Occitanie
Frankreich
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Das Schloss der Grafen von Foix, mit hohen Mauern und drei Türmen, steht auf einer Höhe von 450 Metern am Zusammenfluss der Flüsse Arget und Ariège, auf einem imposanten Felsvorsprung, der das mittelalterliche Städtchen zu seinen Füßen dominiert. Von den Spitzen seiner Türme hat man einen sehr schönen Panoramablick bis zu den Pyrenäen.
Der Kalksteinfelsen auf dem die Burg von Foix gebaut wurde, beherbergt prähistorische Höhlen mit Spuren von menschlicher Besiedlung. Allerdings waren die Felsen erst ab der gallischen Zeit wirklich besiedelt – etwa vom 6. bis 5. Jahrhundert. Das Vorhandensein einer Ansiedlung in Foix ist seit dem Hochmittelalter nachgewiesen.
Die erste schriftliche Erwähnung der Burg von Foix stammt aus der Zeit um das Jahr 1000. Sie bestand aus einem einzigen Turm – dem Tour d’Arget. Aber erst während des 11. Jahrhunderts wurde das Château zum Zentrum der Macht der neuen Grafschaft Foix. Seine strategische Lage und der Reichtum seines Territoriums
machten die Herrschaft über die Jahrhunderte hinweg begehrt. Die Festung wurde zwar mehrfach belagert, aber nie gewaltsam eingenommen. Der felsige Gipfel von etwa sechzig Metern über der Stadt ermöglichte eine effektive Überwachung und Verteidigung.Jeder der zweiundzwanzig Herren von Foix formte das reiche Territorium, das sich durch die Heiratsbündnisse, Erbschaften und siegreiche Konflikte erweiterte. Zunächst wohnhaft in der Grafschaft Foix, lebten die Grafen ab dem Beginn des 14. Jahrhunderts im Béarn.
Während des gesamten Mittelalters war die Burg von Foix der Mittelpunkt der mächtigen Grundherrschaft von Foix. Als Roger le Vieux, Graf von Carcassonne im Jahr 1012 verstarb, vermachte er die Ländereien von Foix an seinen Sohn Bernard, der erste Graf von Foix. Zu dieser Zeit gab es keine königliche Autorität in der Region; die Macht lag in den Händen des örtlichen Adels. Während des 11. und 12. Jahrhunderts wurde die Burg von Foix zu einem strategischen Zentrum, von dem aus die Grafen ihre Macht über ein Gebiet erweiterten, das zwischen Comminges, Toulouse und Carcassonne lag.
Im 13. Jahrhundert veränderte der Kreuzzug gegen die Albigenser radikal die regionale Geopolitik und erlaubte dem französischen Königtum seine Macht auf das Gebiet von Toulouse, dann auf die Grafschaft Foix auszuweiten. Die Albigenser im Südwesten Frankreichs waren die bekannteste und wichtigste Untergruppe der Katharer. Im Jahr 1209 predigte Papst Innozenz III. einen Kreuzzug gegen die Ketzerei in Languedoc. Unter der Leitung von Simon de Montfort, griffen die Kreuzfahrer die Städte, Burgen und Herrschaften der Region an.
Zu dieser Zeit gab es viele Sympathisanten und einige Katharer in der Grafschaft Foix. Zu Beginn des 13. Jahrhundert duldeten die Grafen von Foix, insbesondere Raymond-Roger und Roger-Bernard, die Ketzer. Das Château de Foix wurde jedoch nicht als eine Katharerburg bezeichnet. Die Grafen verstanden sehr schnell, dass dieser Kreuzzug hauptsächlich ein Vorwand für die Herren des Nordens war, den reichen Süden zu plündern. Die Grafen von Foix passten ihre Strategie an, indem sie ihre katharischen Verwandten und andere Ketzer nicht mehr -zumindest offiziell- in der Burg beherbergten. So konnten sie waren in der Lage, ihre territoriale Herrschaft und ihren Besitz zu wahren. In den 1210er Jahren versuchte Simon de Montfort die Burg zu erobern – ohne Erfolg. Die letzten Katharer in der Region wurden in den 1320er Jahren getötet.
Im 14. Jahrhundert sammelten die Grafen von Foix riesige Territorien einschließlich Béarn nordwestlich der Pyrenäen. Der berühmteste der Grafen von Foix war Gaston III. Fébus – nach dem griechischen Sonnengott Phoibos Apollon. Er war für Foix und Lautrec ein Vasall des französischen Königs, für Béarn und Marsan der Gefolgsmann des englischen König in dessen Eigenschaft als Herzog der Gascogne. Gaston nutzte dieses doppelte Abhängigkeitsverhältnis, indem er sich durch geschicktes Lavieren eine nahezu souveräne fürstliche Position erkämpfte. Außerdem blieben seine Ländereien während des Hundertjährigen Krieges von größeren Kämpfen verschont.
