Baden-Württemberg
Deutschland
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Schloss Weikersheim, idyllisch gelegen im Tal des Flusses Tauber, gilt mit seinem Barockgarten als eines der schönsten Schlösser im hohenlohnischen Land. Die Stadt Weikersheim blickt auf eine lange Geschichte zurück: Erstmals erwähnt 837, zur Stadt erhoben wahrscheinlich um 1314 vom späteren Kaiser Ludwig aus Bayern, bietet sie noch heute ein durch Renaissance und Barock geprägtes Stadtbild und somit ist der großzügige Marktplatz ein gelungenes Entrée für Schloss und Garten Weikersheim.
Die außergewöhnliche dreieckige Burganlage steht auf den Überresten einer alten Wasserburg, von der noch heute einige Teile, wie der markante Turm erhalten sind.
Der Mann der Weikersheim zu einem Renaissanceschloss umbauen ließ, war Graf Wolfgang II von Hohenlohe. Die Familie derer von Hohenlohe waren reichsunmittelbare Grafen, also direkt dem Kaiser unterstellt – trotzdem hatten sie Einfluss und Macht vor allem auf regionaler Ebene. Die Primogenitur, also die Regel das der erstgeborene die gesamte Regierungsmacht übernimmt, wurde erst spät eingeführt, so zerfiel die Herrschaft immer wieder in verschiedene Familienzweige.
Graf Wolfgang II wurde 1546 im Waldenburger Schloss geboren, sein Vater Ludwig Casimir hatte 1553 in Weikersheim die Reformation eingeführt.1555 kam es zu einer bedeutenden Erbteilung, Graf Ludwig bekam Weikersheim und Langenburg, sein Bruder den Waldenburger Teil. Auch Ludwig teilte die Erbschaft unter seinen Söhnen auf, doch als der ältere Albrecht starb, gelangte Weikersheim an den zweitgeborenen Wolfgang, auch die anderen Brüder starben, sodass die gesamte Herrschaft wieder in einer Hand war. Graf Wolfgang regierte 42 Jahre. Im Jahr 1567 heiratete er Magdalena Gräfin von Nassau- Katzenelnbogen, eine Schwester von Wilhelm von Oranien. Sie hatten 14 Kinder.
Die baufällige Wasserburg ließ er in den Jahren 1595 bis 1603 in Teilen umbauen . Es entstanden der Saalbau mit seinen großen Giebeln zur Gartenseite und der halbe Flüge, in welchem die Schlossküche lag. Im Saalbau entstand der heute noch beeindruckende Rittersaal mit einer länge von 40 Metern, einer Breite von 12 Metern, einer Höhe von fast 8 Metern und einer prachtvollen, freitragenden Kassettendecke. Im Mittelrelief des Prunkkamins findet sich das Motto des Grafen: „Gott gibt Glück“. Der Graf ließ sich im Schloss auch ein Alchemie Labor in einem Anbau des Küchenflügels einrichten. Im Jahr 1610 verstarb der Graf im Alter von 64 Jahren. In den darauffolgen Jahren kam der Ausbau des Schlosses, vor allem bedingt durch den 30-jährigen Krieg zu Stillstand. Im Jahr 1632 bis 1648 fiel die Herrschaft Weikersheim an den Deutschen Orden, Graf Georg Friedrich hatte sich mit dem Kaiser überworfen. Das Schloss wurde 1634 geplündert.
Graf Siegfried ließ um 1680 den stadtseitigen Flügel und den Marstall bauen, danach war das Schloss lange unbewohnt.
Im Jahr 1702 kommt es abermals zu einer gemeinschaftliche Regierung zweier Brüder Carl Ludwig und Johann Friedrich II bis im Jahr 1708 einer erneute Erbteilung in Hohenlohe-Oehringen und Hohenlohe-Weikersheim erfolgt. Wie schon häufiger wurde die Verteilung per Los bestimmt. Graf Carl Ludwig zog das Los Weikersheim und ließ umgehend einige Zimmer wieder in Stand setzen. Im Januar 1709 zog er mit einem Bruder und zwei unverheirateten Schwestern in das Schloss. Zwei Jahre später heiratete er Prinzessin Dorothea Charlotte von Brandenburg- Kulmbach, welche aber im folgenden Jahr verstarb. Im November 1713 fand eine erneute Vermählung statt, die Braut war Prinzessin Elisabeth Friederike Sophie von Oettingen-Oettingen.
