Yorkshire and the Humber
GB - England
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Castle Howard ist eines der bedeutendsten Herrenhäuser Englands und ein barockes Meisterwerk – tatsächlich gilt es erste echte barocke Gebäude in England.
Mehr Palast als Herrenhaus ist das von Charles Howard, 3. Earl of Carlisle, entworfene und ab 1699 von Sir John Vanbrugh gebaute Anwesen seit mehr als 300 Jahren der Wohnsitz der Familie Howard.
Es ist eines der größten Landhäuser Englands und verfügt über insgesamt 145 Zimmer.
Nur 15 nördlich von York liegt das Haus inmitten einer weitläufigen Parklandschaft und formaler Gärten, in denen Pfaue umherstreifen. Im Mittelpunkt von Castle Howard steht eine markante Kuppel, deren zwei Flügel einen Innenhof umschließen. Im Norden fällt das Gelände zu einem großen See ab, im Süden teilen sich formale Gärten den Platz mit weiteren Wasserspielen und mehreren prächtigen Laubengängen.
Der ehrgeizige 3. Earl of Carlisle hatte sich für ein extravagantes Prunkstück als Haus entschieden, überraschend war die Wahl des Architekten John Vanbrugh. Dieser hatte
keinerlei Erfahrung als Architekt und musste auf das Fachwissen von Nicholas Hawksmoor, dem ehemaligen Stellvertreter von Sir Christopher Wren, zurückgreifen.Die Kuppel
Im ursprünglichen Entwurf war zunächst keine zentrale Kuppel vorgesehen, sie wurde erst später im Bauprozess hinzugefügt. Die Kuppel ist das Wahrzeichen des Castle Howard. Von außen beeindruckend, ist sie, wenn man unter ihr steht ein luftiges und leichtes barockes Prunkstück. Sie wurde 1706 fertiggestellt und ist über 21 Meter hoch. In die unter ihr liegende Große Halle bringt sie durch ihre Dimensionen einen Eindruck von Großzügigkeit und Licht.
Die vier großen gemalten Figuren an der Spitze der Säulen, die die Kuppel tragen, stellen die vier Elemente dar. Sie stammen von Giovanni Pellegrini, der von 1709 bis 1712 in Castle Howard arbeitete und auch das Kuppelgemälde der St. Paul’s Cathedral in London malte. Die üppig bemalte Kuppel erzählt die allegorische Geschichte von Phaeton, dem Sohn Apollos, der vom Wagen seines Vaters auf die Erde stürzt.
Der Ostflügel wurde innerhalb von 10 Jahren fertiggestellt, ebenso wie die außergewöhnliche Kuppel. Der Stil war überschwänglich: geschnitzte Figuren und fließende Linien vermischten sich mit einer Fülle von klassischen Elementen.
Diese klassischen Elemente wurden auf ungewöhnliche Weise gemischt: die Nordfassade in dorischer, die Südfassade in korinthischer Ordnung. Als Hawksmoor mit dieser Merkwürdigkeit konfrontiert wurde, antwortete er, dass niemand beide Fronten gleichzeitig sehen könne!
Noch immer kein Westflügel
Die Arbeiten waren aber noch nicht beendet. Das Haus hatte 1725 noch keinen Westflügel, da sich die Aufmerksamkeit auf die Gestaltung der Gärten gerichtet hatte. Die Aufgabe, den Westflügel fertig zu stellen, fiel dem Sohn und Erben Henry Howard, 4th Earl of Carlisle und dessen Schwager Sir Thomas Robinson zu, der dies im damals beliebten palladianischen Stil tat und sich dabei von William Kents Entwurf für die Houses of Parliament inspirieren ließ.
Robinsons großartige Pläne sahen vor, das Innere des Gebäudes in einer Pracht und Bequemlichkeit zu vollenden, scheiterte an den Treuhändern des jungen fünften Earls, die sich weigerten, mehr Geld für das Projekt auszugeben. Als Robinson 1777 starb, war die Inneneinrichtung noch immer unvollendet, und so blieb es bis 1811, als Charles Tatham die Dekoration vollendete.