Am Ende des Mittelalters im Jahr 1479 wurde die Grafen von Foix mit François Phébus Könige von Navarra. Seine Mutter war Madeleine von Frankreich, die Schwester des französischen Königs Louis XI. 1479, beim Tod seiner Großmutter väterlicherseits erbte er im Alter von zwölf Jahren die Krone des Königreiches Navarra. Da er noch minderjährig war, stand er in allen Ämtern unter der Regentschaft seiner Mutter, bis er 1483 beim Flötenspiel vergiftet wurde. Seine Schwester folgte ihm auf den Thron. Deren Nachfahrin Jeanne III. von Navarra -oder Jeanne d’Albret- war die Mutter von Henri III, König von Navarra, der als Henri IV im Jahr 1589 zum König von Frankreich gekrönt wurde.
Die Informationen über die architektonische Entwicklung der Burg von Foix sind eher ungenau. Allerdings sind die Siegel der Grafen von Foix aus dem Ende des 12. Jahrhundert erhalten. Sie zeugen von seinem Aussehen zu dieser Zeit: Ein einfacher Turm – Tour d’Arget- vom 11.bis 12. Jahrhundert, dazu einen zweiten quadratischen Turm – der Tour Pointue – und ein Gebäude, das diese verbindet vom 12. bis 14. Jahrhundert. Erst im 15. Jahrhundert wurde der Rundturm – Tour ronde- gebaut.
Unter den folgenden Grafen verlor die Burg an Bedeutung und wurde von den repräsentativeren Schlössern in Orthez und Pau als Hauptresidenz abgelöst. Nach der Krönung Henri IV wurde die Burg mit einer königlichen Garnison besetzt, die dort bis zur Französischen Revolution blieb. Bis zum Jahr 1862 diente die Burg als Gefängnis.
Im Jahr 1840 wurde das Schloss als “Historisches Denkmal” eingestuft. Jahre später versuchte der Architekt Paul Boeswildwald, Schüler von Viollet Le Duc, das mittelalterliche Denkmal zu restaurieren. Er zerstörte die Gefängnisgebäude, die um das Schloss herum gebaut worden waren.
In den 1950er Jahren wurde das Gelände zum Musée der Ariège.
Allgemeine Tipps Für Schlösser- und Burgentouren empfehlen wir das niederschlagsarme Frühjahr und den milden Herbst. Im Süden (z.B. im Katharerland) sollten Sie Touren gut vorbereiten (genug Wasser / Sonnenschutz LF 50) und nicht alleine gehen - die Orte sind zum Teil sehr abgelegen. WICHTIG: Checken Sie vor dem Besuch - gerade bei kleineren Schlössern - die Öffnungszeiten auf deren Website.
Tickets Viele französische Kulturdenkmäler gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Bestellen Sie - sofern möglich - die Karten vorab. Gerade bei vielen Schlössern im Loire-Gebiet oder Orten wie der Abtei Mont Saint Michel haben Sie teils SEHR lange Wartezeiten.
Reiseführer Wir verwenden gerne den Baedeker Reiseführer Frankreich oder Lonely Planet Reiseführer Frankreich (Lonely Planet Reiseführer Deutsch). Als Hosentaschen-Reiseführer nutzen wir außerdem den MARCO POLO Reiseführer Frankreich: Reisen mit Insider-Tipps.
Lese-Tipps
- Mehr auf burgen.de: Unsere Frankreich-Übersicht | Liste der schönsten französischen Burgen & Schlösser | Übersicht Loire-Schlösser
- Die Website des Französischen Fremdenverkehrsamtes (www.france.fr) ist eine schöne Quelle der Inspiration. Merci beaucoup.
- Wer sich auf die Kultur vorbereiten möchte, dem empfehlen wir das Buch "So sind sie, die Franzosen: Die Fremdenversteher von Reise Know-How" (Knapp) - etwas bissig, aber voller humorvoller Einsichten.
- Die Romanreihe Fortune de France von Robert Merle erzählt in 13 (!) Bänden die Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Ordentlicher Lesestoff - eine tolle Vorbereitung auf die Schlösser der Loire und all die Francois', Louis' und Henris, die einem in den Schlössern begegnen.
- Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien. Ihrem Leben kann man sich mit "Die Löwin von Aquitanien: Historischer Roman" von Tanja Kinkel unterhaltsam nähern.