Centre-Val de Loire
Frankreich
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Zwischen Tours und Saumur gelegen, beherrscht das Château de Langeais noch heute die kleine Stadt zu ihren Füßen und das Loiretal. Vor dem Jahr 1000 hat Foulques Nerra diesen Ort gewählt um eine Festung zu bauen – und im 15. Jahrhundert tat es ihm Louis XI. gleich. Die Ruinen des Wohnturmes der alten Burg kann man noch heute im Park bewundern, während das Schloß noch immer in nahezu perfekten Zustand ist.
Foulques Nerra, Seigneur de Langeais war am Ende des 10. Jahrhunderts so mächtig, dass sogar der französische König ein besonderes Augenmerk auf ihn warf. Der Graf von Anjou beschloß im Jahr 994 seinen Besitz zu vergrößern und eroberte die Gebiete seines Rivalen Eudes I, Graf von Blois und somit Langeais.
Um die Loire zu kontrollieren, ließ er hier auf einem Felssporn eine Festung bauen, deren Reste noch heute stehen. Der Wohnturm mit 2 Etagen war mit dem Komfort seiner Zeit ausgestattet.
Nach seinem Tod gab es Besitzstreitigkeiten und im Jahr 1044 ging der Besitz an die angevinische Dynastie.1189 gewinnt der französische König Philippe Auguste mit dem Sieg über den englischen König Henry II auch das Loiretal und 1206 wird Langeais zum Königssitz. Während des 100 jährigen Krieges nimmt Langeais eine strategisch wichtige Rolle ein, es fällt wieder in die Hände der Engländer und zurück an die Franzosen. 1428 befiehlt der französische König Charles VII den Abriss der Festung den nur der Wohnturm und ein paar Mauern überstehen.
Im Jahr 1465 lässt Louis XI gegenüber der alten Ruinen ein neues Schloss bauen. Er selbst lebt im nahen Plessis-les-Tours, doch sein Freund und Berater Jean Bourré wird mit der Aufsicht der Bauarbeiten beauftragt.
Zur Stadtseite zeigt Fassade das Gesicht einer mittelalterlichen Festung. 2 große Türme flankieren eine Ringmauer. Diese wird gekrönt von einem Wehrgang, von dem man heute noch einen schönen Blick auf Stadt und Tal hat. Über zwei Zugbrücken, eine für Reiter und eine für Fußgänger, konnte man das Schloß erreichen. Doch die militärische Ausrichtung war schon zum Zeitpunkt des Baus nicht mehr die ausschlaggebende, ebenso wichtig war der Komfort einer luxuriösen Residenz. Die vielen Fenster zur Gartenseite und die 3 angebauten Treppentürme sind ein Zeugnis dafür. Nachdem innenpolitische Aufstände der „Liga für das Allgemeinwohl“ im Jahr 1465 mit dem Frieden von Conflans beendet waren und der bretonische Herzog in der Normandie geschlagen wurde, galt das Loiretal als befriedet und Langeais verliert seine strategische Bedeutung.
Der König gibt es an Francois d´Orleans, welcher die Residenz weiter ausbauen lässt. Er ist es, der die Voraussetzungen für das bedeutendste Ereignis auf Langeais schafft, die Hochzeit der Herzogin Anne de Bretagne, eine der besten Partien ihrer Zeit, mit dem französischen König Charles VIII. Eigentlich waren beide bereits vergeben, sie an den späteren Kaiser Maximilian I, er an dessen Tochter Margarete von Österreich, doch diese Verbindungen wurden aufgelöst.
Am 06. Dezember 1491 fand die Trauung in Langeais statt, Anne war zum Zeitpunkt der Vermählung 14 Jahre alt. Sie versprach im Ehevertrag, sollte ihr Ehemann vor ihr sterben, sie seinen Nachfolger heiraten würde. Was sie auch tat, es war Louis XII. So gelangte die Bretagne zu Frankreich. Im Hochzeitssaal wird die Trauung mit lebensechten Wachsfiguren nachstellt.
Für die nächsten Jahrhunderte blieb das Schloß königlicher Besitz, bewohnt von Verwandten der Königsfamilie. 1766 kaufte der Duc de Luynes den Besitz. Seinem Sohn gelingt es, das Gebäude während der Revolution zu retten.
