Nouvelle-Aquitaine
Frankreich
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Eine der bekanntesten und am besten erhaltenen Burgen des Périgord ist das Château de Beynac. Es steht seit dem Jahr 1115 auf einem dominanten Felsgipfel über dem Dorf Beynac-et-Cazenac und bewacht seit 9 Jahrhunderten die Handelsrouten und Wasserwege der Region. Hier war die kürzeste Strecke zwischen Bergerac und dem Bordelais auf der 152 Meter unter der Burg fließenden Dordogne.
Im 12. Jahrhundert wurde zuerst der Donjon, der Bergfried aus dem gleichen Material wie die umgebenden Felsen errichtet. Der Zugang befand sich in einem der oberen Stockwerke, zugänglich nur über eine Leiter. Die Herren von Beynac kontrollierten die Passage auf dem Fluß, alle Transportschiffe mussten zahlen. Auch der Fisch aus der Dordogne war sehr beliebt und so siedelten sich Fischer am Fuß der Burg an, ein Dorf entstand. Mit den Erträgen aus Maut und Steuern wurde die Familie reich und mächtig.
In dieser Zeit gehörte das Périgord zum Herzogtum Aquitanien und
ihrer Herzogin Eleonore, die gleichzeitig auch Königin von England war. Ademar of Beynac hatte keine direkten Erben und so belehnte Eleonores Sohn Richard Löwenherz einen seiner treusten Anhänger mit der Herrschaft, Mercadier. Dieser war verantwortlich für alle Burgen in Aquitanien während Richards Abwesenheit. Der Bruder des Verstorbenen Ademar, Pons of Beynac war mit dieser Regelung unzufrieden und wartete auf seinen Gelegenheit um die Burg zu erobern. Es sollte 6 Jahre dauern bis sich die richtige Gelegenheit ergab.Richard Löwenherz starb im Jahr 1199 bei der Belagerung der Burg von Châlus fast 100 km entfernt, Mercadier wurde am Ostermontag des Jahres 1200 in den Strassen von Bordeaux ermordet. So gelangte die Burg wieder in die Hände des lokalen Adels.
Am Ende des 12. Jahrhunderts wurde der Bergfried mit einem Wachraum ergänzt. Am Ende des Raumes in der Nähe einer Wendeltreppe befanden sich Ställe.
Simon IV. de Montfort, ein französischer Adliger aus dem Haus Montfort-l’Amaury nahm die Burg im Jahr 1214 ein und ließ sie schleifen. Erst 1259 wurde sie wieder englisch, mit Beginn des 100 Jährigen Krieges wieder französisch. Direkt der englisch- französischen Grenze gelegen, war Château de Beynac in ständige Auseinandersetzungen verwickelt. Erst ab dem Jahr 1368 gehörte sie endgültig zu Frankreich.
Noch heute kann man den großen Saal besichtigen, in welchem sich die vier wichtigsten Barone der Region im 14. Jahrhundert trafen, die Herren von Bourdeille, Biron, Beynac and Mereuille. Besonders sehenswert ist der Renaissance Kamin.
Das zum Prunksaal hin offene Oratorium wurde im 15. Jahrhundert mit Wandmalereien geschmückt. Unter diesen Gemälden kann man eine Pieta und das Abendmahl Christi bewundern. Das Wappen der Beynac findet man auf den Gemälden. Es wird gesagt, dass die fünf roten Spuren der Markierung entsprachen, die der erste Lord von Beynac nach einem langen Kampf mit seinen blutigen Fingern auf seinem goldenen Schild hinterlassen hat.
Über die Treppe aus dem 17. Jahrhundert gelangte man in die reich ausgestatteten Wohnräume im Südflügel. Dem Geschmack der Zeit entsprechend wurden Wendeltreppen durch gerade Treppen ersetzt und die Treppenabsätze opulent geschmückt
Die prächtigen bemalten Holzarbeiten des Waffensaals und des Kabinetts stammen aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Kaminsturz ist das Beynac-Wappen zu erkennen, das durch seine roten und goldenen Streifen gekennzeichnet ist.
