Auch wenn der heilige Magnus – oder kurz St. Mang – als Person schwer zu fassen ist: Er ist bis heute ein verehrter Heiliger, dessen Gedenktag der 6. September ist. In Bad Schussenried ist St. Mang das dritte Septemberwochenende gewidmet, wenn im ganzen Ort das Mangenfest gefeiert wird. Wer war dieser Heilige und was hat es mit der Magnusstab-Reliquie auf sich?
Wer war der Heilige Magnus?
Gelebt hat Magnus im frühen Mittelalter, im 8. Jahrhundert, zunächst vermutlich in der Ostschweiz. Hier traf er auf den heiligen Gallus, Klostergründer von St. Gallen. Als dessen Schüler lebte er zunächst als Einsiedler und Mönch. Von Gallus beauftragt, pilgerte er zum Grab des heiligen Columban und kam von dieser Reise mit dessen Abtsstab zurück – der von nun an sein treuer Begleiter bleiben sollte. Ab 746 war Magnus als Missionar und Priester im Allgäu und in Oberschwaben tätig. Dort traf er der Überlieferung nach auf Schlangen und Dämonen, die er mithilfe des Stabes vertreiben konnte. Außerdem besiegte er mit ihm mehrere Drachen und hinderte einen Bären daran, Äpfel zu stehlen. Auch heute noch, mehr als 1.200 Jahre nach seinem Tod, gilt Magnus als Schutzpatron des Viehs und des Feldes und als Nothelfer gegen Schlangenbisse und Mäuse- und Raupenplagen.
Die Klosterkirche St. Magnus in Schussenried
So groß ist das Renommee des frühmittelalterlichen Heiligen, dass er sogar den Beinamen „Allgäu-Apostel“ bekommen hat. Sein weitreichendes Wirken ist auch heute noch an vielen Orten lebendig. Besonders im Kloster Schussenried, dessen Kirchenpatron der Heilige ist, kann man ihm nachspüren. Das einstige Prämonstratenserkloster war 1183 als Stiftung durch zwei adlige Brüder gegründet worden, die ihren Herrensitz „Shuzenriet“ aus Mangel an Erben an den Orden vermacht hatten. 1229 war die Klosterkirche fertiggestellt und der Jungfrau Maria und dem heiligen Magnus geweiht worden. Die Kirche St. Magnus zählt zu den größten spätromanischen Kirchen in Oberschwaben. Heute besticht sie durch ihre harmonische Mischung dreier Stilepochen: Spätromanik, Spätgotik und Barock.
Der Magnusstab
Von großer Bedeutung für das Kloster war die Reliquie des von Columban auf den heiligen Magnus übergegangenen Stabes. Ein Teil dieses kostbaren Stückes befindet sich wohl schon seit dem Mittelalter im Kloster Schussenried. Der Wunderstab, der zu Flursegnungen auf neu urbar gemachtem Land eingesetzt wurde – und immer noch wird –, regte Pilger zu Wallfahrten an. Er wurde sogar an andere Klöster verliehen. Diese Entlehnungen brachten dem Kloster Schussenried, neben großer Bekanntheit, auch beträchtliche Einkünfte ein. Das kostbare Reliquiar, in dem sich das Stück des Holzstabs dem Betrachter heute im Kirchenmuseum präsentiert, stammt aus dem Barock. Zwei goldene Engelchen halten die kleine Kapsel in die Höhe, in der sich die Reliquie befindet. Darüber ist mit einem strahlenden Heiligenschrein der heilige Magnus zu sehen. Das Reliquiar wurde mehrfach umgearbeitet, zuletzt durch den Augsburger Goldschmied Georg Ignaz Baur (1727-1790). In der gleichen Zeit entstanden auch die Fresken an der Decke der Klosterkirche. Im linken Seitenschiff ist der heilige Magnus zu sehen wie er – dem Stab sei es gedankt! – Mäuse und anderes Ungeziefer vertreibt oder teufelsartige Ungeheuer bekämpft.
Erlebnistag im Kloster am 11. Oktober 2015
Was einst ein Kloster war, wie man hier lebte und arbeitete und betete, erschließen die Staatlichen Schlösser und Gärten in vielen Führungen und Veranstaltungen. Zum ersten Mal wird in diesem Jahr der „Erlebnistag im Kloster“ stattfinden: Am 11. Oktober 2015 laden viele einstige Klöster in ganz Baden-Württemberg zu einem Tag, an dem bei Führungen und Aktionen ein Gefühl für das Leben im Kloster in vergangenen Zeiten vermittelt werden soll. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wenden sich mit dieser neuen Programmidee insbesondere an Familien und Kinder.
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