Zum Leben wieder erweckt wurde Langeais ab dem Jahr 1886. Jacques Siegfried kauft das Schloß und verbringt die nächsten 20 Jahre damit, Langeais mit Hilfe seiner Frau stilgerecht zu restaurieren. 1904 vererbte er es dann an das Institut des France, den heutigen Besitzer.
Aktivitäten
Man kann das Schloss auf eigene Faust erkunden, in jedem Raum gibt es Erläuterungen auf Karten auch auf Deutsch.
15 Räume sind komplett mit Möbeln ausgestattet und nach der Renovierung bis zum Jahr 2009 mit einem neuen Beleuchtungskonzept versehen. Sie geben ein Abbild des Lebens eines Fürstens im 15. Und 16. Jahrhunderts wieder.
Besonders bemerkenswert sind:
Salle des Marriages (Hochzeitssaal) mit einer szenischen Darstellung der Trauung der Anne de Bretagne mit Charles VIII am Orginalschauplatz. Hier befindet sich auch eine orginal Hochzeitstruhe der Herzogin.
Salle des Preux mit dem Gewölbe in Form eines Schiffsrumpfs und dem berühmten Teppichzyklus der Neuf Preux ( 9 Helden) aus den Jahren 1520 bis 1540.
Salle du banquet mit einem festlich gedeckten Tisch vor einem beeindruckenden Kamin in Form eines Schlosses mit Türmchen und Wehrgängen aus dem frühen 16. Jahrhundert.
Cabinet d’art sacré, ein Kabinet der Kirchenkunst in blau und rot gehalten.
Im ganzen Schloss finden sich mehr als 30 zeitgenössische Wandteppiche aus dem 15. Und 16. Jahrhundert.
Während der Schulferien gibt es auch geführte Rundgänge auf Französisch.
Es gibt 2 Ausstellungen im Schloss:
„Mode im Mittelalter“ ist eine Darstellung der Bekleidung von einfach bis luxuriös. Sie befindet sich im Dachgeschoss.
„Essen im Mittelalter“ zeigt Rezepte und Tischware. Wie aß man im Mittelalter und was wurde serviert?
Quelle: www.chateau-de-langeais.com
Besonderheiten
Die Zugbrücke wird jeden Tag zu den Öffnungszeiten herunter gelassen und über Nacht geschlossen.
Besucher-Tipp
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Schloss und Gärten von Villandry, Schloss Langeais, Schloss und Gärten von Rivau, Schloss von Azay-Le-Rideau, Königliche Abtei von Fontevraud, Weingut Château de l’Aulée und Weingut Pierre & Bertrand Couly und Fotresse royale de Chinon.
Gegenüber vom Schlosseingang gibt es eine prämierte Pâtisserie, die z.B. Leckereien mit Walderdbeeren und umwerfende Torten anbieten.
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- Reiseführer - wir haben für unsere Vorbereitung 2 Favoriten: Michelin: Schlösser an der Loire und der Kulturreiseführer "Tal der Loire (Dumont)". Als leichte Kost haben wir den "Vis-a-Vis Loire-Tal (Dorling Kindersley)" griffbereit.
- Reisezeit - Burgen, Schlösser & Gärten besucht man am besten zwischen Mai und Ende August. Öffnungszeiten für die Objekte sollte man IMMER separat recherchieren, da jedes Objekt ein eigenes „Süppchen kocht“. Wir standen Mitte September vor etlichen verschlossenen Türen.
- Unterkünfte - für eine Schlösserreise an die Loire empfehlen wir 2-3 zentrale Hotels, von denen aus man sternförmig die Gegend erkundet. Im Westen z.B. das Loire & Sens (etwas südlich von Angers gelegen), zentral gelegen das traumhafte Fontevraud L'Hôtel - hier wohnt auch Eleonore von Aquitanien ;) - und im Osten z.B. das "A la Fleur de Lys" in Langeais. Damit haben Sie sehr gute Ausgangspositionen zu über 400 Schlössern.
- Franz. Fremdenverkehrsamt
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