Gravensteen

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Gravensteen in Gent © burgen.de
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Wissenswertes über Gravensteen

Lesezeit: 5 min

Mitten in der im Nordwesten von Belgien gelegenen Hafenstadt Gent liegt die mächtigste Wasserburg Flanderns, die Burg Gravensteen oder Burg der Grafen. Im Mittelalter war Gent ein bedeutender Handelsplatz für Tuche und so wuchs die Siedlung am Zusammenfluss von Schelde und Leie zu einer blühenden Stadt heran. Noch heute zeugen viele prächtige Gebäude vom Reichtum Gents. Auch Kaiser Karl V wurde im Prinzenhof zu Gent als Sohn Philipp I von Habsburg (der Schöne) und seiner Frau Johanna I. von Kastilien (die Wahnsinnige) im Jahr 1500 geboren und wuchs hier viele Jahre unter Aufsicht seiner Tante Margarthe heran.


Doch die Geschichte der Stadt und der Burg beginnt schon viel früher. Die Grafen von Flandern führen ihr Geschlecht auf Baudouin I und seine Frau Judith zurück, die das Gebiet im 9.Jahrhundert als Lehen erhielten. Ihr Sohn Baudouin II erbte den Titel und die Ländereien seines Vaters nach dessen Tod im Jahr 879. Als

kurz darauf die Wikinger plündernd in Flandern einfielen,konnte er sein Erbe halten und nachdem die Wikinger Flandern wieder verlassen hatten, das Machtvakuum nutzen um seine Herschaft zu erweitern. Er und später sein Sohn Arnulf I bauten an allen wichtigen strategischen Stellen Befestigungen und so entstand die erste Burg an der Stelle der heutigen Burg Gravensteen. Es handelte sich zuerst noch um eine zweigeschossige Holzkonstruktion mit Nebengebäuden.

Doch schon im folgenden Jahrhundert erweiterte man die Burg und ersetzte das Holz durch Kalkstein. Das Hauptgebäude hatte drei übereinanderliegende Säle verbunden durch eine monumentale Treppe, ausgestattet mit dem Luxus und Komfort der damaligen Zeit. Die Gebäude wurden in den folgenden Jahren von einem 3 Meter hohen Erdwall umgeben, das ehemalige Erdgeschoss wurde nun ein Keller. Auch ein Torgebäude wurde errichtet. Im Jahr 1127 wurde der flämische Graf Karl (der Gute) ermordet, gegen den Willen des französischen Königs ging der Titel an den Wunschkandidaten der flämischen Städte, den Lothringer Dietrich von Elsass. Während der Auseinandersetzung wurde 1128 die alte Burg durch Parteigängers des Flandern-Grafen zerstört.

Unter ihm und seinem Sohn Philipp blühte das Land dennoch auf. Woll- und Tuchehandel waren die Basis für den Reichtum der Region. Um das daraus resultierende erstarkte Selbstbewußtsein der Genter Bürger zu zügeln, ließ er die Burg als eine imposante Festung neu errichten. Philipp ließ das Hauptgebäude zu einem 30 Meter hohen Wehrturm ausbauen, die Burg wurde von einer Mauer mit 24 Türmen und einem Torhaus umschlossen. In diesem kann man noch heute die stolze Inschrift „Im Jahr der Menschwerdung 1180 hat Philipp, Graf von Flandern und von Vermandois, Sohn des Grafen Dietrich und der Sibylla, dieses Schloss bauen lassen” lesen.
Philipp starb auf einem Kreuzzug im Jahr 1191 bei der Belagerung von Akkon. Sein Neffe Baudouin IX übernahm Burg und Titel. Im Jahr 1384 fielen Burg Gravensteen und die Stadt Gent an die Burgunder Herzöge, welche fortan hier herrschten. Sie versuchten die Macht der Stadt und ihrer Zünfte zu brechen, was zu Aufständen führte. Auch die Burg wurde 1368 beschädigt, die geflickten Mauren kann man heute noch sehen.

Gravensteen diente auch als Regierungs- und Verwaltungszentrum, im 14. Jahrhundert wurde hier die Münze untergebracht, ab 1407 war es das Zentrum der Rechtsprechung im Land.
Als Residenz wurde die Burg zunehmend unbeliebt, sie war nicht besonders komfortabel und die Stadtbewohner galten als rebellisch. Schon im 13. Jahrhundert wich man auf andere Unterkünfte aus und ab dem Jahr 1340 bevorzugten die Grafen endgültig Hof ten Walle im Prinsenhof als Residenz. Durch die veränderte Nutzung wurden die Räume die vorher der gräflichen Hofhaltung dienten nun zu Gerichtssälen und Regierungsräumen umgebaut. Die Burg verfügte über kalte und feuchte Kerkerräume und nachdem die Folter breits nicht mehr praktiziert wurde, führte man sie in Flandern ab dem 15. Jahrhundert wieder ein.

Im Jahr 1778 wurde die nun für ihre Aufgaben zu große und teure Burg verkauft. Jean-Denis Brismaille kaufte die ehemalige Oberburg und baute sie in eine Manufraktur um. Später erwarb der Industrielle Ferdinand Jan Heyndrickx den Großteil der Burg und ließ sie in einen Industriekomplex mit Baumwollspinnereien und einer Metallkonstruktionswerkstatt umbauen. Am Ende des 19. Jahrhundert wurden die Anlagen an denStadtrand verlagert, ein Abriss der Burg wurde erwogen und verworfen. Der belgische Staat und die Stadt Gent kauften die Anlage und rissen alles ab, was nicht aus Kalkstein gebaut worden ist, bis die mittelalterliche Burg wieder zum Vorschein kam.

Im Jahr 1893 begann man mit der Restaurierung und im Jahr 1907 wurden Teile der Burg Gravensteen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und seit 1913 ist sie eine der größten Attraktionen von Gent. Zum Anlass der 800 Jahre Gent-Feier im Jahr 1980 gibt es ein umfangreiches Restaurierungsprogramm der Stadt, welches bis heute andauert.

Die Burg beherbergt neben einem Waffenmuseum mit den typischen Waffen des Mittelalters ein Folterinstrumente- und Gerichtsmuseum. Fesseln, Guillotine, Streckbank, Dornenhalsband und Richtschwerterkann man hier bestaunen. Der Rundgang durch die Burganlage erfolgt über 15 Stationen mit Beschreibungen in Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch. Der Blick von der Aussichtsplattform des Donjons geht über ganz Gent und ist absolut sehenswert.

Wem die Burg aus dem TV bekannt vorkommen sollte, Gravensteen wurde als Kulisse der BBC Produktion „The White Queen“ genutzt.

Eintrittspreise
Erwachsene: 10,00€
Junge Erwachsene von 19 bis 25 Jahre: 6,00€

bis 19 Jahre freier Eintritt

Die CityCard Gent (30,00€ für 48 Stunden oder 35,00€ für 72 Stunden) ermöglicht freien Eintritt.
Öffnungszeiten
Täglich von 10:00h bis 18:00h
Letzter Einlass um 17:00h

Geschlossen am 24., 25. und 31. Deztember, sowie am 01.Januar.
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