Nouvelle-Aquitaine
Frankreich
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« J’ai deux amours …mon pays et Paris … ».
„Ich habe zwei Lieben … mein Land und Paris …“. Wer hat dieses schöne Lied von Josephine Baker noch nie gehört oder gesummt? Im 15. Jahrhundert von den Herren von Caumont erbaut, war das Château des Milandes mehr als dreißig Jahre lang die dritte Liebe dieser großen Dame des 20. Jahrhunderts.
Die Familie Caumont, eine bedeutende französische Adelsfamilie, die seit dem 10. Jahrhundert aus einem Lehen in Lot-et-Garonne stammt, ließ sich im Perigord im Château de Castelnaud nieder. Ein Nachfahre – François de Caumont wollte 1489 für seine Frau Claude de Cardaillac einen charmanteren, lichtdurchfluteten Wohnsitz errichten – im Gegensatz zur Strenge des Baus von Castelnaud. So entstand diese charmante Residenz – Milandes ist ein Paradebeispiel für elegante Renaissance-Architektur mit prächtigen gotischen Elementen.
Dank der großen Sprossenfenster – die mit herrlichen Buntglasfenstern geschmückt sind- und der sich zum Tal
der Dordogne hin weit geöffneten Räume wurde Les Milandes zum bevorzugten Sitz der Familie Caumont. Trotz allem sind die für das Mittelalter typischen architektonischen Strukturen wie Türmchen, Wendeltreppen und Wasserspeier erhalten geblieben.Das Wappen der Familie de Caumont – Azurblau mit drei goldenen Leoparden – findet man heute als Mosaik in einem der Räume im Erdgeschoss des Schlosses, es wurde 1950 von Josephine Baker zur Ehrung der ersten Besitzer angelegt.
Das Château war während des gesamten 16. Jahrhunderts bewohnt, aber die Bekehrung der Familie zum protestantischen Kult sorgte für Turbolenzen. Die Herren von Caumont waren glühende Anhänger der katholischen Religion – insbesondere Charles, Sohn von François und Geoffroy, Enkel von François. Dieser hatte 1568 Marguerite de Lustrac, Marquise de Fronsac geheiratet. Sie war eine der reichsten Erbinnen Frankreichs; beide leben im Château des Milandes.
Die bedeutendste Persönlichkeit in der Geschichte von Milandes lebte hier im 17. Jahrhundert: Jacques Nompar de Caumont, ein Nachfahre von François. Er nahm zusammen mit seinen Eltern an der Hochzeit von Henri de Navarra mit Marguerite de Valois, der Schwester von Charles IX, teil. In der Bartholomäusnacht am 24. August 1572 entkam er auf wundersame Weise der Ermordung seiner Familie die zum Protestantismus übergetreten war. Er wurde im Château des Milandes von seinem Onkel Geoffroy und seiner Tante Marguerite de Lustrac aufgenommen.
Die Katholiken eroberten das Schloss zurück, nachdem sie 1578 Geoffroy vergiftet hatten. Anne, die einzige Tochter von Geoffroy und Marguerite, wurde von ihrem Vormund, Jean d’Escars, mit einem seiner Söhne – einem Katholiken – zwangsverheiratet. Daraufhin enterbte sie ihre Mutter und setzte Jacques Nompar als Erben von Milandes ein. Dieser behielt es bis zu seinem Tod mit 93 Jahren im Jahr 1652. Er war seit 1622 Marschall von Frankreich und wurde 1637 Herzog und Peer.
Die Revolution bedeutete das Ende der Pracht des Château, es wurde aufgegeben und im 19. Jahrhundert verkauft. Leider wurde wenig in die Instandhaltung investiert oder es wurde sogar zeitweise aufgegeben. 1850 teilten sich zwei Familien das Haus und verändern die Raumaufteilung.
Im Jahr 1900 kaufte glücklicherweise Charles Auguste Claverie, ein französischer Industrieller mit Verbindungen nach Sarlat das Château des Milandes. Er führte eine außergewöhnliche Umgestaltung durch: Das Haus wurde dank der zwischen 1900 und 1914 durchgeführten gigantischen Arbeiten wieder zu einem echten Schloss.
Mit der Hilfe des Architekten Henri Laffillée restaurierte Charles Claverie das Schloss und fügte einen kompletten Flügel im Osten hinzu, dem er auf den Ruinen eines alten Wachturms einen Turm hinzufügte. Neue Türme, neue Wohnstätten und romantische Balkone wurden errichtet und das Schloss mit einer unglaublichen Sammlung von Skulpturen ausgestattet, darunter Wasserspeier und Schimären. Alle Fenster wurden restauriert und erhielten Buntglasfenster, von denen einige aus dem 17. Jahrhundert stammen.
