GB - Wales
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Harlech Castle ist eine markante Burg in Nordwales auf einer 60m hohen Klippe mit Blick nach Westen auf die Cardigan Bay – wie passend für eine Festung, deren Name wohl “hoher Felsen” bedeutet.
Zur Zeit ihrer Erbauung reichte das Meer bis an den Burgfelsen heran, in den letzten sieben Jahrhunderten ist jedoch die Seeseite der Zufahrt nach Harlech allmählich versandeten und so trennen heute Sanddünen die Burg vom Meer. Der “Way from the sea”, eine befestigte Treppe, die fast 200 Fuß tief über 108 Stufen zum Fuß des Burgfelsens hinunterführt, ermöglichte einst die Versorgung über das Meer im Falle einer Belagerung.
Die Geschichte von Harlech Castle
Im Jahr 1282 fiel der englische König Edward I. zum zweiten Mal in Wales ein. Er drängte seine Gegner nach Westen und besetzte alle nördlichen Territorien. Um seine Herrschaft und Kontrolle über die Waliser zu stärken, begann er im Jahr 1283 mit dem Bau von drei
Der englische Lord Sir Otto de Grandison erkannte auf seinem Marsch nach Norden erstmals das Potenzial des Ortes. Mit dem Bau von Harlech wurde James of St. George, Edwards Architekt und Baumeister, betraut.
Er nutzte die natürlichen Verteidigungsmöglichkeiten des felsigen Geländes und errichtete eine konzentrische Festung, die aus zwei Reihen von Verteidigungsmauern auf einem viereckigen Grundriss bestand. Der Hauptzugang zur Burg erfolgte von Osten her über eine Zugbrücke und durch zwei Tore. Im 14. Jahrhundert wurde der Eingang zur Burg zusätzlich durch zwei Tortürme verstärkt,
Die fast senkrechten Felswände im Norden und Westen waren eine natürliche Barriere gegen Angriffe, auf den beiden anderen Seiten ließ er tiefe Gräben in den Felsen schlagen. Fast 1.000 Männer waren am Bau der Burg beteiligt, darunter 227 Maurer und 30 Schmiede.
Der größte Teil der Burg war Ende 1289 fertiggestellt. Die Baukosten von mehr als 8.000 Pfund entsprachen in etwa 10 % der Summe, die der König für den Bau aller Burgen in Wales ausgab.
Das Torhaus
Eine Neuerung in Harlech war das massive, fast 20 Meter hohe Torhaus, mit Wohnquartieren für hochrangige Personen. Es diente nicht nur zum Schutz bei Angriffen, sondern auch als komfortabler Wohnbereich, einschließlich eines geräumigen Gemachs für den Constable mit Blick auf den Innenhof. James konnte den Komfort selbst nutzen, als er 1290 diesen Posten einnahm.
Das Torhaus hat zwei hohe Türmen, die aus der Ringmauer herausragen. Die Fenster des Torhauses unterstreichen seine doppelte Funktion: Nach außen hin sind die Fenster schmal und klein und dienen der Verteidigung. An der Innenseite befinden sich drei große Fensteröffnungen mit Maßwerk in den oberen beiden Stockwerken. Eine breite und stattliche Treppe führt zu den Hauptwohnungen im ersten Stock.
Das Torhaus war aber in erster Linie ein Verteidigungsbau mit einer Reihe von robusten Türen, zwei Fallgattern, Schießscharten und einem zweiten Tor. In der Kapelle, die sich über dem Torbogen befand, waren die Apparate zum Hochziehen der Fallgitter untergebracht.
An den Mauern des Innenhofs standen weitere Wohngebäude, darunter die Große Halle. Außerdem gab es eine Butterei, eine Vorratskammer, eine Küche und eine Garnisonskapelle.
Neben der Küche befinden sich die Überreste eines Hauses aus dem 14. Jahrhundert, das Wohnhaus von Llewelyn ap Gruffudd, dass im nahe gelegenen Dorf Ystumgwern abgetragen und hier wieder aufgebaut wurde. Llewelyn war der der letzte Herrscher eines unabhängigen Wales, bevor es von Eduard I. erobert wurde.
Die Aufstände gegen die englische Herrschaft
Nur fünf Jahre nach der Fertigstellung wurde Harlech von Madog ap Llewelyn, einem Anführer der walisischen Rebellion angegriffen. Madog belagerte die Burg und schnitt sie auf der Landseite ab. Da Harlech aber weiterhin vom Meer aus versorgt werden konnte, hielt es der Belagerung stand.
Im Jahr 1401 erfolgte ein weiterer walisischer Angriff auf Harlech unter Owain Glyndŵr , des letzte Walisers, der den Titel eines Fürsten von Wales trug. Der Angriff scheiterte, doch 1404 kehrte Glyndŵr zurück, und dieses Mal war er nach langer Belagerung erfolgreich. Glyndŵr baute seine Macht in Harlech aus und errichtete hier sein Hauptquartier. Er ließ sich in Harlech zum Fürsten von Wales krönen und entwarf Pläne für ein unabhängiges Wales.
