschützstellungen, Magazinen und Wachtürmen, die durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind.
Auch während des 1. und 2. Weltkrieges wurde die Festung genutzt und ist nun unter der Verwaltung von English Heritage.
Wie kommt man nach DartmouthCastle?
Dartmouth Castle kann auf drei Arten erreicht werden Der einfachste – und auch angenehmste – Weg ist die Fußgänger- Fähre, die zwischen Ostern und Ende Oktober vom Dartmouth Embankment fährt.
Der zweite und längste Weg ist ein Spaziergang entlang der Uferpromenade zum Bayard’s Cove Fort, dann die Küstenstraße entlang nach Warfleet und die Castle Road hinauf.
Die dritte und schnellste Möglichkeit ist die Fahrt mit dem Auto. Allerdings gibt es nur einen kleinen Parkplatz.
Tipp der Redaktion: Wenn Sie mehrere Burgen in Großbritannien besichtigen wollen, lohnt sich der Erwerb eines English Heritage Overseas Visitor Pass.
Wir danken English Heritage für die Unterstützung. Die Bildrechte liegen bei burgen.de.
Kinder(5 bis 17 Jahre): £4.80
Familien( 2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder): £21,00
Mit dem English Heritage Overseas Visitor Pass kostenlos.
(Stand 2022)
täglich von 10:00h bis 17:00h
05.November bis 18.Dezember 2022:
Sonnabend und Sonntag von 10:00h bis 16:00h
07.Januar bis 26.März 2023:
Sonnabend und Sonntag von 10:00h bis 16:00h
Letzter Einlass ist eine halbe Stunde vor Schließung.
(Stand 2022)
Alle Angaben ohne Gewähr. Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
England ist ein wunderbares Reiseziel, gerade für Geschichtsfans. Das milde Klima ist perfekt für die vielen traumhaften Gärten, die Küste bietet Strände zum Entspannen und Steilklippen mit Höhlen für Entdeckungen und atemberaubende Aussichten.
Beliebte Rundreiseziele sind z.B. die alten Grafschaften Somerset, Dorset, Devon und Cornwall.
Reisezeit
Die beste Reisezeit ist von Mai bis September. In der englischen Ferienzeit von Mitte Juli bis Ende August ist allerdings die touristische Hochsaison. Gerade die Regionen am Meer und die Nationalparks können dann ziemlich voll sein. Wer die vielen Gärten oder Parks besichtigen möchte, sollte sich auf die Haupt-Blütezeit im späten Frühjahr konzentrieren.Im Winter bzw. meist von Oktober bis Ostern sind viele Burgen und Schlösser geschlossen / nur eingeschränkt geöffnet.
Tickets
Richtig sparen kann man mit sogenannten Touringpässen. Die Preise erscheinen erstmal kernig, aber die Pässe rechnen sich ziemlich schnell, wenn man mehrere Objekte besucht.- Der National Trust Touring Pass ist momentan nur über die NT-Website verfügbar. Auch wenn von dort ein Link zum Shop von Visit Britain als Alternative angegeben wird, im Moment ist der Pass dort nicht zu finden. In Südwest England sind einige der 500 Objekte des Trust zu finden. Hier finden Sie eine Übersicht.
- Der English Heritage Overseas Visitor Pass erlaubt freien Eintritt zu über 100 Denkmälern und archäologischen Stätten. Darunter sind Highlights wie Dover Castle in Kent, Stonehenge in Wiltshire und Tintagel Castle in Cornwall. Eine Karte aller Objekte zur Reiseplanung finden Sie hier.
Reiseführer & Straßenkarten
- Wer England mit dem Auto oder WoMo erfahren möchte, sollte sich zur Vorbereitung einen guten Straßen Atlas zulegen - wir lieben es, ganz "oldfashioned" mit dem Finger auf der Landkarte zu reisen. Wir lieben dafür den [amazon link="0008447829" title="Collins Essential Road Atlas" link_icon="amazon" /].
- Als Lektüre und zur Vorbereitung verwenden wir gerne [amazon link="3770173937" title="DuMont Reiseführer Cornwall & Südwestengland" link_icon="amazon" /] und den [amazon link="3829746954" title="Baedeker Reiseführer England" link_icon="amazon" /]; für die Hosentasche hat uns [amazon link="382972750X" title="MARCO POLO Reiseführer England" link_icon="amazon" /] sehr gut gefallen.
Schmöker-Tipps zum Einstimmen
- Rebecca Gablé's [amazon link="B005246D1E" title="Von Ratlosen und Löwenherzen" link_icon="amazon" /] ist und bleibt unser Lieblingsbuch für den Einstieg in die englische Geschichte.
- Wer sich mit Büchern einstimmen möchte, dem empfehlen wir [amazon link="3103974272" title="Der Wal und das Ende der Welt" link_icon="amazon" /] von John Ironmonger. Überhaupt nicht historisch, aber ein toller Einstieg in den besonderen Charme der Bewohner von Cornwall.
- Die Krimireihe um Honey Driver von Jean G. Goodhind spielt in der Stadt Bath und ist ein klassischer "Whodunit" - Wohlfühlkrimi im Stil von Miss Marple. Band 1: [amazon link="3746625157" title="Mord ist schlecht fürs Geschäft" link_icon="amazon" /]
- [amazon link="B07D345333" title="Das Herrenhaus im Moor" link_icon="amazon" /] von Felicity Whitmore führt uns ins Exmoor - ein wenig Krimi, ein wenig Historisches und ein wenig Mystery.
WEITERE NÜTZLICHE LINKS:
- Lust auf England macht die Website von Visit Britain.
- Wer England bereisen will, sollte sich intensiv die Websites des National Trusts und von English Heritage ansehen.