Estland
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Die mehr als 700 Jahre alte Hermannsburg in Narva wurde im Laufe der Jahrhunderte von Dänen, Deutschen, Schweden und Russen beherrscht und gehört heute zu Estland. Sie ist die vielfältigste und am besten erhaltene Verteidigungsanlage im Land mit einer Fläche der Burg von 3,2 Hektar und ihrem höchster Punkt: dem 51 Meter hohen Hermannsturm.
Ihr heutiges Aussehen erhielt sie während der Zeit des Livländischen Ordens im 14. bis 16. Jahrhundert. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, wurde die Burg in den 1970er und 1980er Jahren umfassend restauriert, bevor sie als Museum eröffnet wurde, das gleichzeitig eine Dauerausstellung über die Geschichte von Narva sowie fast ein Dutzend Wechselausstellungen bietet.
Die Dänen
Ihr genaues Alter ist immer noch strittig, aber es waren wohl die Dänen die hier – an der Kreuzung der Narova und des alten Handelsweges vom Finnischen Meerbusen nach Nowgorod – im 13. Jahrhundert eine Grenzfestung aus Holz bauten. Die Stadt entwickelte sich im
Schutz dieser Festung entwickelte und erhielt in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Stadtrechte nach Lübecker Recht.Am Anfang des 14. Jahrhunderts wurde mit mit dem Bau einer steinernen Festung begonnen. Es entstand ein kleines kastellartiges Gebäude mit 40 m Seitenlänge und einem Turm, dem Vorläufer des heutigen Hermannsturms. Auch ein kleiner Vorhof entstand an der Nordseite der Festung, der große Vorhof an der Westseite kam erst in der Mitte des Jahrhunderts dazu. Dieser diente vor allem dem Schutz der Stadtbevölkerung im Falle eines Angriffs.
Eine Ordensburg
Im Jahr 1347 kaufte der Livländische Orden die Region Nordestland vom dänischen König. Narva war der nördlichste Verteidigungspunkt des Ordens. Die Burg wurde zu einem Konventgebäude umgebaut, mit massiven Flügeln und einem Innenhof in der Mitte. Der Herman-Turm wurde ebenfalls zu dieser Zeit errichtet. Auf dem gegenüberliegenden Ufer des Flusses war die Burg Iwangorod durch das Großherzogtum Moskau entstanden. Aufgrund dieser Bedrohung wurde auch die Stadt durch eine Mauer geschützt.
Die Schweden
Die Truppen des Zaren Iwan der Schreckliche überquerten den Fluss im Jahr 1588 und besetzten die Stadt und Burg. 13 Jahre später wurde sie von den Schweden zurückerobert und blieb bis Anfang des 18. Jahrhunderts in deren Besitz.
Die Russen
Im Jahr 1700 konnte der schwedische König Kar XII. die Armee von Zar Peter dem Großen in der Nähe von Narva noch besiegen, trotzdem verlor er den Krieg und vier Jahre später ging Narva für 200 Jahre unter russische Herrschaft.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Stadt und auch die Burg schwer beschädigt, sie wurde aber sorgfältig wieder aufgebaut.
Die Esten restaurieren die Burg
Im Juni 2020 wurde die vollständige Rekonstruktion der Burg Narva im Rahmen des Projekts „Eröffnung des Border Castle Discovery Centre“ abgeschlossen, und der Ostflügel der Burg, zu dem Besucher zuvor keinen Zugang hatten, kann nun ebenfalls besichtigt werden. Im Sommer 2020 wurde in der Burg eine neue Dauerausstellung eröffnet, die sich mit der Geschichte der Burg von der Ankunft der ersten Dänen an den Ufern des Narva-Flusses bis zum heutigen Tag befasst. Jeden Herbst findet in Narva das Estnische Museumsfestival statt, in dessen Rahmen die besten Ausstellungen estnischer Museen, die hierher gebracht wurden, bis zum Ende des Jahres geöffnet bleiben.
Konzerte und Konferenzen finden im prächtigen gewölbten Rittersitzungs- und Bankettsaal des Schlosses sowie im etwas kleineren Saal im Nordflügel statt, während der 51 Meter hohe Lange Hermannsturm einen Blick über Narva, die Kreenholmer Fabrik und die Festung Iwangorod auf der anderen Seite des Flusses in Russland bietet.
Die Höfe als Veranstaltungsort
Im Sommer wird im Nordhof des Schlosses der „Nordhof“, ein Zentrum für Handwerksgeschichte, betrieben, während der Westhof als Veranstaltungsort für große Open-Air-Veranstaltungen dient und ein beliebter Ort für Freizeit und Spaziergänge ist. Hier befindet sich auch der Linne-Kräutergarten, der von der Idee des schwedischen Botanikers Carl Linne inspiriert ist, alte Räume durch die Anlage von Zier- und Nutzgärten aufzuwerten.
Im Artillerieturm in der nordwestlichen Ecke des Westhofs befindet sich das Restaurant Rondeel des Narva-Museums, das als einziges Restaurant in Narva in der Rangliste der besten Restaurants in Estland des White Guide aufgeführt.
Wir danken den Verantwortlichen des Narva Muuseum für Infos und Photos. Die Bildrechte liegen dort.