Mecklenburg-Vorpommern
Deutschland
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Auf der Ostseeinsel Rügen liegt nahe dem Ort Binz auf dem 107 m hohen Tempelberg im Waldgebiet Granitz das gleichnamige Jagdschloss Granitz.
Seit dem 15. Jahrhundert gehört dieses wildreiche Jagdgebiet den Putbuser Grafen. Hier ließ im frühen 18. Jahrhundert Graf Moritz Ulrich I. einen Aussichtsturm errichten, ein Fachwerk Belvedere. In der Nähe lag sein zweigeschossiges Jagdhaus aus der gleichen Zeit.
Im 19. Jahrhundert reichte der Familie – mittlerweile zu Fürsten von Putbus erhoben – das einfache Haus nicht mehr und Fürst Wilhelm Malte I. entwickelte die Idee, auf dem höchsten Punkt der Granitz einen prachtvollen Neubau errichten zu lassen. Der Fürst war mit dem preußischen Kronprinzen bekannt und wusste um dessen Vorliebe für Rügen und Architektur. Er bat den Kronprinzen um einen Entwurf und dieser Entwurf aus dem Jahr 1830 zeigt fast das heutige Schloss im Stil der norditalienischen Renaissance-Kastelle.
Gebaut wurde das Schloss erst ohne den Rundturm, dieser wurde erst Ende des
Jahrzehnts wieder in die Pläne aufgenommen. Das Schloss hatte nun einen quadratischen Grundriss mit dem hochaufragenden Mittelturm. 1845 wurde die gusseiserne Wendeltreppe, eine Meisterleistung des Eisenkunstgusses im Turm eingebaut. Es wurden keine Kosten gescheut, auch die Innendekorationen waren ausgesprochen prächtig im Stil ihrer Zeit. Der 1851 eingebaute saalhohe Kamin im Marmorsaal ist dafür ein schönes Beispiel.Bereits im 19. Jahrhundert konnte das Schloss von der Öffentlichkeit besichtigt werden, sofern die Fürstenfamilie abwesend war. Granitz blieb bis 1945 in den Händen der Familie. In den letzten Kriegswochen wurde es mit Flüchtlingen belegt. Von der russischen Armee geplündert, wurde das Schloss nach dem Krieg enteignet. In der Folgezeit wurde als Museum für Jagd- und Naturkunde genutzt. In den 60er Jahren wurde Granitz unter Denkmalschutz gestellt und fortwährend restauriert, die letzten großen Arbeiten fanden 2011 bis 2014 statt. Die Kosten beliefen sich auf fast 8 Millionen Euro.
Im Inneren des Schlosses gibt es Jagdtrophäen, historische Möbel sowie wechselnde Ausstellungen zu sehen. Man erfährt in den Räumen viel über die Geschichte des Schlosses und der Putbuser Fürstenfamilie und kann (sofern man schwindelfrei ist) über die 154 Stufen der freitragenden Wendeltreppe den 38m hohen Mittelturm besteigen. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Insel Rügen – bei guter Sicht sogar bis nach Usedom.
Mit jährlich rund 150.000 Besuchern gehört die Anlage zu den am häufigsten besuchten Schlössern Mecklenburg-Vorpommerns und wird von der Landesbehörde “Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern” verwaltet.
Das Jagdschloss kann man über Rad- und Wanderwege erreichen, oder man nutzt den Jagdschlossexpress vom Ostseebad Binz.
Regelmäßig von Mitte April bis Mitte Oktober finden bei Vollmond die beliebten Mondscheinwanderungen statt. Die Wanderungen starten am Abend in Binz und führen dann etwa vier Kilometer durch den Wald der Granitz zum Schloss, wo eine Führung mit Turmbesteigung den Ausflug krönt.