Diese waren nur von kurzer Dauer; die Engländer eroberten Harlech 1409 unter der Führung von des späteren Königs Henry V. und seines Kommandanten Edmund Mortimer zurück. Eine riesige Kanone, die den Spitznamen “Königstochter” trug, soll während des unerbittlichen Bombardements, das sie auf die Burgmauern niederprasseln ließ, zerborsten sein.
Der Beschuss der Kanonen zerstörte wahrscheinlich den südlichen und östlichen Teil der Außenmauern, aber die Kapitulation war auf den Mangel an Vorräten und die Erschöpfung der Verteidiger zurückzuführen. Als die Garnison hungrig und erschöpft aufgab, wurden die Frau und die Töchter von Glyndŵr gefangen genommen – er selbst entkam.
Die Burg während der Rosenkriege
Während der Rosenkriege zwischen den rivalisierenden Fraktionen der Familien Lancaster und York im 15. Jahrhundert floh Margarete von Anjou, die Gemahlin König Henry VI., nach Harlech. Es war die letzte großen Festung unter der Kontrolle der Lancasters. Erst 1468 fiel die Burg nach einer einmonatigen Belagerung unter der Führung von William Herbert, dem späteren Earl of Pembroke.
Dieser Feldzug war die Inspiration für das Marschlied “Rhyfelgyrch Gwyr Harlech”, heute bekannt unter dem Titel “Die Männer von Harlech”. Das mitreißende Lied gilt die alternative Nationalhymne von Wales und ist sowohl bei Rugby-Fans als auch bei Regimentskapellen sehr beliebt.
Wahrscheinlich wurde die Burg nach der Belagerung nicht mehr instandgesetzt und verwahrloste. Schon 70 Jahre später waren die Gebäude sowohl der Wohn- als auch der Verteidigungseinrichtungen beraubt. Im Jahr 1564 war das Innere der Türme ruiniert war und die Kapelle und der Saal ohne Dach. Das einzige Gebäude in gutem Zustand war das Torhaus.
Belagerung während des Bürgerkriegs
Harlech wurde während des Bürgerkriegs für den König gehalten. Neun Monate lang hielt unter der Führung des Constables William Owen stand und wurde schließlich am 16. März 1647 aufgegeben. Die Burg war die letzte königliche Festung, die während des Krieges kapitulierte, das Datum ihrer Einnahme markierte das Ende der ersten Phase des Krieges.
Da Harlech Castle nicht mehr benötigt wurde, ordnete das Parlament die Zerstörung an. Der Befehl wurde nur teilweise ausgeführt, so dass der größte Teil des Castles erhalten blieb.
Im 18. und 19. Jahrhundert war die malerische Ruinen ein beliebtes Ziel von Künstlern.
Heute ist Harlech eine der besterhaltenen und bekanntesten Burgen in Wales. Es wurde 1986 als eines der “schönsten Beispiele der Militärarchitektur des ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts in Europa” in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Die Burg steht unter der Obhut der Regierungsbehörde Cadw, die das Denkmal für Touristen zugänglich macht.
Der Zugang zur Burg wurde in den letzten Jahren durch eine moderne Metallbrücke vereinfacht, die eine frühere Holzbrücke ersetzt hat.
“Die zwei Könige”
Vor der Burg findet man eine Skulptur von Ivor Roberts-Jones mit dem Titel “Die zwei Könige”. Sie zeigt auf bewegende Weise Bendigeidfran zu Pferd, der den Leichnam seines Neffen Gwern trägt. Die Figuren entstammen den Erzählungen des Mabinogion. König Bendigeidfran und sein Hofstaat standen auf den Klippen von Harddlech, als Matholwch, der König von Irland, über die irische See segelt und um die Hand von Branwen, der Schwester des Königs, anhält.
Wir danken den Verantwortlichen von Cadw und Visit Wales für Infos und Photos. Die Bildrechte liegen dort.
Jugendliche (5 bis 17 Jahre): £5,80
Senioren ab 65 Jahre: £7,70
Familien ( 2 Erwachsene und bis zu 3 Kinder): £27,40
Kinder unter 5 Jahre haben freien Eintritt.
(Stand bis 31.März 2023)
Mit dem Explorer Pass von Cadw können Sie dutzende historische Attraktionen von Cadw erkunden - auch Harlech Castle
täglich von 09:30h bis 17:00h
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Geschlossen am 24.,25,.26. Dezember und am 01.Januar.
(Stand 2023)
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- Lesen - ein schöner Reisebegleiter ist Der Ritter mit der Web-Adresse. Eine sehr freie (und ein wenig kitschige) Interpretation der walisischen Geschichte bietet z.B. Die Tochter des Königs.
- Lust auf Wales machen die Websites von VisitWales und Cadw, der walisischen Burgen- und Schlösserverwaltung.
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