Yorkshire and the Humber
GB - England
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Das preisgekrönte Bolton Castle ist eines der am besten erhaltenen mittelalterlichen Schlösser im Vereinigten Königreich.
Die Burg liegt in der Nähe der lebhaften Marktstadt Leyburn in Wensleydale, North Yorkshire, und bietet fünf Stockwerke, darunter ein Verlies und Gemächer in denen Mary, Königin der Schotten, einen Teil ihrer Gefangenschaft verbrachte, sowie herrliche Ausblicke auf unberührte Landschaften und weitläufige Gärten.
Die Familie le Scrope und ihre Burg
Bolton Castle wurde von Sir Richard le Scrope, Lordkanzler von England unter Richard II. erbaut. Sir Richard hatte schon 1378 mit dem Maurermeister Johan Lewyn – einem der produktivsten und bedeutendsten Architekten im mittelalterlichen England – einen Vertrag über den Bau der Ostseite und der Türme geschlossen, als er dann 1379 eine Lizenz erhielt seine Burg mit Zinnen zu versehen, war die Burg praktisch schon im Entstehen.
Der Bau wurde 1399 abgeschlossen und Richard Le Scrope gab schätzungsweise 18.000 Mark für das Castle aus. Außerdem kaufte
er für weitere 10.000 Pfund die Königswürde der Insel Man für seinen Sohn William. Dies entspricht nach heutigen Preisen etwa 90 Millionen Pfund.Die Familie war eine Generation zuvor unter Sir Henry Le Scrope – Vater von Sir Richard – zu großer Bekanntheit gelangt. Sie muss aber schon weit vor dieser Zeit politische Macht besessen haben. Ein Richard FitzScrob – Scrob ist die früheste normannische Schreibweise des Namens Scrope – erbaute schon im Jahr 1050 Richard’s Castle in Herefordshire.
Sir Henry diente im Gefolge des Grafen von Warwick in Frankreich und später John of Gaunt. Zwischen 1371 und 1375 war er Lord Treasurer und wurde 1378 zum Lordkanzler ernannt, ein Amt, das er bis 1380 innehatte, dass er dann aber von 1381 bis 1382 wieder abgab, nachdem er mit dem König aneinander geraten war. Über die Herkunft des großen Scrope-Vermögens gibt es viele Geheimnisse. Angeblich gründeten Henry und Geoffrey Le Scrope das Familienvermögen, doch ihre angegebenen Einkünfte beliefen sich nie auf mehr als etwa 80 Pfund pro Jahr.
Eine Burg aus dem Lehrbuch
Bolton Castle ist ein Musterbeispiel für die damalige Zeit. Eine viereckige Burg mit quadratischen vierstöckigen Türmen an jeder Ecke, die nicht weit über die Umfassungsmauern hinausragen. Die Burg wurde zu Verteidigungszwecken erbaut, mit Maschikulis, die es ermöglichten, Gegenstände auf Angreifer zu werfen. In den oberen Stockwerken jedes Turms befanden sich komfortable Privatwohnungen, deren innere Zugänge jeweils durch ein Fallgitter geschützt waren.
John Leland – „der Vater der englischen Lokalgeschichte und Bibliographie“ – beschrieb in der Regierungszeit Henry VIII. in seinem „Itinerary“, dass der Bau von Bolton 18 Jahre dauerte, 1.000 Mark pro Jahr kostete und 1399 abgeschlossen wurde. Er beschreibt auch „eine astronomische Uhr“ im Innenhof und die Art und Weise, wie „der Rauch vom Herd in der Halle durch Tunnel durch die Wände und ohne andere Lüftungsschlitze abgeleitet wurde“. Sir Francis Knollys beschreibt Bolton als „das Haus mit den höchsten Mauern, das er je gesehen hat“.
Der berühmteste Gast – die schottische Königin Maria Stuart
Diese Kombination aus Sicherheit und komfortablen Unterkünften führte dazu, dass Bolton Castle als geeigneter Ort für die Inhaftierung von Mary, der Königin von Schottland, nach ihrer Niederlage in der Schlacht von Langside im Jahr 1568 angesehen wurde.
Ihr Gefolge soll aus 51 Rittern, Dienern und Hofdamen bestanden haben, von denen aber nur 36 im Castle wohnen konnten. Sie durfte sich frei auf dem Gelände bewegen und ging oft auf die Jagd. Sir Francis Knollys soll ihr die englische Sprache beigebracht haben, da sie nur Französisch, Latein und Schottisch beherrschte.
Die Kammern im Südwestturm, in denen sie sich aufgehalten haben soll, wurden so eingerichtet, wie sie während ihrer Gefangenschaft ausgesehen haben könnten – sie hatte die besten Gemächer im Schloss. Mary blieb von Juli 1568 bis Januar 1569 in Bolton Castle und reiste dann nach Tutbury Castle, wo sie den größten Teil der nächsten 18 Jahre in Gefangenschaft verbringen sollte.
