Nouvelle-Aquitaine
Frankreich
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Das Château de Bonneval befindet sich auf einer leicht erhöhten Position im Zentrum des Dorfes und bietet einen herrlichen Ausblick in alle Richtungen. Es wird an jeder Ecke von einem hohen Turm flankiert; es hat Türmchen, Wälle und sogar Zugbrücken, die den Wassergraben überblicken. Obwohl es seit dem späten 18. Jahrhundert ein Herrenhaus ist, war es früher als militärische Festung Teil einer strategisch wichtigen Verteidigungslinie, die den Zugang zu Aquitanien schützte.
Um das Schloss herum finden sich hauptsächlich Rasenflächen, gesäumt von Lavendel und Tannen sowie Eichen-, Kastanien- und Lindenbäumen. Diese Gärten verbergen einige interessante alte Gebäude, darunter eine kleine Familienkapelle. Dahinter liegen die landwirtschaftlichen Felder, auf denen die Herde der berühmten roten Limousin-Rinder des Anwesens lebt.
Das Château hat sich im Laufe der Zeit stark verändert und bietet daher Beispiele für verschiedene Architekturen und Stile aus unterschiedlichen historischen Epochen. Jede Generation von Bonneval hat Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen, ein Prozess, der
bis heute anhält.Die frühere Festung aus dem 10. Jahrhundert – im Mauerwerk des Eingangsturms findet sich ein Stein mit der Jahreszahl 930 – wurde um 1350 wahrscheinlich von Jean I., dem Seigneur von Bonneval umfassend umgebaut und galt als bemerkenswertes Beispiel für eine viereckige Burg, die aus einer Kombination von Ringmauern und vier massiven Rundtürmen besteht, die jeweils nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet sind und von Wassergräben umschlossen werden. Seine Gestaltung spiegelt die ursprüngliche Rolle des Schlosses als militärische Festung wider. Es gibt nur einen Ein- und Ausgang in der Ostwand. Der Burggraben, Zugbrücken, Eggen, Eichenholztore mit Sprossen, Kragsteine, Maschikuli und Schießscharten erinnern an die Tücken, die die vielen belagernden Armeen überwinden mussten, um die Burg einzunehmen.
Diese mittelalterlichen Merkmale finden sich um die Südwand und einen Teil der Nordwand. Die Westwand und der größte Teil der Nordwand erinnern an die friedlicheren Zeiten der Renaissance und der Aufklärung im 18. Jahrhundert. Sie zeigen den Lebensstil und den Komfort eines Adligen und seiner Familie, die offensichtlich über beträchtlichen Reichtum und Einfluss am Hof verfügten, und nicht den eines lokalen Kriegsherrn, wie der im Renaissancestil dekorierte Innenhof mit einer Kolonnadengalerie anschaulich zeigt.
Das Innere von Château de Bonneval ist eine reiche Schatztruhe an Design, Architektur, Kunst, Möbeln und Einrichtungsgegenständen, die die fast 1000 Jahre des Familiensitzes widerspiegeln. Die detaillierte Beschreibung der einzelnen Merkmale der Innenausstattung des Schlosses lässt sich am besten bei den regelmäßig im Juli, August und September stattfindenden Führungen erleben.
Die Familie Bonneval ist eines der ältesten Adelshäuser Frankreichs, dessen dokumentierte Ursprünge im Limousin des frühen 11. Jahrhunderts liegen. Es gilt seit langem als eine der angesehensten und ehrenwertesten Familien. Das berühmteste Familienmitglied war sicherlich Claude Alexandre de Bonneval – später Humbaracı Ahmet Paşa im 17. Jahrhundert! Der französische Adlige war Soldat und Abenteurer, der nach Kriegsdiensten für Frankreich und Habsburg in osmanische Dienste trat, zum Islam konvertierte und die Artillerie des Sultans reformierte. Er verstarb 1747 in Konstantinopel.
