Centre-Val de Loire
Frankreich
In der Nähe
Lesezeit: 9 min
Das Château de Chaumont-sur-Loire thront über dem als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuften Loire-Tal und ist gleichzeitig das am höchsten gelegene Schloss der Region mit einer Höhe von 40m über dem Fluss und eines der wenigen, welches tatsächlich direkt an der Loire liegt. Der Name leitet sich von „Chauve Mont“ (kahler Berg) später „Chaud Mont“ (heißer Berg) ab.
Im 10. Jahrhundert ließ Eudes I. Graf von Blois eine Burg als Schutz der Grenze zwischen den Grafschaften Blois und Anjou, welche von Foulques III Nera beherrscht wurde, errichten. Der normannische Ritter Gelduin erlangte später in ihren Besitz und ließ sie ausbauen. Sein kinderloser Sohn vererbte die Festung seiner Nichte Denise de Fugères (ca. 1035-1086). Da sie ein Mitglied der Familie d´Amboise heiratete gelangte auch das Schloß für die nächsten 5oo Jahre in deren Besitz.
Als Strafe für die Teilnahme des Pierre d´Amboise an einem Komplott des Adels gegen seinen König Louis XI ließ dieser Chaumont im
Jahr 1465 abbrennen und schleifen, doch Pierre konnte das Wohlwollen zurück erlangen und damit auch seine Ländereien. Sein Sohn Charles und er begannen mit dem Wiederaufbau von Chaumont. Sie errichteten den heuten zerstörten Nordflügel, den Westflügel, den Turm von Amboise und den ersten Teil des Südflügels.Unter der Herrschaft von Louis XII (1462-1515) wurde die Familie mächtig und einflussreich. Der Enkel von Pierre, Charles II nimmt den Bau des Schlosses wieder auf und läßt die Kapelle, den Ost- und Südflügel, die Vorburg, den Saint Nicolas Turm sowie die Ehrentreppe bauen.
George d´Amboise war Erzbischof von Narbonne und Kardinal, später wurde er Gesandter des Papstes. Als einer der ersten führte er den italienischen Stil in Frankreich ein. Als sein Neffe Charles II die Generalstatthalterschaft in Mailand übernahm, zog der Kardinal nach Chaumont und überwachte die Arbeiten.
Katharina von Medici kaufte das Anwesen im Jahr 1560 für 120.000 Franken. Angeblich soll ihr Hofastrologe Cosimo Ruggieri auf Chaumont das Ende der Valois-Dynastie und den Aufstieg der Bourbonen vorhergesagt haben. Einen Turm neben ihren Gemächern soll er als sein Observatorium genutzt haben und hier in einem magischen Spiegel der Königin das Schicksal ihrer Söhne gezeigt haben.
Nach dem Tod ihres Mannes Henri II im Jahr 1559 zwingt sie dessen Maitresse Diane de Poitiers deren geliebtes Chenonceau gegen Chaumont zu tauschen. Diese hielt sich nur selten auf dem Schloß auf – sie bevorzugte Schloss Anet – ließ aber trotzdem die Ausbauten fortführen. Der Wehrgang mit Pecherkern wird zu dieser Zeit gebaut, auch lässt sie zahlreiche Embleme mit ihren Wappen anbringen.
Im 18. Jahrhundert gehört das Anwesen der Familie Nicolas Bertin de Vaugyen, ab 1750 Jacques Donatien Le Ray. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde durch den Abriss des Nordflügels der Innenhof in Richtung des Loire-Tals geöffnet, eine ausgedehnte Terrasse mit einem schönen Panoramablick entsteht. Das Schloss verlor einen Teil seines Burgcharakters und wurde in ein Lustschloss umgewandelt.
Im Jahr 1772 läßt Le Ray in den heutigen Stallungen zwei Manufakturen für Töpferware und Kristallherstellung errichten. Geleitet werden sie von dem berühmten italienischen Bildhauer Jean-Baptiste Nini. Seine Portraitmedaillons großer Persönlichkeiten aus Terrakotta sind sehr populär. Das Schloss besitzt noch heute eine Sammlung. Der gigantische kegelförmige Ofen kann heute im Rahmen einer Führung durch die Stallungen besichtigt werden.
1810 zieht die von Napoleon aus Paris verbannte Madame de Staël nach Chaumont und empfängt dort gleichgesinnte Intellektuelle.