Charles Claverie baute außerdem ein hochmodernes Weinlager und ein Bauernhaus, um Les Milandes zu einem Geschäftsbetrieb zu machen. Das Weingut überblickt das Tal, seine nüchterne Architektur ist eine Mischung aus Mittelalter und Renaissance. 1908 wandte er sich an Jules Vacherot, einen Landschaftsarchitekten aus Paris. Es sollte, in der Erweiterung des Schlosses, ein so genannter „französischen Garten“ angelegt werden, der von einem englischen Park umgeben sein sollte. Dieser bemerkenswerte Garten lädt noch heute zum Schlendern ein, mit seinen Wasserspielen, seinen über mehrere Terrassen führenden Springbrunnen , Buchsbaumhecken, Rasenflächen und Blumenbeeten und dem darunter liegenden Landschaftspark und den Volieren mit exotischen Vögeln.
Im Jahr 1938 wurde das Château des Milandes von Josephine Baker zuerst gemietet und dann 1947 gekauft. Das aufregende und hektische Leben der Josephine Baker, einer versierten und renommierten Künstlerin der Music-Hall, aber auch eine engagierten und mutigen Frau während des 2. Weltkriegs gilt es in fünfzehn Räume des Schlosses im Rhythmus der Künstlerin zu entdecken. Besonders sehenswert ist der Grand Salon, wo verschieden Kleider der Josephine ausgestellt sind.
Eine weitere Besonderheit des Château des Milandes: seine Raubvogelschau! Die Geschichte der Falknerei wird erzählt, während man verschiedene Arten von Tag- und Nacht-Raubvögeln bewundern kann.
Les Milandes ist auch sehr geeignet für Familien! Workshops und Aktivitäten für Jung und Alt ermöglichen es jedem, in neue Welten einzutauchen. Vor, während oder nach der Entdeckung dieses schönen Universums ist die Brasserie da, um Sie willkommen zu heißen. Vom Mittagessen bis zu Snacks und Erfrischungen können Sie unsere Terrasse mit Blick auf das Schloss genießen.
Warten Sie also nicht länger, kommen Sie durch die Tore des Château des Milandes und tauchen Sie ein in das Herz eines außergewöhnlichen Ortes!
Wir danken den Verantwortlichen des Château des Milandes für Texte und Photos. Die Bildrechte liegen dort.
täglich von 10:00h bis 19:00h
5. Juli bis 30. August:
von 9:00h bis 20:00h
31. August bis zum 30. September:
von 9:00h bis 20:00h
Oktober (außer Zeitumstellung: 10:00 bis 18:00h):
von 9:30h bis 18:30h
1. November bis zum 11. November:
von 10:00h bis 18:00h
19. Dezember 2020 bis zum 3. Januar 2021:
11:00h bis 19:00h
Letzter Einlass eine Stunde vor Schließung.
(Stand 2020)
Alle Angaben ohne Gewähr. Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
Allgemeine Tipps Für Schlösser- und Burgentouren empfehlen wir das niederschlagsarme Frühjahr und den milden Herbst. Im Süden (z.B. im Katharerland) sollten Sie Touren gut vorbereiten (genug Wasser / Sonnenschutz LF 50) und nicht alleine gehen - die Orte sind zum Teil sehr abgelegen. WICHTIG: Checken Sie vor dem Besuch - gerade bei kleineren Schlössern - die Öffnungszeiten auf deren Website.
Tickets Viele französische Kulturdenkmäler gehören zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas. Bestellen Sie - sofern möglich - die Karten vorab. Gerade bei vielen Schlössern im Loire-Gebiet oder Orten wie der Abtei Mont Saint Michel haben Sie teils SEHR lange Wartezeiten.
Reiseführer Wir verwenden gerne den Baedeker Reiseführer Frankreich oder Lonely Planet Reiseführer Frankreich (Lonely Planet Reiseführer Deutsch). Als Hosentaschen-Reiseführer nutzen wir außerdem den MARCO POLO Reiseführer Frankreich: Reisen mit Insider-Tipps.
Lese-Tipps
- Mehr auf burgen.de: Unsere Frankreich-Übersicht | Liste der schönsten französischen Burgen & Schlösser | Übersicht Loire-Schlösser
- Die Website des Französischen Fremdenverkehrsamtes (www.france.fr) ist eine schöne Quelle der Inspiration. Merci beaucoup.
- Wer sich auf die Kultur vorbereiten möchte, dem empfehlen wir das Buch "So sind sie, die Franzosen: Die Fremdenversteher von Reise Know-How" (Knapp) - etwas bissig, aber voller humorvoller Einsichten.
- Die Romanreihe Fortune de France von Robert Merle erzählt in 13 (!) Bänden die Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert. Ordentlicher Lesestoff - eine tolle Vorbereitung auf die Schlösser der Loire und all die Francois', Louis' und Henris, die einem in den Schlössern begegnen.
- Eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Mittelalters war Eleonore von Aquitanien. Ihrem Leben kann man sich mit "Die Löwin von Aquitanien: Historischer Roman" von Tanja Kinkel unterhaltsam nähern.