Centre-Val de Loire
Frankreich
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In einem Ort, der zu den schönsten Dörfern Frankreichs gezählt wird, liegt das Château de Montrésor. Es gilt als die slawische Seele im Herzen der Touraine mit seiner mittelalterlichen Festung und dem Renaissanceflügel mit dem Interieur aus dem 19. Jahrhundert aus der Zeit des Grafen Branicki, eines polnischen Exilanten.
Für den Namen des Schlosses gibt es zwei Legenden: Ein Prinz und sein Diener fanden mit Hilfe einer Eidechse ein Loch im Felsen, aus welchem das Tier goldbedeckt erschien. Als die Männer das Loch öffneten, fanden sie so viel Gold, das mit ihrem Schatz auf dem Felsen eine Burg bauen konnten: Mon Trésor. Und sie lebten glücklich bis an das Ende ihrer Tage. Eine andere Erklärung ist ein wenig realistischer. Der Schatzmeister der Kathedrale von Tours soll die Herrschaft über Burg und Land gehabt haben und so wurde sie als Berg des Schatzmeisters bekannt, “Mons Thesauri”.
Gleich zu Beginn des 11. Jahrhunderts ließ
Foulques Nerra, Graf von Anjou, von seinem Hauptmann Roger (“Kleiner Teufel” genannt) auf dem Felsvorsprung über dem Val de l’Indrois eine mittelalterliche Festung errichten, um den Zugang zu den Hochebenen zwischen Loches, Montrichard und Amboise zu schützen.Foulques Nerra galt als einer der umtriebigsten Kämpfer des Mittelalters. Gefürchtet für seine Brutalität, wurde er schon mit 17 Jahren der Graf des Anjou. Er gewann die Schlacht von Pontlevoy gegen die Grafen von Blois, in der 1016 fast 6000 Menschen getötet wurden. Wie viele Herrscher des Mittelalters suchte er trotz der Gewalt seiner Handlungen sein geistiges Heil, um das Paradies zu erreichen. So unternahm er drei Pilgerfahrten in das Heilige Land und ließ einhundertvierzig militärische oder religiöse Gebäude errichten. Viele seiner Bauten stehen noch heute, denn er ersetzte die bisher bestehenden Holztürme durch Gebäude aus Stein, ummantelt von einer Ringmauer und ausgestattet mit einem soliden Tor.
Im 12. Jahrhundert fiel Montrésor in die Hände des englischen Königs Henry II. 1188 konnte der französische König Philip Augustus es zurückerobern. André de Chauvigny wurde der neue Herr von Montrésor, bevor er die Burg für fast zwei Jahrhunderte an die Familie Palluau abtreten musste.
Ab 1203 ließ man das Château niederreißen, erst im Jahr 1393 begann man es für Jean IV de Bueil, den Großmeister der französischen Armbrustschützen wieder aufzubauen. Er ließ in die Umfassungsmauer das Torhaus einbauen, dazu verstärkte er sie mit neuen großen Rundtürmen. Die Ruinen des Bergfrieds im Westen des Anwesens und die doppelte Einfriedung zeugen noch immer von der mittelalterlichen Vergangenheit des Château de Montrésor.
Im Zeitalter der Renaissance verbrachte der Königshof immer mehr Zeit in der Touraine und Montrésor wurde zu einem Zentrum für Höflinge und königliche Bedienstete. Im Jahr 1493 kaufte Imbert de Bastarnay, Berater von vier Königen Frankreichs den Besitz. Von seiner feudalen Residenz steht heute nur noch der Hauptflügel, doch mit seinen von Wachtürmen flankierten Türmen und Gauben beherrschte es das Indrois-Tal. Bastarnay war Gouverneur der Kinder des Königs und nahm außerdem an den Verhandlungen über die Eheschließung mit Anne de Bretagne und dem damit besiegelten Anschluss des Herzogtums Bretagne an das französische Königreich teil. Sein Vermögen war so groß, dass er dem König zwei Anleihen gewähren konnte, für die er das Tafelsilber der Festungen von Bridoré und Montrésor einschmelzen ließ. Die im Jahr 1532 geweihte und 1541 fertiggestellte Stiftskirche sollte die Macht und den Reichtum der Familie des Imbert de Bastarnays bezeugen.
Während des 17. und 18. Jahrhunderts lebten die Familien der Bourdeilles und Beauvilliers auf dem Schloss. Die Französische Revolution markierte den Beginn ihres Niedergangs. Um 1845 ließ Graf Louis-Jouffroy de Gonsans den Westflügel der Renaissance-Logis sowie die Schlosskapelle abreißen.
1849 kaufte Graf Branicki, ein polnischer Exilant, das Château de Montrésor und restaurierte es vollständig im Stil des Second Empire. Der Graf sammelte in seinem Schloss viele Zeugnisse, Gemälde und Möbel, die an seine Heimat Polen erinnern, darunter Gemälde und Goldschmiedearbeiten, sowie Kunstwerke der italienischen Renaissance und holländischer Maler des 17. Jahrhunderts aus der berühmten Sammlung von Kardinal Fesch, dem Onkel von Napoleon I. Die von ihm selbst aufgebaute Schlossbibliothek umfasst mehrere tausend Bände, darunter niederländische Atlanten aus dem 16.Jahrhundert. Der Kaminsims im Großen Salon ist dekoriert mit den Wappen der Branickis: Drei Flüsse, eine Krone und darüber ein kleiner paddelnder Hund.
Graf Branicki war ein früher und entschlossener Förderer eines freien und unabhängigen Polens und half den polnischen Unabhängigkeitsbewegungen sowie den russischen liberalen Bewegungen mit beträchtlichen persönlichen finanziellen Mitteln. Er war bis 1843 ein Adjutant des Zaren Nikolaus I. Nach verschiedenen Aufenthalten in Italien und Frankreich ließ sich der Graf 1849 endgültig in Montrésor nieder. Während seiner Aufenthalte traf er den zukünftigen Napoleon III.
Seit 1996 gehört das Chetau zu den Monument Historique und steht unter Denkmalschutz. Das Schloss gehört noch heute den Nachkommen des Grafen Branicki.
Vom romantischen Park des Château fällt der Blick auf das Tal des Indrois. Unter jahrhundertealten Bäumen findet man zwei bemerkenswerte Skulpturen von Constantino Corti und Jules Franceschi. Der Park wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Geschmack der Zeit neu gestaltet.
1. März bis 30. Juni: 10:00h bis 18:00h
1. Juli bis 31. August: 10:00h bis 19:00h
1. September bis 11. November: 10:00h bis 18:00h
Das Schloss ist während der Schulferien geöffnet.
(Stand 2020)
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