Centre-Val de Loire
Frankreich
Lesezeit: 4 min
Selles sur Cher war schon immer ein bedeutender strategischer Punkt, hier führte eine wichtige Handelsstraße über den Fluss. Siedlungen gab es hier schon in römischer Zeit und dem frühen Mittelalter.
Die erste Befestigung wurde von Thibault de Champagne, dem Grafen von Blois im Jahr 935 gebaut, ein Turm auf einem aufgeschütteten Erdhügel. Die Mönche eines nahe gelegenen Klosters baten ihn um Schutz vor wiederkehrenden Raubzügen der Wikinger.
Die Anlage wurde in den folgenden Jahren weiter ausgebaut, Ginon de Mehun, Herr von Selles, ließ sich hier im Jahr 1142 nieder. Die Burg wurde 1194 von Richard Löwenherz eingenommen, und bis auf den Hauptturm abgerissen, währen Raoul de Mehun auf einem Kreuzzug war. Robert de Courtenay, ein Mitglied des Französischen Königshaus lässt die Burg ab dem Jahr 1212 wieder aufbauen und sein Neffe Baudouin, Kaiser von Konstantinopel übernachtet hier während seiner Frankreichreise im Jahr 1238. Die fünf heute noch zu sehenden Rundtürme stammen wahrscheinlich
aus dieser Zeit.Am Ende des 13. Jahrhunderts gelang die Anlage in den Besitz der Familie von Chalons. Die Burg wurden vom englischen „schwarzen Prinzen“ erobert und zurückgewonnen von du Guesclin im Jahr 1370, welcher hier auch wohnte.
Der französische Thronerbe Charles, der spätere Charles VII kam dreimal nach Château de Selles sur Cher um die Generalstände einzuberufen, in den Jahren 1421,1423 und noch einmal 1424.
Jeanne d´Arc richtete hier 1429 das Hauptquartier der Eroberung von Orléans ein, wohnte aber in einem Gasthaus, da sich das Schloss zu dem Zeitpunkt in den Händen der Engländer befand.
Später wurde das Schloss durch zwei königliche Besuche geehrt, von Louis XI im Jahr 1472 und von Louis XII im Jahr 1509. Coligny ließ den Besitz 1563 plündern.
Philippe de Bethune, Botschafter von Henri IV. kaufte das Château de Selles sur Cher im Jahr 1604und sich im stolzen Alter von 65 hier nieder zulassen. Sein Architekt Jacques II. Androuet du Cerceau baute für ihn de beiden quadratischen Pavillons und auch den Goldenen Pavillon mit seinen reichen Dekor. Philippe besaß eine erlesene Bibliothek und eine große Kunstsammlung, sie befanden sich im heute nicht mehr existierenden Nordflügel. Eine Kusine Louis XIV, la „Grande Mademoiselle“ besuchte das Schloss zweimal und war von der Großartigkeit der Anlage sehr beeindruckt.
Hippolyte de Bethune, Sohn von Philippe, verließ Selles nach dem tragischen Tod seines Sohnes und kehrte nicht mehr zurück. Er übertrug die Sammlungen der Krone im Jahr 1664. Viele der wertvollen Manuskripte findet man heute in der Nationalbibliothek in Paris. Anne Marie Louise de Béthune verbrachte mit ihrer Schwester der Königin von Polen zwei Aufenthalte in Selles. Ihr Schlafzimmer kann man heute besichtigen.
Im Jahr 1719 verkaufte sie das Schloss an Cardin le Bret. Während der Revolution wurde einiges zerstört. 1806 wird der Marquis von Bartillat der neue Eigentümer, er lässt Umbauarbeiten durchführen. Die sogenannte „Bande noire“, so bezeichnete man Gesellschaften von Spekulanten und Bauunternehmern, die alte Gebäude aufkauften, abtrugen um die Baumaterialien zu verkaufen, zerstört einen Teil des Schlosses. 1880 unternehmen die neue Eigentümer Familie du Moulinet D’Hardemare große Restaurierungsarbeiten. Die Familie blieb hier bis 2002.
Nach zehn Jahren Verwahrlosung und Vandalismus ist das Schloss Château de Selles sur Cher wieder in Privatbesitz und wurde der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Heute stehen vom Schloss noch zwei große Pavillons, die von einer geschmückten Mauer mit Triumphtor verbunden sind. Das rechte Gebäude lehnte früher an einem 34m langen Wohnflügel, heute nicht mehr existent, welcher sich am Flussufer des Chers erstreckte. Umgeben ist das Schloss von einem Wassergraben. Die Eigentümer haben einige Räume wieder liebevoll eingerichtet, ein besonderer Schatz ist der Goldene Pavillon, eine 1620 von Philippe de Bethune gebaute Zimmerflucht mit Studierzimmer, Kammer und Oratorium mit 2 Kaminen und außergewöhnlich geschnitzten Holzdecken. Die Wandgemälde zeigen Figuren der Antike. Hier gibt es ein umfangreiches Restaurierungsprojekt.
Quelle: http://www.chateau-selles-sur-cher.com/
Besonderheiten
Es gibt einen kleinen Bauernhof mit Tieren: Ziegen, Schweine, Hühner und Gänse. Für Kinder (6 bis 12 Jahre) gibt es die Möglichkeit diese zu füttern. Außerdem gibt es für Kinder einen Quiz und ein Comic Buch.
Im Laden wird “Schloss Honig” verkauft.
Das Schloss wird ab dem 9. März wegen der Demontage der Beleuchtungsanlagen geschlossen.
Den nächsten Eröffnungstermin wird demnächst veröffentlicht.
Öffnungszeiten können sich ändern. Bitte überprüfen Sie diese kurzfristig auf der Website.
(Stand 2020)
Die Schlösser des Loire-Tals sind ein unvergessliches Erlebnis - vermeiden Sie lange Wartezeiten an der Kasse, indem Sie die Eintrittskarten online kaufen. Ist Ihr Schloss hier nicht dabei? Hier gibt's viele weitere Tickets.
- Reiseführer - wir haben für unsere Vorbereitung 2 Favoriten: Michelin: Schlösser an der Loire und der Kulturreiseführer "Tal der Loire (Dumont)". Als leichte Kost haben wir den "Vis-a-Vis Loire-Tal (Dorling Kindersley)" griffbereit.
- Reisezeit - Burgen, Schlösser & Gärten besucht man am besten zwischen Mai und Ende August. Öffnungszeiten für die Objekte sollte man IMMER separat recherchieren, da jedes Objekt ein eigenes „Süppchen kocht“. Wir standen Mitte September vor etlichen verschlossenen Türen.
- Unterkünfte - für eine Schlösserreise an die Loire empfehlen wir 2-3 zentrale Hotels, von denen aus man sternförmig die Gegend erkundet. Im Westen z.B. das Loire & Sens (etwas südlich von Angers gelegen), zentral gelegen das traumhafte Fontevraud L'Hôtel - hier wohnt auch Eleonore von Aquitanien ;) - und im Osten z.B. das "A la Fleur de Lys" in Langeais. Damit haben Sie sehr gute Ausgangspositionen zu über 400 Schlössern.
- Franz. Fremdenverkehrsamt
- Übersicht Hotels im Paye-de-Loire bei booking.com