Niedersachsen
Deutschland
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Am Nordrand der Kreisstadt Gifhorn, umgeben von breiten Wassergräben, liegt das im 16. Jahrhundert erbaute Welfenschloss, das heute als Sitz des Landrates und der Landkreisverwaltung dient. Neben dem imposanten Torhaus zieht die beeindruckende Schlosskapelle den Blick auf sich. Herzog Franz, der als Regent für zehn Jahre seine Hauptresidenz in diesem Schloss hatte, ließ diesem 1547 geweihten Bau errichten um seine lutherische Gesinnung zu zeigen. Im sogenannten Kommandantenhaus befindet sich heute der Hauptsitz der Museen des Landkreises Gifhorn.
Die Stadt Gifhorn lag im Mittelalter verkehrsgünstig an der Kreuzung der in Nord- Süd Richtung verlaufenden Salzstrasse und der in West -Ost Richtung verlaufenden Kornstrasse ,an einer Furt über den Fluss Aller. Schon im Jahr 1213 wird hier eine Mühle erwähnt, 1296 eine Burg. Funde dieser Burg stammen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Genutzt wurde die Anlage schon im 15. Jahrhundert als Witwensitz der Welfen.
Im Jahr 1519 wurde die mittelalterliche Gifhorner Welfenburg in
der „Hildesheimer Stiftsfehde“ stark beschädigt. Unter Verwendung von Resten der Vorgängeranlage errichteten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg ab 1525 eine neue Wasserburg. Die Initiative für diessen Bau ging von den Brüdern Herzog Ernst der Bekenner und Herzog Franz von Braunschweig-Lüneburg aus.Zuerst entstand das Torhaus mit seiner original erhaltenen hölzernen Dachkonstruktion aus dem Jahr 1526. Die ungewöhnliche Konstruktion besteht aus einem halbkreisförmigen Dach mit halbrunden, mit kleinen Kugeln besetzten Giebeln.
Aufgrund einer Seuche in Celle wich Herzog Ernst der Bekenner samt Hofstaat im Jahr 1529 Celle nach Gifhorn aus. Mit dem Beginn der alleinigen Regierung von Ernst‘ Bruder, Herzog Franz im Jahr 1539 wurde Gifhorn selbst Residenz und wurde dementsprechend ausgebaut.
Im Jahr 1547 wurde auch die Schlosskapelle vollendet, in der seit 1549 Herzog Franz bestattet ist. Sie ist ist eine der ersten Sakralbauten, die in Norddeutschland für evangelische Gottesdienste erbaut wurden. Links und rechts des Altars findet man die beiden lebensgroßen, zeitgenössischen Holzplastiken von Herzog Franz und seiner Frau Herzogin Klara, diese isthier allerdings nicht begraben. Die Kapelle wurde zuletzt im Jahr 2008 renoviert, man versuchte dem Orginal möglichst nahe zu kommen. Der spätmittelalterliche Altarschrein wird heute im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover gezeigt, den Altar schmückt nun das von dem Berliner Künstler Johannes Grützke geschaffene Gemälde „Der ungläubige Thomas“ .
Mit Unterbrechungen dauerten die Arbeiten an Schloss Gifhorn bis 1581 in denen es seine heutige Form erhielt. Um den Innenhof entstanden das Kommandantenhaus und im Jahr 1568 das „Ablagerhaus“. Doch die herzogliche Familie hielt sich nur noch selten hier auf. Wassergräben, vier starke Rundtürme und unterirdische Kasematten wurden gebaut und machten das Schloss zu einer damals fast uneinnehmbaren Festung. Die Kasematte unter der Schlosskapelle wird heute als Veranstaltungsort des Historischen Museums genutzt.
Am Ende des 18. Jahrhunderts begann man mit dem Abbruch von Gebäudeteilen, die Festung wurde aufgegeben. Das Schloss wurde als Haus des Amtmanns genutzt, auch das Amtsgericht und ein Gefängnis zogen hier ein. Nach Sanierungsarbeiten in den Jahren 1978 und 1983 erhielt das Schloss schließlich seine heutigen Funktion als Sitz von Landrat, Kreisverwaltung und Historischem Museum.