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Das Wahrzeichen der Stadt Bielefeld – die Sparrenburg oder Burg Sparrenberg, liegt 60 Meter hoch über dem Stadtzentrum auf dem 180 Meter hohen Sparrenberg. Wenn man den fast 40 Meter hohen Burgturm mit seinen 120 Treppenstufen erklommen hat, wird man mit einem Panoramablick weit über den Teutoburger Wald belohnt.
Die Burg wie wir sie heute sehen, verdankt ihr Erscheinungsbild hauptsächlich der Zeit des 16. und 19. Jahrhunderts. Ihre Geschichte geht aber viel weiter zurück, bis ins 13. Jahrhundert.
Die Burg der Grafen von Grafen von Ravensberg
Die erste urkundliche Erwähnung war im Jahr 1256, vermutlich ist sie aber schon ein halbes Jahrhundert früher gebaut worden. Die Grafen von Ravensberg wollten den wichtigen Bielefelder Pass über den Teutoburger Wald und die Kreuzung mehrerer alter Handelswege sichern. Im Mittelalter wurde an der Straße über den Pass Zoll erhoben. Die Stadt Bielefeld wurde im Jahr 1214 das erste Mal als Stadt bezeichnet. Viele der Handwerker,
die am Bau der Burg beteiligt waren, siedelten sich in und um die Stadt an.Ein berühmter Übernachtungsgast: Kaiser Karl IV.
Nachdem die Grafen von Ravensberg 1346 ausstarben, fiel die Burg durch Heirat an Graf Gerhard I. von Jülich-Berg. Sie war aber selten wirklich ein Herrschersitz und wurde größtenteils im Auftrag des Landesherrn von einem Drost verwaltet. Im November 1377 hatte die Burg eine prominenten Besucher: Kaiser Karl IV. übernachtete auf der Burg.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts residierte Graf Wilhelm II. von Ravensberg auf der Sparrenburg. Im Jahr 1511 verstarb der letzte Graf von Jülich-Berg ohne männlichen Erben, sein Schwiegersohn Herzog Johann von Jülich-Berg war sein Nachfolger.
Von einer mittelalterlichen Burg zu einer neuzeitlichen Festung
Ab 1535 veranlassten die Grafen von Jülich-Berg den Ausbau der mittelalterlichen Sparrenburg zu einer neuzeitlichen Festungsanlage. Mit seinen Rondellen – runden Artilleriebauwerken mit besonderer Stärke – reagierte man auf das Aufkommen moderner Kanonen und anderer Geschütze. Im Jahr 1612 wurde die Burg durch ein Erdbeben beschädigt.
Streit im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit
Der letzte klevische Herzog verstarb im Jahr 1609. Diesmal war das Erbe strittig. Der Jülich-Klevischen Erbfolgestreit dauerte bis 1614. Der Vertrag von Xanten sprach den Brandenburgern Kleve, Mark und Ravensberg zu und den Pfalz-Neuburgern Jülich und Berg. Da Brandenburg-Preußen mit der Republik der Vereinigten Niederlande verbündet war, wurden auf der Sparrenburg holländische Truppen einquartiert. Sie blieben bis zum Jahr 1623, als sie bedrängt von spanischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg zurückweichen mussten. Der Versuch einer Rückeroberung zwei Jahre später scheiterte. Auch 1636 wurde die Burg belagert, diesmal von schwedischen Truppen. 1637 wurde die Festung von den Spaniern übergeben.
Der neue Eigentümer: Friedrich Wilhelm von Brandenburg
Im Westfälische Frieden 1648 wurde die Zugehörigkeit der Sparrenburg zu Brandenburg-Preußen bestätigt, nachdem sie zwischenzeitlich den verbündeten Franzosen überlassen worden war. Friedrich Wilhelm „der Große Kurfürst“ hielt sich einige Male auf der Festung auf. Friedrich Wilhelm von Brandenburg ließ die im Krieg entstandenen Schäden ausbessern und nutzte die Gebäude als Nebenresidenz. Seine Statue steht auf der Sparrenburg, sie war ein Geschenk von Kaiser Wilhelm II. an die Stadt Bielefeld.
Streit im Holländischen Krieg
Die letzte Belagerungen waren im Holländischen Krieg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Wie viele andere Festungen auch genügte die Sparrenburg am Ende des 17. Jahrhunderts nicht mehr den militärischen Erfordernissen ihrer Zeit. Es gab eine Nutzung als Gefängnis, aber sie wurde immer mehr dem Verfall anheimgegeben. Außenmauern und Gebäude wurden abgetragen, ein Teil der Steine verkauft.
Erst im 19. Jahrhunderts wurde mit der Restaurierung begonnen. 1879 erwarb die Stadt Bielefeld die Burg. Während eines Luftangriff im September 1944 wurde die Festung schwer beschädigt, lediglich der Turm blieb unversehrt. Seitdem wird die Sparrenburg restauriert. Heute ist sie ein beliebtes Ausflugsziel und historisches Wahrzeichen der Stadt. Im September 2014 eröffnete das Besucherzentrum mit Museumsshop und Ticketschalter der Sparrenburg.
Was darf man hier nicht verpassen?
Ein besonderes Highlight ist die 45-minütigen Kasematten-Tour. Auf die Besucher wartet ein spannender Einblick in die mehr als 750 Jahre Burggeschichte und man kann das 300 Meter lange unterirdische Gangsystem der Sparrenburg erforschen. Zur Übersicht der Führungen auf der Sparrenburg.
Kasematten Tour: Für Besucher sind die Kasematten innerhalb der Führung wieder zu begrenzten Timeslots und für max. zehn Personen geöffnet. Die Tickets sind im BIZ und online erhältlich.
Kasematten-Führung 5,00 Euro Erwachsene
Kasematten-Führung erm: 4,00 Euro für Kinder, Schüler, Studis, BI-Pass-Inhaber und Menschen mit Behinderung
Für Besucher ist der Turm wieder zu begrenzten Timeslots und für max. sieben Personen geöffnet.
Die Tickets sind im BIZ und online erhältlich.
Turmaufstieg: 2,50 Euro Erwachsene
Turmaufstieg erm: 2,00 Euro für Kinder, Schüler, Studis, BI-Pass-Inhaber und Menschen mit Behinderung
Online-Tickets für den Turmaufstieg und die Kasematten-Führung kann man auch vorab auf der Website buchen.
(Stand 2021)