Über eine weitere Treppe erreicht man die Aussichtsterrasse mit einer herrlichen Aussicht über das Herrschaftsgebiet der Herren von Beynac und das Tal der fünf Burgen: Marqueyssac, Feyrac, Lacoste, Castelnaud und Beynac.
Auch die Küchen aus dem 13. Jahrhundert mit ihrem beeindruckenden Kamin sind einen Besuch wert.
Das Schloss blieb in Familienbesitz bis 1761, dem Datum der Eheschließung von Marie-Claude de Beynac mit Christophe de Beaumont. Während der Französischen Revolution war die Burg lange unbewohnt, erst im Jahr 1961 wurde sie von den heutigen Besitzern erworben. Heute wird die Burg oft als Kulisse für Filmaufnahmen genutzt, wie z. B.: Die Rache des Musketier, Die Besucher 2 und Jeanne d’Arc von Luc Besson.
Das unterhalb der Burg liegende Dorf von Beynac-et-Cazenac gehört zu den “les plus beaux villages de France”.
Photo Credits (used under CC BY 2.0; cropped, sharpened & recoloured original)
Chateau de Beynac 1 by Sébastien FAILLON
Château de Beynac by Gabrielle Ludlow
Château de Beynac by Alexandre Dolique
Ganzjährig kann man die Burg selbstständig mit einer Infobroschüre erkunden.
Von April bis Oktober gibt es halbstündlich von 10:00h bis 12:00h und 14:00h bis 18:30h Führungen in französischer Sprache.
Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
(Stand 2020)
Allgemeine Tipps Für Schlösser- und Burgentouren empfehlen wir das niederschlagsarme Frühjahr und den milden Herbst. Im Süden (z.B. im Katharerland) sollten Sie Touren gut vorbereiten (genug Wasser / Sonnenschutz LF 50) und nicht alleine gehen - die Orte sind zum Teil sehr abgelegen. WICHTIG: Checken Sie vor dem Besuch - gerade bei kleineren Schlössern - die Öffnungszeiten auf deren Website.
Tickets Viele französische Kulturdenkmäler gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Bestellen Sie - sofern möglich - die Karten vorab. Gerade bei vielen Schlössern im Loire-Gebiet oder Orten wie der Abtei Mont Saint Michel haben Sie teils SEHR lange Wartezeiten.
Reiseführer Wir verwenden gerne den Baedeker Reiseführer Frankreich oder Lonely Planet Reiseführer Frankreich (Lonely Planet Reiseführer Deutsch). Als Hosentaschen-Reiseführer nutzen wir außerdem den MARCO POLO Reiseführer Frankreich: Reisen mit Insider-Tipps.
Lese-Tipps
- Mehr auf burgen.de: Unsere Frankreich-Übersicht | Liste der schönsten französischen Burgen & Schlösser | Übersicht Loire-Schlösser
- Die Website des Französischen Fremdenverkehrsamtes (www.france.fr) ist eine schöne Quelle der Inspiration. Merci beaucoup.
- Wer sich auf die Kultur vorbereiten möchte, dem empfehlen wir das Buch "So sind sie, die Franzosen: Die Fremdenversteher von Reise Know-How" (Knapp) - etwas bissig, aber voller humorvoller Einsichten.
- Die Romanreihe Fortune de France von Robert Merle erzählt in 13 (!) Bänden die Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Ordentlicher Lesestoff - eine tolle Vorbereitung auf die Schlösser der Loire und all die Francois', Louis' und Henris, die einem in den Schlössern begegnen.
- Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien. Ihrem Leben kann man sich mit "Die Löwin von Aquitanien: Historischer Roman" von Tanja Kinkel unterhaltsam nähern.