Sachsen-Anhalt
Deutschland
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Hoch oben über dem Ort Allstedt thront die Burg- und Schlossanlage samt der Vorburg. Zwischen Harz und Kyffhäuser gelegen, blickt sie auf eine lange Geschichte zurück. Schon am Ende des 9. Jahrhunderts wird sie das erste Mal urkundlich erwähnt, der Ort sogar schon ein Jahrhundert früher.
Bereits im 8. Jahrhundert gegründet entwickelte sich die Anlage zur einer sehr bedeutenden Pfalz der Ottonen. Von 935 bis 1200 waren hier die meisten Kaiser oder Könige an diesem Ort mit großer politischer Bedeutung zu Gast. Reichsversammlungen und Reichstage wurden hier abgehalten. Ab ungefähr 1150 verwalteten die Vögte von Allstedt – ein altes Reichsministerialengeschlecht die Pfalz und die Besitzungen. Im Sachsenspiegel des Eike von Repkow, einem der ältesten Rechtsbücher des deutschen Mittelalters gehört sie zu den fünf bedeutendsten Pfalzen Sachsens.
Aus der romanischen Zeit findet man heute noch den spätromanischen Wohnturmstumpf von acht Metern Höhe mit einer Mauerstärke von 1,30 Metern, in der Nordostecke der heutigen
Kernburg befindet, ebenso der Eckturm an der Nordmauer.Es waren die Edelherren von Querfurt, die die Anlage zu einer Wehrburg ausbauten. Die Kernburg hatte bis zu 3,50 Meter dicke Mauern. Nach dem Tod des letzten Vertreters der Familie im Jahr 1496 ging die Burganlage an Friedrich II. von Sachsen über, der die eben errichtete Wehrburg in ein Renaissanceschloss umwandelte. Im spätmittelalterlichen Palas befinden sich im Erdgeschoss die Hofstube und die Burgküche mit ihrem 20 Meter hohen Kaminschlot.
Im Zuge der Reformation besuchte der Theologe Thomas Müntzer die Kernburg und nutzte die darin liegende Hofstube als Schauplatz seiner sogenannten Fürstenpredigt. Die Hofstube im spätromanischen Stil besteht noch heute und stellt ein wahres Relikt historischer Ereignisse dar.
Trotz geschichtsträchtiger Begebenheiten schienen die Ideen für neue Bauvorhaben durch immer neue Besitzer nicht auszugehen. Um 1691 folgte aus diesem Grund ein wiederholter Umbau, diesmal zu einer barocken Schlossanlage. Im Jahr 1721 wurde die Schlosskapelle in ihrer heutigen Form fertig gestellt. Mit dem Tod des neuen Bauherrn, Herzog Ernst August I., im Jahr 1748, endeten diese Umbauten weitestgehend. Lediglich das barocke Vorschloss war fertig gestellt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die letzten größeren Umbaumaßnahmen vorgenommen. Der noch offene Wehrgang wurde geschlossen und zu einem Galeriegang ausgebaut.
Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Schloss- und Burganlage Ende des achtzehnten Jahrhunderts, die ihn vermutlich in seinem künstlerischen Schaffen inspirierte. „Iphigenie auf Tauris“ heißt das bekannte Drama, von dem er drei Akte während seines Besuchs in Allstedt verfasste.
Heute, inspiriert das imposante Anwesen bestimmt auch manchen Besucher, was bei der Fülle an Veranstaltungen nicht verwunderlich ist.
Wir danken den Verantwortlichen von Burg & Schloss Allstedt für Texte und Photos. Die Bildrechte liegen dort.