1823 wird der Besitz an den Baron von Etchegoyen verkauft. Nachdem es durch mehrere Hände geht, erwirbt im Jahr 1875 die junge und reiche Erbin Marie-Charlotte Constance Say, die Enkelin des Zuckerfabrikanten Louis Say, das Schloß und die Ländereien. Durch Heirat mit dem Prinzen Henri-Amédée de Broglie findet sie einen Gleichgesinnten und beide beginnen eine umfangreiche Restauration um Chaumont in eine Luxusresidenz zu verwandeln. In ganz Europa kaufen sie Möbel, Tapisserien und Kunstgegenstände. Der Architekt Paul-Ernest Sanson richtet die sogenannten “historischen Gemächer“ im Ostflügel ein – die Gemächer der Katharina de Medici und des Ruggieri, der Ratssaal, den Saal der Wachen und das Schlafzimmer der Diane de Poitiers. Das Schloß wird mit modernem Komfort wie Strom und fließendes Wasser ausgestattet. Auch die Pferdeställe werden mit dem gleichen Streben nach Luxus und Modernität umgestaltet.
Nach dem Tod des Fürsten heiratet sie erneut, doch Verschwendung, Misswirtschaft und die Wirtschaftskrise führen zu einer hohen Verschuldung. Der früher 2483 Hektar große Besitz wurde nun stückweise verkauft um die drückenden Schulden zu begleichen, knapp 20 Hektar verbleiben der Domäne. Im Jahr 1937 nimmt der Staat eine Enteignung im Sinne der Gemeinnützigkeit vor. Am 01. August 1938 nahm er die Domäne mit ihren prachtvollen Sammlungen in Besitz. Seit 2007 gehört das Schlossgut Chaumont-sur-Loire der Region Centre.
Aktivitäten
Der Landschaftspark
Der Landschaftsarchitekt Henri Duchêne wird vom Prinzen de Broglie ab dem Jahr 1884 mit dem Bau eines Lustgartens beauftragt. Er realisiert einen englischen Landschaftsgarten mit sanften Hügeln, einzelnen Bäumen und Baumgruppen. Von einer Brücke hat man einen schönen Blick auf das Flußtal.
Seit dem Jahr 1992 präsentieren sich alljährlich im Rahmen der „Internationale Gartenschau von Chaumont“ von Mitte Juni bis Mitte Oktober rund 30 Landschaftsgärtner aus verschiedenen Ländern mit ihren Entwürfen und den Prototypen der Gärten von morgen. Neben dem Festival bieten das kleine Nebeltal, der Gemüsegarten, der Garten der Kinder und bestimmte Gartenbereiche der Öffentlichkeit dauerhaft experimentelle Gärten, die sich im Laufe der Jahreszeiten weiterentwickeln.
Quelle: www.domaine-chaumont.fr
BESUCHER-TIPP
Wollen Sie mehrere Schlösser der Loire besuchen, empfiehlt sich der Kauf der Tickets im Paket.
Auf der Website des Office de Tourisme de Blois werden verschiedene Pässe angeboten.
Das internationales Gartenfestival und die „Prés du Goualoup“ sind vom 23. April bis zum 01. November 2020 geöffnet.
02.Januar-31.Januar: 10:15h bis 17:30h
01.Februar - 31.März: 10:00h bis 18:00h
01.April- 22.April: 10:00h bis 19:00h
23.April-31.August 10:00h bis 20:00h
01.September-30.September: 10:00h bis 19:30h
01.Oktober-24.Oktober: 10:00h bis 19:00h
25.Oktober-14.November: 10:00h bis 18:00h
18.November - 31.Dezember: 10:00h bis 17:30h
Letzter Einlass 45 Minuten vor der Schließung des Schlosses
Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
(Stand 2020)
- Reiseführer - während unserer Vorbereitung haben wir 4 Favoriten gefunden: Der für unsere Vorbereitung am besten geeignete Führer ist der Michelin: Schlösser an der Loire, gefolgt von den Kulturreiseführern "Tal der Loire (Dumont)". Als leichte Kost hatten wir immer den "Vis-a-Vis Loire-Tal (Dorling Kindersley)" griffbereit.
- Reisezeit - Burgen, Schlösser & Gärten besucht man am besten zwischen Mai und Ende August. Öffnungszeiten für die Objekte sollte man IMMER separat recherchieren, da jedes Objekt ein eigenes „Süppchen kocht“. Wir standen Mitte September vor etlichen verschlossenen Türen.
- Unterkünfte - für eine Schlösserreise an die Loire empfehlen wir 2-3 zentrale Hotels, von denen aus man sternförmig die Gegend erkundet. Im Westen z.B. das Loire & Sens (etwas südlich von Angers gelegen), zentral gelegen das traumhafte Fontevraud L'Hôtel - hier wohnt auch Eleonore von Aquitanien ;) - und im Osten z.B. das "A la Fleur de Lys" in Langeais. Damit hat man sehr gute Ausgangspositionen zu den über 400 Schlössern der Loire.
- Franz. Fremdenverkehrsamt
- Übersicht Hotels im Paye-de-Loire bei booking.com