So ist Castle Howard trotz kleinerer Veränderungen im Laufe der letzten Jahrhunderte im Wesentlichen zwei unausgewogene Flügel geblieben, die nach unterschiedlichen Visionen entworfen und ausgeführt wurden und sich um eine zentrale Kuppel von beeindruckender Schönheit gruppieren.
Ein verheerende Brand
Diese Schönheit wurde durch den verheerenden Brand im Jahr 1940 beeinträchtigt. Über zwanzig Jahre lang war die Kuppel nicht überdacht. Erst 1962 war die Kuppel wieder aufgebaut und umdekoriert. Im Jahr 1981 wurde der Gartensaal in Verbindung mit Dreharbeiten zu Brideshead Revisited wiederaufgebaut und 1994 und 95 wurde der Mittelblock neu eingedeckt. Schon im Jahr 1952 war Castle Howard für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden und heute kommen über 250.000 davon pro Jahr.
1982 wurde die Attraktivität von Castle Howard noch gesteigert, als es als Kulisse für die Fernsehproduktion von Evelyn Waughs Roman Brideshead Revisited ausgewählt wurde. Seitdem wurde Castle Howard immer wieder für Filmaufnahmen genutzt, zuletzt stellte es Clyvedon Castle dar, den fiktiven Sitz des Herzogs von Hastings in der Netflix Verfilmung Bridgerton.
Während der Führung durch das Schloss werden die prächtigsten Räume gezeigt, darunter die Long Gallery, ein weiträumiger Korridor, der sich über fast 50 Meter erstreckt und mit Büchern, Musikinstrumenten und Möbeln aus der ganzen Welt bestückt ist. Die Long Gallery dient als Ausstellungsraum der Howard-Sammlung mit großen Landschaftsgemälden und zahlreichen Familienporträts.
Der Turquoise Drawing Room ist mit Porträts von namhaften Künstlern wie Gainsborough und Joshua Reynolds ausgestattet ist. Die Sofas und Stühle stammen von John Linnell, der auch einen Großteil der Möbel im Castle Howard-Schlafzimmer hergestellt hat.
Die Gärten
Der große formale Garten liegt unmittelbar hinter dem Haus. Das Haus liegt auf einem Bergrücken, und dieser wurde genutzt, um einen englischen Landschaftspark anzulegen, der sich vom formalen Garten aus öffnet und in den Park übergeht. Zwei Gebäude sind in diese Landschaft eingebettet: der Tempel der vier Winde am Ende des Gartens und das Mausoleum im Park.
Geschlossen in der Regel von Ende Oktober bis Mitte November sowie an Weihnachten.
Gärten: täglich ab 10:00h, letzter Einlass in die Gärten um 15:00h
Castle: täglich ab 10:30h, ein Kauf der Eintrittskarten über die Website ist unbedingt erforderlich.
(Stand 2022)
Alle Angaben ohne Gewähr. Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
- Strassenkarten - wer auf eigene Faust England mit dem Auto oder Wohnmobil erfahren möchte, sollte sich zur Vorbereitung einen guten Straßen Atlas zulegen. Wir arbeiten seit Jahren mit den Karten von Collins.
- Reiseführer - als Lektüre und zur Vorbereitung verwenden wir gerne die Reiseführer von Dumont (Südengland bzw. Nord- und Mittelengland) und Baedeker (Südengland) bewährt, als Hosentaschen-Reiseführer haben wir gerne Marco Polo (England, Südengland) dabei.
- Lesen - wer sich mit Büchern einstimmen möchte, dem empfehlen wir Bernard Cornwell's Romane "Uthred-Saga" oder die "Artus-Chroniken (1. Band: Der Winterkönig)" sowie Rebecca Gablé's "Von Ratlosen und Löwenherzen". Letzteres ist ein ganz tolles Werk zum Einstieg in die englische Geschichte.
- Lust auf England machen die Websites von Visit Britain und VisitEngland.
- Wer England bereisen will, sollte sich intensiv die Websites des National Trusts und von English Heritage ansehen.