Der heutige Marquis erbte den Titel und die Ländereien 1997 von seinem verstorbenen Vater.
Der Teufelsturm
Die Legende besagt, dass im Jahre 1227, als sich Roger de Bonneval im Kampf gegen Blanche von Kastilien befand, ein Erdbeben die Gegend von Coussac-Bonneval erschütterte und den ursprünglich in der Südwestecke des Schlosses errichteten Turm zerstörte. Seine Frau und Schlossherrin, Dame Anne de L’Estange, beklagte die Schäden mit ihrer Tochter Aliénor, als ein hübscher und eleganter Besucher eintraf, der um eine Unterkunft für die Nacht bat.
Am nächsten Morgen bat der Edelmann Anne um die Hand ihrer Tochter und wollte im Gegenzug den zerbrochenen Turm vor dem nächsten Sonnenaufgang wieder aufbauen. Dame Anne meinte keine andere Wahl zu haben und stimmte zu. Im Morgengrauen wurde der Turm, wie versprochen, vollständig wieder aufgebaut. Die widerwillige Tochter flehte ihre Mutter an den Turm von einem Priester segnen zu lassen, ebenso wie ihren Verlobten und sich selbst. Der Priester wurde herbeigerufen und segnete den Turm und das Brautpaar. Der Edelmann schrie auf und verwandelte sich sofort in Satan. In seiner Wut trat er mit aller Kraft gegen den von ihm neu errichteten Turm, bevor er im Boden versank.
Heute, fast 900 Jahre später, kann man immer noch die Zeichen der Wut des Teufels auf dem Turm sehen, denn er ist für immer zerbrochen
Wir danken den Verantwortlichen des Châteaus de Bonneval für Texte und Photos. Die Bildrechte liegen dort.
Allgemeine Tipps Für Schlösser- und Burgentouren empfehlen wir das niederschlagsarme Frühjahr und den milden Herbst. Im Süden (z.B. im Katharerland) sollten Sie Touren gut vorbereiten (genug Wasser / Sonnenschutz LF 50) und nicht alleine gehen - die Orte sind zum Teil sehr abgelegen. WICHTIG: Checken Sie vor dem Besuch - gerade bei kleineren Schlössern - die Öffnungszeiten auf deren Website.
Tickets Viele französische Kulturdenkmäler gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Bestellen Sie - sofern möglich - die Karten vorab. Gerade bei vielen Schlössern im Loire-Gebiet oder Orten wie der Abtei Mont Saint Michel haben Sie teils SEHR lange Wartezeiten.
Reiseführer Wir verwenden gerne den Baedeker Reiseführer Frankreich oder Lonely Planet Reiseführer Frankreich (Lonely Planet Reiseführer Deutsch). Als Hosentaschen-Reiseführer nutzen wir außerdem den MARCO POLO Reiseführer Frankreich: Reisen mit Insider-Tipps.
Lese-Tipps
- Mehr auf burgen.de: Unsere Frankreich-Übersicht | Liste der schönsten französischen Burgen & Schlösser | Übersicht Loire-Schlösser
- Die Website des Französischen Fremdenverkehrsamtes (www.france.fr) ist eine schöne Quelle der Inspiration. Merci beaucoup.
- Wer sich auf die Kultur vorbereiten möchte, dem empfehlen wir das Buch "So sind sie, die Franzosen: Die Fremdenversteher von Reise Know-How" (Knapp) - etwas bissig, aber voller humorvoller Einsichten.
- Die Romanreihe Fortune de France von Robert Merle erzählt in 13 (!) Bänden die Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Ordentlicher Lesestoff - eine tolle Vorbereitung auf die Schlösser der Loire und all die Francois', Louis' und Henris, die einem in den Schlössern begegnen.
- Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien. Ihrem Leben kann man sich mit "Die Löwin von Aquitanien: Historischer Roman" von Tanja Kinkel unterhaltsam nähern.