Polen
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Im polnischen Städtchen Malbork liegt über dem Fluß Nogat der größte Backsteinbau Europas, die Marienburg.
Unterteilt war sie drei Bereiche: Die Vorburg mit ihren Werkstätten und Stallungen, das Mittelschloss als weltlicher Verwaltungssitz mit dem Hochmeisterpalast und das Hochschloss als Kloster für die Ordensritter. Einst im 13. Jahrhundert errichtet von den Rittern des Deutschen Ordens, begann der Niedergang von Orden und Burg nach der verlorenen Schlacht von Tannenberg im Juli des Jahres 1410.
Gegründet wurde der Deutsche Orden während des Dritten Kreuzzuges um 1190 im Heiligen Land, doch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts beschloss der damalige Hochmeister Hermann von Salza, den Orden nach Norden zu verlagern. Er befürchtete einem baldigen Untergang der Kreuzritter im Nahen Osten. Gegen das Versprechen das polnische Masowien gegen die Pruzzen zu verteidigen, bekam der Orden Domänen im Kulmerland als Gegenleistung. In der Goldenen Bulle von Rimini im Jahr 1226 verlieh der römisch-deutsche Kaiser Friedrich II.
dem Deutschen Orden die Herrschaft über das Kulmer Land östlich der unteren Weichsel, Hermann von Salza war einer der engsten Berater Kaisers.Um das Jahr 1270 war die Grundsteinlegung für ein befestigtes Kloster gelegen an dieser strategisch wichtigen Handelsstrasse. Von 1276 bis 1280 dauerte der Bau des Hochschlosses.
In den Jahren von 1308 bis 1309 bemächtigte sich der Deutsche Orden Danzigs und Pommerns, der Beginn einer Reihe blutiger Auseinandersetzungen mit Polen. Im Jahr 1309 wurde die Hauptstadt des Ordensstaates nach Marienburg verlegt und damit auch der Hochmeistersitz. Man vergrößerte das Konventhaus und begann mit dem Bau der Vorburg. Auch das Hochschloss wurde umgebaut und vergrößert, alle Ressourcen wurden verwandt um eine standesgemäße Burg zu errichten.
Heute sollte man sich in diesem ältesten Teil der Burg den Kapitelsaal und die Marienkirce mit der Goldenen Pforte anschauen. Die Kirche war 1945 nahezu vollständig zerstört, erst in den Jahren 2014 bis 2016 wurde das Innere nach langer Kontroverse rekonstruiert. Die Schäden des Krieges hat man absichtlich als Mahnmal stehen lassen. Die an der Außenseite der Kirche angebrachte 8 Meter hohe Marienstatue aus dem Jahr 1340 war ebenfalls zerstört und ist seit 2016 als Rekonstruktion wieder an ihrem Platz.
An einer Wand des Kreuzgangs weist ein Teufelchen an der Wand den Weg in den Dansker, einen Turm in dem sich die Hauptlatrine des Hochschlosses befand, unter ihm fließt der Fluss, so dass der Unrat bequem wegtransportiert wurde.
Ende des 14 . Jahrhundert wurde im Mittelschloss der Hochmeisterpalst nach den Plänen des Baumeisters Nikolaus Fellenstein errichtet. Hier befinden sich zwei der schönsten Säle der Anlage, der Sommer- und der Winterremter oder Speisesaal. Die Fächergewölbe der beiden lichtdurchfluteten Räume werden jeweils von einer einzigen schlanken Granitsäule getragen. Über dem Kamin des Sommerremters findet man in der Wand eine Kanonenkugel, sie soll um 1410 von den Belagerern abgeschossen worden sein, um die tragende Säule zu treffen und so den Raum zum Einsturz zu bringen. Sie verfehlte ihr Ziel, der Raum entzückt noch heute. Der im gleichen Gebäudeteil gelegene Große Remter war mit einer Fläche von 30mx 15m einer der größten gotischen Räume seiner Zeit.
Im Jahr 1402 hatte der Orden seine größte territoriale Ausdehnung erreicht. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg gegen Polen-Litauen kam es 1410 erstmals zu einer Belagerung der Marienburg, zunächst erfolglos. Erst 1454 nach einer weiteren Belagerung durch den polnischen König Kasimir IV. Jagiello wurde die Burg von auf ihren Sold wartenden Söldnern an den polnischen König verkauft.
Der Hochmeister verlegte seinen Sitz nach Königsberg und im Jahr 1457 zog der König von Polen in die Marienburg ein. Sie gehörte nun zum Herzogtum Preußen, welches bis 1657 unter polnischer Lehenshoheit stand und diente als präsentativer Sitz der polnischen Könige.
Mit der ersten Teilung Polens im Jahr 1772 fällt die Marienburg an den Preußenkönig Friedrich II und verbleibt für die nächsten 150 Jahre in deutscher Hand. 1882 wird der Architekt und Denkmalpfleger Conrad Steinbrecht mit der Rekonstruktion der Marienburg beauftragt.
In der Zeit des Nationalsozialismus wird die Burg als „Burg des deutschen Jungvolkes“ eingerichtet. Schon früh hatte die Wehrmacht damit begonnen die Marienburg zur Festung auszubauen. Die vorrückende Rote Armee belagerte die Burg und beschoss sie mit schwerer Artillerie. Dabei wurde die Burg, besonders die Ostseite zu 60 Prozent zerstört bzw. beschädigt.
Seit dem Ende des Krieges gehört die Marienburg wieder zu Polen. Schnell begann man mit dem Wiederaufbau, noch heute ist er nicht abgeschlossen.
Seit dem 1997 gehört die Marienburg zum Weltkulturerbe der UNESCO, sie ist heute einer der wichtigsten Anziehungspunkte für Touristen in Polen und wird überwiegend als Museum genutzt.
Wer die Anlage schon einmal besucht hat oder eine excellente kunsthistorische Einführung zu diesem Thema lesen möchte, dem sei das im August 2019 erschienene Buch: “Der Hochmeisterpalast auf der Marienburg: Konzeption, Bau und Nutzung der modernsten europäischen Fürstenresidenz um 1400” von Christofer Herrmann empfohlen. Der vorliegende Band basiert auf intensiven Forschungsarbeiten, die der Verfasser im Rahmen eines DFG-Projektes an der TU Berlin durchgeführt hat. Dabei wird die Baugeschichte bis ins Detail rekonstruiert, die europäischen Bezüge aufgezeigt und auch das Leben hinter den Palastmauern nachgezeichnet. Der Band ist mit zahlreichen historischen und aktuellen Fotos, Zeichnungen und Plänen großzügig ausgestattet.
Ausstellungen und das Schlossgebiet:
09:00h bis 19:00h
Schlossgebiet:
09:00h bis 20:00h
Wintersaison (01. Oktober bis 30. April)
Ausstellungen und das Schlossgebiet:
10:00h bis 15:00h
Schlossgebiet
10:00h bis 16:00h
(Stand 2019)
Die Öffnungszeiten des Museums sind z.T. Saisonabhängig. Bitte prüfen Sie diese vor dem Besuch auf der Website!
Montags und an manchen Feiertagen sind die Museumssäle geschlossen, dann kann man nur das Schlossgebiet besichtigen.