Russland
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In einer an Palästen reichen Stadt wie St. Petersburg, dem Zentrum des zaristischen Russlands für 2 Jahrhunderte, stellt sich schnell die Frage, welcher ist der schönste Palast, welchen muss man sich anschauen, denn zumeist drängt die Zeit und alles wird man nicht schaffen können.
Peterhof liegt etwas außerhalb der Stadt, ca 30 km nach Westen im finnischen Meerbusen. Die An- und Abfahrt kostet etwas Zeit und so sollte man mindestens einen halben Tag für die Besichtigung einplanen. Ob man sich für die Strasse entscheidet oder für ein Tragflächenboot überlassen wir dem Geschmack des Reisenden.
Es empfiehlt sich auf jeden Fall die Anlage mit einem vorbestellten Tourguide zu besichtigen. In Petersburg gibt es viele gut ausgebildete Reiseführer, die phantastisch deutsch sprechen. Eine Investition, die sich sicher lohnen wird. Denn eines ist sicher, man ist hier nicht allein.
Der Grosse Palast ist einer der schönsten Paläste Europas und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Wie
der Name vermuten lässt, war Peter der Große der Gründer der Anlage. Im Jahr 1705 ließ er hier ein kleines Landhaus errichten, der Platz lag auf dem Weg zur Festung Kronburg. Nur 10 Jahre später begannen aber schon die Arbeiten für eine größere Residenz, die es mit den Palästen anderer europäischer Monarchen aufnehmen können sollte. Neben dem Grossen Palast einstanden kleinere, intime Häuser und die Gärten mit ihren Fontänen und Spielereien. Peter hatte die ersten Zeichnungen für sein Paradies selbst skizziert und sicherte sich die Mitarbeit großer Baumeister wie Braunstein, Schlüter und Zemtsov. Landschaftsarchitekt Jean-Baptiste Leblond entwarf die Gartenalagen und Van Garnichfeldt war der Meistergärtner, Tuvolkov für die Hydraulik der Fontänen zuständig und Paul Sualem für deren Gestaltung.Die Bauarbeiten wurden in einem erstaunlichen Tempo voran getrieben und schon im August 1723 konnte die feierliche Eröffnung gefeiert werden. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht alles fertig gestellt, aber der Palast war schon bewohnbar und die oberen und unteren Gärten mit den Schlösschen Monplaisir und Marly waren angelegt. Die heute noch beeindruckenden Fontänen und Kaskaden wurden errichtet. Ein besonderer Besuchermagnet sind und waren die Scherzfontänen im Garten von Montplaisir, damals gebaut zum Amüsement der Hofgesellschaft bieten sie noch heute an heißen Tagen eine (un) willkommene Erfrischung. Zar Peter nutzte seinen Palast als Sommerresidenz, den Winter verbrachte der Monarch in seiner neuen Hauptstadt.
Auch nach seinem Tod im Jahr 1725 wurde die Schloss- und Parkanlage stets erweitert und verschönert. Seine Tochter, die Zarin Elisabeth ließ ihren Lieblingsarchitekten Francesco Bartolomeo Rastrelli die Anlage verschönern. Nach militärischen Erfolgen und der zunehmenden Erschließung Sibiriens mit Reichtümern gesegnet, sollte auch der Palast mit dem gewachsenen nationalen Selbstbewusstsein Stand halten. Rastrelli, der bedeutendste Vertreter des russischen Barock baute für Elisabeth auch den Katharinenpalast und den Winterpalast zu neuer Schönheit. In Peterhof arbeitete er mehr als 10 Jahre, schon sein Vater hatte unter Peter hier gewirkt. Es entstanden die Seitenflügel, die in den kleinen Pavillions enden, welche er von goldenen Hauben krönen ließ. Hier befinden sich die Schlosskirche und der Wappenpavillion. Der Palast hatte nun eine Fassadenlänge von 270 Metern. Zu Peters Zeiten war der Palast ungefähr so breit wie die Kaskade, er liegt ca. 16 Meter höher als die unteren Gärten. Der 400 Meter lange Kanal verbindet das Schloss mit dem Meer.
Die Umgestaltung dauerte von 1747 bis 1752 und hinterließ den Palast in seiner heutigen Pracht. Vom relativ einfachen Kabinett Peters mit Holzschnitzereien bis hin zum prächtigen Ballsaal mit einer Fläche von 270 Quadratmetern zeugen die mit Seidentapeten verkleideten Raumfluchten von der Macht und dem Reichtum der herrschenden Zarinnen und Zaren.
Unter Katharina II. wurden einige Räume im neoklassischen Stil umdekoriert. In den Jahren ab 1770 änderte ihr Architekt Juri Veldten die Vorhalle, das Weiße Speisezimmer und den Thronssaal, dem größten der Säle mit 330 Quadratmetern, geschmückt mit den für diesen Stil typischen Stucco Arbeiten. Über dem Thronsessel findet sich eins der berühmtesten Portraits der Zarin Katharina. Der Thron soll von Peters Freund Alexander Menshikov in Auftrag gegeben worden sein.
Auch unter dem Zaren Nikolaus I. wurde der Palast weiter dem Geschmack der Zeit angepasst, der Ostflügel bekam ein drittes Geschoss.
Der 2. Weltkrieg richtete in Peterhof große Zerstörungen an, Einrichtung verschwand, der Palast brannte. Doch schon bald nach Kriegsende begann man mit den Restaurierungen, die Gärten wurden schon im Sommer 1945 wieder für Besucher zugänglich gemacht. Die Skulpturen des Parks hatte man im Park vergraben, so hatten sie die Kampfhandlungen nahezu unversehrt überstanden, allerdings hat man bis heute noch nicht alle wiedergefunden.
Die Arbeiten dauern bis heute an.
Sommersaison vom 27. April bis 13. Oktober 2019
Dienstag bis Sonntag: 10:30 bis 21:00 Uhr (letzter Einlass 19:45 Uhr)
Montags und am letzten Dienstag des Monats geschlossen.
Die Wintersaison dauert von Mitte Oktober bis Ende April. Während dieser Zeit kann der Untere Park kostenlos besichtigt werden. Die Fontänen sind allerdings nicht in Betrieb.
Individuelle Besucher können den Palast nur von 12:00h bis 14:30h und von 16:15h bis 19:45h besichtigen. In der Hochsaison ist die Besichtigung nur im Rahmen einer Führung möglich. Die Gruppen werden am Eingang des Palastes zusammengestellt. Der Preis für die Führung ist im Preis enthalten.