Das Ende der Burg
Das Ende von Bolton Castle kam im Bürgerkrieg, als John Scrope die Burg für die Royalisten hielt. Das Parlament belagerte die Burg ein ganzes Jahr lang, und im November 1645 war Scrope gezwungen, sich zu ergeben. Das Parlament beabsichtigte, die Burg zu schleifen, aber der Südwestturm und der Westbereich blieben fast vollständig erhalten und bewohnbar.
Bolton Castle befindet sich heute noch immer im Besitz eines direkten Nachfahren des Lord Scrope aus dem 14. Jahrhundert, der diese beeindruckende Festung erbauen ließ. Die beeindruckende Anlage wird immer wieder für Filmaufnahmen genutzt – „Ivanhoe“ und „Elizabeth“ sind sicher die bekanntesten.
Es wird viel geboten
Alle Besucher sind herzlich eingeladen, die Burg zu besichtigen und unser umfangreiches Veranstaltungsprogramm zu genießen, das für jeden etwas bietet. Wir sind bekannt für unsere Reenactor-Veranstaltungen, die die Geschichte für unsere Besucher lebendig machen, unsere täglichen Falknervorführungen, die im Eintrittspreis enthalten sind, und unseren fabelhaften Tea Room, in dem täglich hausgemachte Speisen serviert werden.
Wir freuen uns darauf, Gruppen, Einzelreisende und Kinder aller Altersgruppen in Bolton Castle begrüßen zu dürfen, um all das zu genießen, was es zu bieten hat!
Nordengland – Ein Paradies für Geschichtsfans
Nordengland ist ein wunderbares Reiseziel, besonders für alle, die Geschichte lieben. Die raue Schönheit der Landschaft, geprägt von sanften Hügeln, weiten Mooren und dramatischen Küsten, lädt zu Entdeckungen ein. Neben beeindruckenden Burgen und historischen Städten bietet die Region atemberaubende Natur – von den Stränden der Nordsee bis zu den wilden Landschaften der Yorkshire Dales und des Lake Districts.Beliebte Rundreiseziele
Zu den spannendsten Regionen für eine Rundreise gehören Northumberland mit seinen mächtigen Burgen wie Alnwick und Bamburgh, die historische Stadt York mit ihrer berühmten Kathedrale sowie die beeindruckende Küstenlinie der Yorkshire Heritage Coast. Auch der Hadrianswall, einst die Grenze des Römischen Reiches, ist ein Highlight für Geschichtsinteressierte.Reisezeit
Die beste Reisezeit für Nordengland ist von Mai bis September. Wer es ruhiger mag, sollte die Schulferien von Mitte Juli bis Ende August meiden, da besonders die Küstenorte und Nationalparks dann gut besucht sind. Die Blütezeit im Frühjahr ist perfekt für Gartenliebhaber, während die herbstliche Landschaft mit ihren bunten Wäldern eine ganz besondere Atmosphäre bietet. Viele Burgen und historische Sehenswürdigkeiten haben im Winter – von Oktober bis Ostern – nur eingeschränkte Öffnungszeiten oder schließen ganz.Tickets & Spar-Tipps
Richtig sparen kann man mit sogenannten Touringpässen. Die Preise erscheinen erstmal kernig, aber die Pässe rechnen sich ziemlich schnell, wenn man mehrere Objekte besucht. National Trust Touring Pass Dieser Pass bietet Zugang zu zahlreichen historischen Gebäuden, Burgen und Gärten in ganz England, darunter viele in Nordengland. Momentan ist er nur direkt über die Website des National Trust erhältlich. English Heritage Overseas Visitor Pass Dieser Pass ermöglicht freien Eintritt zu über 100 Denkmälern und archäologischen Stätten. In Nordengland zählen dazu Highlights wie die imposante Ruine Dunstanburgh Castle, der Hadrianswall mit seinen römischen Forts und das sagenumwobene Whitby Abbey an der Küste von Yorkshire.- Strassenkarten - wer gerne auf "Papier" plant, sollte sich zur Vorbereitung einen guten Straßen Atlas zulegen. Wir arbeiten seit Jahren mit den Karten von Collins
- Reiseführer - als Lektüre und zur Vorbereitung verwenden wir gerne die Reiseführer von Dumont Nord- und Mittelengland ♥, Baedeker England ♥ und aus dem Michael Müller Verlag Nord- und Mittelengland ♥ , als Hosentaschen-Reiseführer haben wir gerne Marco Polo England ♥ dabei.
- Lesen - wer sich mit Büchern einstimmen möchte, dem empfehlen wir Bernard Cornwell's Romane " Uthred-Saga " ♥ oder die Artus-Chroniken ♥ sowie Rebecca Gablé's Von Ratlosen und Löwenherzen ♥. Letzteres ist ein ganz tolles Werk zum Einstieg in die englische Geschichte.
- Lust auf England machen die Websites von Visit Britain und VisitEngland.
- Wer England bereisen will, sollte sich intensiv die Websites des National Trusts und von English Heritage ansehen.