Im Inneren des Schlosses entstanden prächtige Wohnräume in der zweiten Etage des Langenburger Baus. Der Festsaal wurde behutsam barockisiert und ein prächtiger Kronleuchter aus Augsburg wurde aufgehängt. Zur Stadt hin gaben sie dem Schloss einen eleganten Vorplatz.
Die großartigste Hinterlassenschaft aber ist der barocke Schlossgarten mit seinen Springbrunnen, den unzähligen Figuren und der Orangerie. Schon um 1600 gibt es Hinweise auf einen Schlossgarten. Graf Carl Ludwig läßt den Garten vergrößern und ihn nach der neuesten Mode gestalten, dazu zählten Kastanienalleen und das geometrisch angelegte Parterre mit vielfältigen Skulpturenschmuck und Wasserkunst. Fröhlicher Höhepunkt der Gartengestaltung ist die „Zwergengalerie“, eine Reihe von kleinen Figuren, wohl Karikaturen des Hofstaates. Die Orangerie wurde im Jahr 1723 fertiggestellt. Heute kann man den Lustgarten wieder in der Form sehen, wie er wohl um das Jahr 1750 ausgesehen haben mag. Nur auf die für diese Zeit charakteristischen Ornamente aus Buchsbaumhecken hat man bei der Restauration verzichtet. Um das Jahr 1730 werden die vier Brunnen ergänzt.
Nach dem Tod Carl Ludwigs im Jahr 1756 setzte aber schon der Niedergang des Gartens ein. Schon einige Jahre befand sich die Grafschaft in einer Finanzkrise, Einsparungen auch der Familie wären nötig gewesen, trafen aber kaum auf Verständnis. Da der Erbsohn des Grafen bereits 1744 bei einem Reitunfall verunglückt war, starb damit auch die Weikersheimer Linie aus, das Schloss verlor seinen Residenzstatus, die Bautätigkeiten brachen ab. Es wurde lediglich als Sommerschloss genutzt.
Im Jahr 1862 wurde das Schloss für wenige Jahre wieder bewohnt. Der Garten war zu dieser Zeit bereits stark verwahrlost, die Skulpturen wurden zugepflanzt und die Bassins zugeschüttet.
Erst nach dem 2. Weltkrieg erwachte das Schloss wieder zu Leben. Constantin zu Hohenlohe-Langenburg aus dem böhmischen Zweig der Familie ließ sich in Weikersheim nach dem Verlust seiner Güter nieder. Er war höchst engagiert in der Restauration des Schlosses und förderte den regionalen Tourismus.
Im Jahr 1967 verkaufte das Haus Hohenlohe-Langenburg Schloss Weikersheim an das Land Baden-Württemberg. Heute kümmern sich die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg um Erhalt und Pflege dieses Kleinods.
Reichhaltig und lebendig ist das Führungs- und Veranstaltungsprogramm in Weikersheim: besonders der Garten lädt immer wieder zu zahlreichen Entdeckungstouren ein, in Gesellschaft von Damen und Herren des 18. Jahrhunderts im historischen Kostüm, auf den Spuren der antiken Helden und Göttinnen, die das grüne Paradies bevölkern. Besonders für Garten- und Pflanzenfreunde steht jede Menge an kenntnisreichen Rundgängen und Ausstellungen zu besonderen botanischen Themen auf dem Programm!
- Schmökern - wer sich Appetit anlesen möchte: "Straße der Residenzschlösser: Baden-Württemberg", "Baden-Württembergs Schlösser & Burgen" und "Schlösser und Burgen in Baden-Württemberg: Die 50 schönsten Ausflugsziele" sind sehr schön gemacht. Etwas allgemeiner (aber trotzdem lesenswert) ist der Merian-Band Baden-Württemberg.
- Geschenke? Neben der oben genannten Schlosscard ist ein schöner Wandkalender ein tolles Geschenk für Burgen- und Schlösserfans.